Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Wohnviertels ließ ihn das
Mädchen anhalten, sah sich vorsichtig um und winkte ihn
schließlich in eine Auffahrt. Der Wagen glitt eine sanft
geneigte Rampe hinab und blieb in einer Einzelgarage stehen.
Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloß, nun war die Lampe
im Wagen die einzige Lichtquelle.
Und Pola sah ihn an und sagte feierlich: »Es tut mir leid,
Dr. Arvardan, aber ich sah keine andere Möglichkeit, unter vier
Augen mit Ihnen zu sprechen. Ich weiß, daß Sie keine
besonders hohe Meinung von mir haben…«
»Glauben Sie das ja nicht«, widersprach er verlegen.
»Wie könnte es denn anders sein? Aber eines möchte
ich Ihnen sagen: ich bin mir durchaus darüber im klaren,
daß ich mich an jenem Abend wie ein ungezogenes Kind benommen
habe. Ich finde nur nicht die richtigen Worte, um Ihnen mein Bedauern
auszudrücken…«
»Bitte, hören Sie auf.« Er sah sie nicht an.
»Ich hätte auch ein wenig diplomatischer vorgehen
können.«
»Nun ja…« Pola hielt inne, um ihre Gefühle
wieder unter Kontrolle zu bringen. »Aber das ist nicht der
Grund, warum ich Sie hierhergelotst habe. In Ihnen habe ich zum
ersten Mal in meinem Leben einen Außerweltler kennengelernt,
der auch freundlich und ritterlich sein kann – und ich brauche
Ihre Hilfe.«
Arvardan durchfuhr es wie ein Messerstich. War das alles, worum es
ihr ging? Er verpackte den Gedanken in ein kaltes: »Ach
ja?«
Und sie verteidigte sich mit einem lauten »Nein! Es handelt
sich nicht um mich, Dr. Arvardan, sondern um die gesamte Galaxis.
Für mich will ich nichts. Gar nichts!«
»Nun reden Sie schon.«
»Erstens – ich glaube nicht, daß uns jemand
gefolgt ist, aber wenn Sie auch nur das kleinste Geräusch
hören, würden Sie – würden Sie dann…«
– sie schlug die Augen nieder – »die Arme um mich
legen und… und… Sie wissen schon.«
Er nickte mit dem Kopf und sagte trocken: »So weit sollte
mein Improvisationstalent gerade noch reichen. Müssen wir
unbedingt auf ein Geräusch warten?«
Pola wurde rot. »Bitte, Sie dürfen sich nicht über
mich lustig machen und auch meine Absichten nicht mißverstehen.
Nur auf diese Weise könnten wir kaschieren, was wir in
Wirklichkeit vorhaben. Nichts anderes wäre
überzeugend.«
»Steht es so ernst?« fragte Arvardan.
Er war neugierig geworden. Sie war so jung, so zerbrechlich.
Irgendwie fühlte er sich überrumpelt. Er war ein durch und
durch vernünftiger Mensch, und darauf war er stolz. Obwohl er
durchaus starker Gefühle fähig war, kämpfte er dagegen
an und war bisher auch immer Sieger geblieben. Woher also
plötzlich dieser überwältigende
Beschützerinstinkt, nur weil ein scheinbar schwaches
Mädchen neben ihm saß?
»Es steht so ernst«, sagte sie. »Ich werde Ihnen
jetzt etwas erzählen, das Sie mir zunächst nicht glauben
werden. Aber ich möchte, daß Sie es wenigstens versuchen. Nehmen Sie sich fest vor, mich für aufrichtig
zu halten. Und vor allem, nehmen Sie sich vor, sich auf unsere Seite
zu schlagen, nachdem ich fertig bin, und die Sache bis zum bitteren
Ende mit uns durchzustehen. Sind Sie dazu bereit? Ich gebe Ihnen
fünfzehn Minuten Bedenkzeit. Wenn Sie danach zu dem Schluß
kommen, ich sei Ihres Vertrauens nicht würdig und die Sache
interessiere Sie nicht, dann werde ich weggehen und Sie nie wieder
behelligen.«
»Fünfzehn Minuten?« Ein Lächeln zuckte um
seine Mundwinkel, er nahm seine Armbanduhr ab und legte sie vor sich
hin. »Einverstanden.«
Sie faltete die Hände im Schoß und starrte unverwandt
auf die leere Garagenwand hinter der Windschutzscheibe.
Er betrachtete sie nachdenklich – das glatte, weiche Kinn,
das sie so energisch vorreckte, die schmale, gerade Nase, die
eigentümlich kräftige Hautfarbe, die so typisch war
für die Erde.
Auf einmal entdeckte er, daß sie ihn aus dem Augenwinkel
ansah und hastig wieder geradeaus schaute.
»Was ist los?« fragte er.
Sie wandte ihm den Kopf zu und biß sich auf die Unterlippe.
»Ich habe Sie beobachtet.«
»Das habe ich bemerkt. Habe ich einen Schmutzfleck auf der
Nase?«
»Nein.« Ein winziges Lächeln, das erste, seit sie
in den Wagen gestiegen war. Immer mehr absurde Kleinigkeiten zogen
seine Aufmerksamkeit auf sich: die Art zum Beispiel, wie ihr Haar bei
jeder Kopfbewegung aufflog und herumschwang. »Ich habe mich nur
seit – seit jenem Abend – immer wieder gefragt, warum Sie
keinen Bleianzug tragen, wenn Sie doch Außerweltler sind. Davon
habe ich mich nämlich täuschen lassen. Sonst sehen
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