Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
interstellaren Entfernungen, nicht der Rede wert sein, aber für ein Raumschiff sind sie doch eine ganze Menge.
Ein weiteres Problem war, die eigene Position zu bestimmen. Mit Hilfe der Massometer-Anzeige ließ sich die Entfernung zu Rhodia oder, genauer gesagt, zu Rhodias Sonne errechnen, denn hier draußen im Weltraum überdeckte das Gravitationsfeld der Sonne die Schwerkraft der einzelnen Planeten. Die Flugrichtung in bezug zur Galaktischen Grundlinie war schon schwieriger zu ermitteln. Dazu mußte Biron außer Rhodias Sonne noch zwei weitere, bekannte Sterne lokalisieren. Mit ihnen als Anhaltspunkten und dem bekannten Abstand zu Rhodias Sonne fand er die tatsächliche Position.
Es waren nur Näherungswerte, aber sie würden vermutlich genügen. Nachdem er nun seine eigene Position und die Position von Linganes Sonne kannte, brauchte er nur noch den Schub der Hyperatomtriebwerke auf die gewünschte Richtung und Stärke zu programmieren.
Biron war nervös und fühlte sich einsam. Aber Angst hatte er nicht! Das Wort lehnte er ab. Die Nervosität war schon schlimm genug. Er stellte seine Berechnung bewußt auf einen Zeitpunkt in sechs Stunden ab, um genügend Spielraum zu haben, alle Ergebnisse noch einmal nachzuprüfen. Vielleicht fand sich sogar noch Zeit für ein Nickerchen. Er hatte sich eine Matratze aus der Kabine geholt und sich ein Bett aufgeschlagen.
Die beiden anderen lagen vermutlich bereits in tiefem Schlaf. Er redete sich ein, das sei nur gut so, auf diese Weise könne er wenigstens in Ruhe arbeiten. Aber als sich jemand auf bloßen Füßen näherte, blickte er doch erwartungsvoll auf.
»Hallo«, sagte er, »wieso schläfst du noch nicht?«
Artemisia stand zögernd in der Tür. »Darf ich eintreten?« fragte sie kleinlaut. »Oder störe ich dich?«
»Das kommt darauf an, was du tust.«
»Ich werde mich bemühen, nichts Falsches zu tun.«
Soviel Unterwürfigkeit war Biron nicht geheuer. Doch der Grund dafür trat rasch zutage.
»Ich habe entsetzliche Angst«, sagte sie. »Du nicht?«
Eigentlich wollte er nein sagen, nicht im geringsten, doch er lächelte nur verlegen, und heraus kam: »Ein bißchen schon.«
Seltsamerweise schien sie das zu trösten. Sie kniete sich neben ihn auf den Boden und betrachtete die dicken Bücher, die aufgeschlagen vor ihm lagen, und die Blätter mit seinen Berechnungen.
»Waren diese Schwarten etwa alle auf dem Schiff?«
»Klar. Ohne sie wäre keine Navigation möglich.«
»Und du verstehst alles, was darin steht?«
»Nicht alles. Das wäre zu schön. Ich kann nur hoffen, daß ich genug verstehe. Um nach Lingane zu kommen, müssen wir nämlich springen.«
»Ist das schwierig?«
»Nicht, wenn man die Zahlen kennt, und die stehen alle hier, wenn man die Steuerung bedienen kann, die ist dort drüben, und wenn man Erfahrung hat, und daran fehlt es mir. Zum Beispiel sollte man die Strecke in mehrere Sprünge aufteilen, aber ich werde es mit einem einzigen versuchen, weil dabei weniger Probleme auftreten können, auch wenn es eine ungeheure Energieverschwendung darstellt.«
An sich sollte er ihr das nicht erzählen; es hatte ja doch keinen Sinn. Es war feige, ihr Angst einzujagen; und wenn sie tatsächlich in Panik geriet, würde sie sicher die größten Schwierigkeiten machen. Doch obwohl er sich das immer wieder vorsagte, nützte es nichts. Er mußte sich jemandem mitteilen. Er mußte sich zumindest einen Teil seiner Befürchtungen von der Seele reden.
»Es gibt so einiges«, fuhr er fort, »was ich wissen sollte, aber nicht weiß. Zum Beispiel hat die Massendichte zwischen hier und Lingane Einfluß auf den Kurs unseres Sprungs, weil sie nämlich die Raumkrümmung in diesem Teil des Universums bestimmt. Die Himmelstabellen – das ist der dicke Wälzer hier – führen Krümmungskorrekturen für bestimmte Standardsprünge auf, und danach sollte man in der Lage sein, die Abweichungen selbst zu berechnen. Aber wenn sich zufällig im Umkreis von zehn Lichtjahren ein Superriese befindet, ist alles hinfällig. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich den Computer korrekt gefüttert habe.«
»Was würde passieren, wenn du dich geirrt hättest?«
»Nicht auszuschließen, daß wir zu dicht an Linganes Sonne in den Normalraum zurückkehren.«
Sie überlegte eine Weile, dann sagte sie: »Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel leichter mir jetzt ums Herz ist.«
»Nach allem, was ich eben sagte?«
»Natürlich. In meiner Koje habe ich mich nur hilflos und verloren gefühlt
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