Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
erst angefangen und konnten es sich nicht leisten, daß man ihnen auf die Schliche kam. Außerdem war bekannt, daß ich Gillbret oth Hinriad war. Dafür gab es auf dem Schiff genügend Belege, auch wenn ich es ihnen nicht selbst gesagt hätte. Sie wußten, wenn ich nicht nach Rhodia zurückkehrte, würde man eine großangelegte Suchaktion starten, und man würde kaum aufgeben, bevor man mich gefunden hatte.
Dieses Risiko konnten sie nicht eingehen, sie mußten dafür sorgen, daß ich Rhodia wohlbehalten erreichte. Also brachten sie mich nach Hause.«
»Was!« rief Biron. »Das muß doch noch sehr viel riskanter gewesen sein? Wie haben sie das denn angestellt?«
»Ich weiß es nicht.« Gillbret fuhr sich mit seinen knochigen Fingern durch das ergrauende Haar. Sein Blick war nach innen gerichtet, als durchforsche er die entlegensten Winkel seines Gedächtnisses. »Wahrscheinlich hat man mich unter Narkose gesetzt. Von einem gewissen Zeitpunkt an bricht meine Erinnerung ab. Als ich die Augen aufschlug, befand ich mich wieder auf der Blutsauger, und das Schiff trieb unmittelbar vor Rhodia im Weltraum.«
»Die beiden toten Besatzungsmitglieder hingen immer noch an den Schleppmagneten? Man hatte sie auf der Rebellenwelt nicht entfernt?« fragte Biron.
»Sie waren noch da.«
»Gibt es denn überhaupt einen Beweis dafür, daß du auf dieser Welt gewesen bist?«
»Keinen. Bis auf meine Erinnerungen.«
»Woher wußtest du, daß du Rhodia vor dir hattest?«
»Ich wußte es nicht. Ich wußte nur, daß ich mich in der Nähe eines Planeten befand; das Massometer zeigte es an. Wieder setzte ich einen Funkspruch ab, und diesmal wurde ich von rhodianischen Schiffen geholt und mußte dem damaligen, tyrannischen Hochkommissar meine Geschichte erzählen – mit einigen unumgänglichen Abänderungen natürlich. So erwähnte ich kein Wort von der Rebellenwelt, und ich behauptete, der Meteor habe unmittelbar nach dem letzten Sprung eingeschlagen. Sie brauchten schließlich nicht zu wissen, was ich über ihre Raumschiffe und den automatischen Hyperraumsprung herausgefunden hatte.«
»Glaubst du, daß man auf der Rebellenwelt über diesen kleinen Trick Bescheid wußte? Hast du die Leute darüber aufgeklärt?«
»Nein. Dazu hatte ich gar keine Gelegenheit. Ich war nicht sehr lange dort, jedenfalls nicht, während ich bei Bewußtsein war. Wie lange ich ohne Besinnung dort lag, und wieviel sie selbst herausgefunden hatten, weiß ich freilich nicht.«
Biron starrte auf den Sichtschirm. Das Bild war so unbewegt, als sei das Schiff im Raum festgenagelt. Die Gnadenlos bewegte sich auf ihrer Umlaufbahn mit einer Geschwindigkeit von zehntausend Meilen pro Stunde, aber was war das schon bei den gewaltigen Entfernungen im Weltraum? Reglos strahlten die Sterne vom Himmel herab. Ein geradezu hypnotisierender Anblick.
»Und wohin sollen wir jetzt fliegen?« fragte er. »Ich nehme an, du weißt immer noch nicht, wo diese Rebellenwelt ist?«
»Nein. Aber ich kenne jemanden, der es wissen könnte. Ich bin mir sogar fast sicher«, beteuerte Gillbret eifrig.
»Wer soll das sein?«
»Der Autarch von Lingane.«
»Lingane?« Biron runzelte die Stirn. Er hatte den Namen vor einiger Zeit gehört, wußte allerdings nicht mehr, in welchem Zusammenhang. »Wieso gerade er?«
»Lingane war das letzte Reich, das von den Tyranni erobert wurde. Deshalb ist es noch nicht so, sagen wir, umfassend befriedet wie die anderen. Leuchtet dir das nicht ein?«
»Soweit ja. Aber es reicht mir noch nicht.«
»Wenn du noch eine Begründung brauchst, dann denke an deinen Vater.«
»An meinen Vater?« Biron vergaß für einen Moment, daß sein Vater tot war, und sah ihn im Geiste in voller Lebensgröße vor sich stehen. Doch dann setzte die Erinnerung wieder ein, und ein eisiger Schmerz durchzuckte ihn. »Was hat mein Vater damit zu tun?«
»Er war vor sechs Monaten bei uns am Hof, und ich habe auch eine gewisse Vorstellung, warum. Ich habe nämlich einige seiner Gespräche mit meinem Cousin Hinrik abgehört.«
»Ach, Onkel«, rief Artemisia empört.
»Meine Liebe?«
»Du hattest kein Recht, Vaters Privatgespräche zu belauschen.«
Gillbret zuckte die Achseln. »Natürlich nicht. Aber es war recht amüsant und durchaus aufschlußreich.«
Biron unterbrach. »Augenblick mal. Du sagst, es sei sechs Monate her, daß mein Vater Rhodia besuchte?« Seine Erregung stieg.
»Ja.«
»Hör mal, hatte er während seines Aufenthalts vielleicht Zugang zur
Weitere Kostenlose Bücher