Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Staubpartikeln verkratzt zu werden, war bereits eingefahren worden. Die künstliche Beleuchtung war ausgeschaltet, die Galerie war voll besetzt. Nur der Erdenschein erhellte die Gesichter, die über die Balustrade spähten.
Denn da unten schwebte die Erde, ein riesiger, leuchtender Ball mit rötlichgelben, blauen und weißen Flecken. Die dem Schiff zugewandte Hemisphäre lag fast völlig im Sonnenlicht; zwischen den Wolken waren wüstengelbe Kontinente mit vereinzelten, grünen Streifen zu erkennen. Wo die blauen Ozeane bis zum Horizont reichten, zeichneten sie sich scharf gegen die Schwärze des Weltalls ab. Und der klare, schwarze Himmel war übersät mit funkelnden Sternen.
Die Zuschauer warteten geduldig, denn was sie interessierte, war nicht die Taghälfte.
Blendend hell kam die Polkappe in Sicht. Das Schiff beschleunigte immer noch kaum merklich zur Seite hin und wurde langsam aus der Ekliptik getragen. Sachte glitt der Schatten der Nacht über den Globus, und der riesige eurasisch-afrikanische Inselkomplex betrat mit der Nordseite nach ›unten‹ majestätisch die Weltbühne.
Das nächtliche Farbenspiel verbarg den grausigen Anblick des toten, rettungslos verseuchten Bodens. Die Strahlung glich einem riesigen, blauschillernden Meer, durchzogen von blitzenden Girlanden, wo einst – eine volle Generation vor der Entwicklung von Kraftfeldern, die vor nuklearen Explosionen schützten – die Atombomben aufgetroffen waren. Seither konnte keine Welt mehr auf diese Weise Selbstmord begehen.
Stundenlang folgten die Augen der Passagiere der Erde, bis sie schließlich nur noch wie eine blanke Halbmünze in der grenzenlosen Finsternis hing.
Auch Biron Farrill war unter den Zuschauern. Er saß allein in der vordersten Reihe, hatte die Arme auf die Brüstung gestützt und starrte finster vor sich hin. Es widerstrebte ihm, die Erde auf diese Weise zu verlassen. Alles war anders als geplant: die überstürzte Abreise, das Schiff, das Ziel.
Es kratzte, als er mit dem Kinn seinen gebräunten Unterarm berührte, und er schämte sich, weil er sich heute morgen nicht rasiert hatte. Etwas später würde er seine Kabine aufsuchen und das nachholen. Aber noch zögerte er. Hier war er unter Menschen, in seiner Kabine wäre er allein.
Sollte er vielleicht gerade deshalb gehen?
Seit neuestem kam er sich vor wie ein Gejagter, ein Mann ohne Freunde. Es war kein angenehmes Gefühl.
Was man gemeinhin Freundschaft nannte, war seit jenem Anruf, der ihn vor weniger als vierundzwanzig Stunden aus dem Schlaf gerissen hatte, wie eine alte Haut zusammengeschrumpft und schließlich von ihm abgefallen.
Sogar für das Wohnheim war er zur Belastung geworden. Als er nach dem Gespräch mit Jonti den Aufenthaltsraum verließ, hatte sich der alte Esbak geradezu auf ihn gestürzt. Er war in heller Aufregung, und seine Stimme klang noch schriller als gewöhnlich.
»Mr. Farrill, ich habe Sie schon überall gesucht. Ein äußerst unangenehmer Zwischenfall, ich begreife nicht, wie es dazu kommen konnte. Haben Sie vielleicht eine Erklärung?«
»Nein!« Biron hatte ihn fast angeschrien. »Ich habe keine Erklärung. Wann kann ich in mein Zimmer, um meine Sachen zu holen?«
»Ganz sicher morgen früh. Wir haben soeben die nötigen Instrumente bekommen und den Raum gründlich untersucht. Die Strahlung entspricht derzeit den Normalwerten. Eine Erhöhung wurde nicht festgestellt. Sie hatten ungeheures Glück. Ein paar Minuten später, und die Bombe hatte Sie erwischt.«
»Schön, schön, aber jetzt würde ich gern noch ein wenig schlafen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Sie können bis morgen früh mein Zimmer benützen, und für die letzten Tage werden wir Sie schon irgendwo unterbringen. Hmm, da wäre noch etwas, Mr. Farrill, nehmen Sie es mir bitte nicht übel.«
Er überschlug sich fast vor Höflichkeit, benahm sich, als ginge er über rohe Eier. Biron konnte förmlich die Schalen knirschen hören.
»Was denn noch?« fragte er müde.
»Gibt es irgend jemanden, der daran interessiert sein könnte, Sie… äh… zu terrorisieren?«
»Auf diese Weise? Natürlich nicht.«
»Und was haben Sie nun vor? Für die Universität wäre es natürlich äußerst unangenehm, wenn dieser Zwischenfall öffentliches Aufsehen erregte…«
Wie hartnäckig er sich an den Ausdruck ›Zwischenfall‹ klammerte! »Das kann ich gut verstehen«, entgegnete Biron trocken. »Aber keine Sorge. An polizeilichen Ermittlungen bin ich nicht interessiert. Ich
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