Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
daneben befand sich ein Bad, natürlich nur für ihn allein, mit Dusche und Lufttrockenanlage.
Die Kabine lag nahe am ›Offiziersflügel‹, so daß er von Uniformen schier erdrückt wurde. Mittags hatte man ihm auf silbernem Tablett einen Imbiß in die Kabine gebracht. Kurz vor dem Dinner stand auf einmal ein Barbier vor der Tür. Lauter Selbstverständlichkeiten für einen Reisenden erster Klasse auf einem Luxusraumschiff, aber eine Stufe zu hoch für einen Biron Malaine.
Sogar mehr als eine Stufe, denn bevor der Barbier auftauchte, hatte Biron am Nachmittag einen Spaziergang durch die Korridore unternommen und sich dabei gezielt verirrt. Zunächst war er ständig über Besatzungsmitglieder gestolpert – alle waren makellos höflich, aber anhänglich wie die Kletten. Irgendwann hatte er sie jedoch abgeschüttelt und war allein zu Kabine 140 D vorgedrungen, seiner ersten Unterkunft, in der er nie geschlafen hatte.
Vor der Tür blieb er stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Endlich war auch der letzte Passagier, der noch zu sehen war, in einem Seitenkorridor verschwunden. Biron drückte kurz auf den Signalknopf. Niemand meldete sich.
Nun, noch hatte man ihm – zweifellos ein Versehen – den alten Schlüssel nicht wieder abgenommen. Er schob das dünne, ovale Metallplättchen in den dafür vorgesehenen Schlitz. In das Aluminium waren lichtundurchlässige Bleipartikel eingegossen, die ein spezielles Muster bildeten. Dieses Muster aktivierte eine winzige Photoröhre. Die Tür ging auf, und Biron trat einen Schritt ins Innere der Kabine.
Ein Blick genügte. Als er ging, fiel die Tür automatisch hinter ihm ins Schloß. Eines war ihm sofort klar gewesen. Sein altes Zimmer war nicht besetzt, weder von einer hochgestellten Persönlichkeit mit einer Herzschwäche, noch von irgend jemandem sonst. Bett und Mobiliar wirkten geradezu steril: keine Koffer, keine Toilettenartikel waren zu sehen. Es roch nicht einmal nach einem Bewohner.
All der Luxus, mit dem man ihn überschüttete, sollte also nur verhindern, daß er weiter darauf bestand, seine alte Kabine zurückzubekommen. Er wurde bestochen, damit er den Mund hielt und sich zufriedengab. Aber warum? War man an dem Raum interessiert oder etwa an ihm selbst?
Und nun saß er am Kapitänstisch, ohne auf seine Fragen eine Antwort gefunden zu haben. Als der Kapitän eintrat, die Stufen des Podests heraufstieg, auf dem die lange Tafel stand, und seinen Platz einnahm, erhob sich Biron wie alle anderen.
Warum hatte man ihn nur verlegt?
Auf dem Schiff spielte eine Kapelle, und man hatte die Trennwand zwischen dem Speisesaal und der Panoramakanzel entfernt. Sanftes, orange getöntes Licht erhellte den Raum. Auch diejenigen Passagiere, denen der Anfangsschub oder die ersten Erfahrungen mit den geringfügigen Schwerkraftschwankungen in den verschiedenen Abschnitten des Schiffs nicht gut bekommen waren, hatten die Raumkrankheit inzwischen halbwegs überstanden. Der Speisesaal war voll besetzt.
Der Kapitän beugte sich ein wenig vor und wandte sich an Biron: »Guten Abend, Mr. Malaine. Wie gefällt Ihnen Ihre neue Kabine?«
»Fast zu gut, Sir. Ich lebe geradezu über meine Verhältnisse.« Biron leierte die Antwort monoton herunter. Ein Ausdruck der Bestürzung huschte über das Gesicht des Kapitäns.
Beim Nachtisch glitt die Kappe über der Glaskuppel der Panoramakanzel geräuschlos zurück, und das Licht wurde so stark gedämpft, daß man wie vor einer riesigen, schwarzen Leinwand saß. Weder die Sonne, noch die Erde oder sonst ein Planet waren zu sehen. Statt dessen erblickte man die Milchstraße wie eine Galaktische Linse im Längsschnitt, wie einen leuchtender Pfad, der schräg zwischen den grell funkelnden Sternen hindurchführte.
Die Gespräche verstummten. Allgemeines Stühlerücken setzte ein, alles wandte sich den Sternen zu. Die Dinnergäste waren zum Publikum geworden, die Musik flüsterte nur noch.
Klar und ruhig drang eine Stimme aus den Lautsprechern und unterbrach die Stille.
»Meine Damen und Herren! Wir stehen kurz vor unserem ersten Hyperraumsprung. Den meisten von Ihnen dürfte zumindest von der Theorie her bekannt sein, was ein Sprung ist, doch viele – genauer gesagt, mehr als die Hälfte – unserer Passagiere haben noch niemals einen erlebt. Besonders für sie sind die folgenden Erklärungen bestimmt.
Ein Sprung ist genau das, was der Name sagt. Innerhalb des normalen Raum-Zeit-Gefüges ist es nicht möglich, sich schneller
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