Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Sekretär sein Netz
weiter. »Wie lange es dauert, bis die beiden Schwartz vermissen
und Verdacht schöpfen, läßt sich nicht sagen, aber
wir können Arvardan zumindest die Zeit lassen, sich mit Shekt zu
treffen. Wenn wir die beiden zusammen erwischen, können sie sehr
viel weniger abstreiten.«
»Wieviel Zeit haben wir denn noch?« wollte der
Höchste Minister wissen.
Balkis sah ihn nachdenklich an. »Die Planung ist flexibel,
und seit Shekt als Verräter entlarvt wurde, arbeiten die Leute
in drei Schichten – wir kommen gut voran. Lediglich die
Berechnungen für die jeweiligen Umlaufbahnen stehen noch aus.
Die Kapazität unserer Computer ist hier das größte
Hindernis. Nun ja… eventuell ist es nur noch eine Frage von
wenigen Tagen.«
»Von wenigen Tagen!« Der Ausruf verriet eine seltsame
Mischung aus Triumph und Entsetzen.
»Von wenigen Tagen!« wiederholte der Sekretär.
»Aber vergessen Sie nicht – wenn auch nur zwei Sekunden
zuvor eine Bombe einschlägt, ist alles vorbei. Und
anschließend ist in einem Zeitraum von einem bis sechs Monaten
mit Vergeltungsmaßnahmen zu rechnen. Wir sind also noch nicht
ganz außer Gefahr.«
Wenige Tage noch! Dann würde der ungleichste Kampf in der
Geschichte der Galaxis beginnen, die Erde allein würde gegen das
gesamte Imperium stehen.
Dem Höchsten Minister begannen die Hände zu zittern.
Wieder saß Arvardan in einem Stratojet. Innerlich kochte er
vor Wut. Es war aussichtslos, daß der Höchste Minister und
seine psychopathischen Untertanen ihm offiziell erlauben würden,
in die radioaktiven Zonen vorzudringen. Doch darauf war er
vorbereitet, und seltsamerweise bedauerte er es nicht einmal. Er
hätte entschiedener auftreten können – aber es war ihm
nicht wichtig genug gewesen.
Bei der endlosen Galaxis, wenn es nicht anders ging, würde er
eben ohne Genehmigung handeln. Er würde sein Schiff mit Waffen
bestücken und sein Anliegen mit Gewalt durchsetzen. Eigentlich
war es ihm sogar lieber so.
Diese hirnverbrannten Dummköpfe!
Wofür, zum Teufel, hielten sie sich eigentlich?
Sicher, er wußte es ja. Sie hielten sich für die
Stammväter der Menschheit, die Bewohner des einen Planeten…
Und was das Schlimmste war, sie hatten auch noch recht.
Nun ja… Das Schiff startete. Er wurde in die weichen
Sitzpolster gedrückt. Binnen einer Stunde würde Chica in
Sicht kommen.
Wobei er es durchaus erwarten konnte, Chica wiederzusehen,
beteuerte er sich, aber die Sache mit dem Synapsifikator könnte
wichtig sein, und wenn er schon auf der Erde war, sollte er doch das
Beste daraus machen. Er hatte bestimmt nicht die Absicht, später
noch einmal wiederzukommen.
Rattenloch!
Ennius hatte recht.
Aber dieser Dr. Shekt… Er strich über das
Empfehlungsschreiben mit seinen gestelzten Formulierungen…
Und dann fuhr er plötzlich in die Höhe – oder
hätte es gerne getan, wenn der Beschleunigungsdruck ihn nicht in
seinem Sessel festgehalten hätte. Die Erde sackte immer noch
unter der Maschine weg, doch das Blau des Himmels ging
allmählich in ein sattes Purpur über.
Er hatte sich an den Namen des Mädchens erinnert. Sie
hieß Pola Shekt.
Wie hatte er das vergessen können? fragte er sich
empört. Er fühlte sich betrogen. Sein Gedächtnis hatte
sich gegen ihn gewandt und ihm den Familiennamen so lange
vorenthalten, bis es zu spät war.
Doch in den Tiefen seiner Seele glomm ein winziges Fünkchen
Jubel auf.
14
EIN WIEDERSEHEN
Seit jenem Tag, an dem Dr. Shekt seinen Synapsifikator an Joseph
Schwartz ausprobiert hatte, waren zwei Monate vergangen. Der Physiker
hatte sich in dieser Zeit sehr verändert, weniger
äußerlich, auch wenn er vielleicht noch magerer geworden
war und seine Schultern noch mehr hängen ließ, als vor
allem in seinem Wesen. Er wirkte ängstlich und zerstreut, hatte
sich ganz in sein Schneckenhaus zurückgezogen und schottete sich
selbst gegen seine engsten Mitarbeiter ab. Wie ungern er sich in ein
Gespräch verwickeln ließ, mußte selbst ein Blinder
sehen.
Nur Pola schüttete er gelegentlich sein Herz aus, vielleicht
deshalb, weil auch sie seit zwei Monaten eine ganz ungewohnte
Verschlossenheit an den Tag legte.
»Ich werde ständig beobachtet«, klagte er etwa.
»Irgendwie spürt man das. Vielleicht kennst du das
Gefühl?… Im Institut gab es vergangenen Monat mehrfach
Personalwechsel, und immer gehen ausgerechnet diejenigen, die mir
sympathisch sind, und die ich für vertrauenswürdig
halte… Und nie bin ich eine
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