Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Die Floriner sind ungewöhnlich hellhäutig. Wir sind ungewöhnlich dunkel. Das hat etwas zu bedeuten. Es verbindet uns, gibt uns eine Gemeinsamkeit. Ihre wie unsere Vorfahren waren stets anders als die Mehrheit der Gesellschaft, unsere Geschichte ist eine Geschichte von Außenseitern. Wir haben das Pech, Weiße und Schwarze zu sein, das Anderssein macht uns zu Brüdern.«
Dann war Junz unter Abels erstauntem Blick ins Stottern geraten und schließlich verstummt. Sie hatten das Thema nie wieder berührt.
Und jetzt, ein Jahr später, völlig unerwartet, ohne jede Vorwarnung, zu einem Augenblick, da man vielleicht damit rechnen konnte, daß diese unglückselige Geschichte ohne Aufsehen im Sande verlaufen würde, als sogar Junz die ersten Ermüdungserscheinungen zeigte, kam der große Knall.
Jetzt saß ein ganz anderer Junz vor Abel, ein Mann, dessen Zorn sich nicht auf Sark beschränkte, sondern auch auf den trantoranischen Botschafter überschwappte.
»Es geht nicht darum«, sagte der Libairier unter anderem, »daß es mich stört, wenn mich Ihre Agenten auf Schritt und Tritt verfolgen. Sie haben vermutlich Grund zur Vorsicht und dürfen niemandem trauen. So weit, so gut. Aber warum hat man mich nicht sofort informiert, als man unseren Mann ausfindig gemacht hatte?«
Abel strich mit der Hand über den molligweichen Bezug der Sessellehne. »Die Sache ist nicht so einfach. Wann wäre das je anders gewesen? Ich hatte veranlaßt, daß jeder Versuch einer unbefugten Einsichtnahme in weltraumanalytische Unterlagen nicht nur Ihnen, sondern auch einigen meiner eigenen Agenten gemeldet würde. Ich dachte, Sie brauchten womöglich Rückendeckung. Aber auf Florina…«
»Ja«, sagte Junz verbittert. »Ja. Wie konnten wir nur so dumm sein, Florina nicht zu berücksichtigen? Wir haben fast ein Jahr damit vergeudet, uns zu beweisen, daß er auf Sark nirgendwo zu finden war. Er mußte auf Florina sein, aber für diese Möglichkeit waren wir einfach blind. Jedenfalls haben wir ihn jetzt. Das heißt, Sie haben ihn, und Sie werden es mir doch wohl ermöglichen, mit ihm zu sprechen?«
Abel ging nicht direkt auf die Frage ein. »Man hat Ihnen also mitgeteilt«, sagte er, »dieser Chorow sei ein trantoranischer Spitzel?«
»Ist er das nicht? Warum sollte Sark mich belügen? Oder hat man sich getäuscht?«
»Sark lügt nicht und hat sich auch nicht getäuscht. Er ist seit zehn Jahren als Agent für uns tätig, und daß das bekannt ist, beunruhigt mich, denn ich frage mich unwillkürlich, wieviel man noch über uns weiß, und ob unser ganzes Gebäude nicht vielleicht auf tönernen Füßen steht. Aber Sie sollten sich eigentlich überlegen, warum man Ihnen rundheraus gesagt hat, er sei einer unserer Männer?«
»Ich nehme an, weil es die Wahrheit ist. Und um mich ein für allemal davon abzubringen, die sarkitischen Behörden mit weiteren, peinlichen Anfragen zu bedrängen, die nur zu Schwierigkeiten zwischen Sark und Trantor führen würden.«
»Die Wahrheit genießt in diplomatischen Kreisen keinen besonders guten Ruf. Außerdem macht Sark sich selbst die größten Schwierigkeiten, wenn es uns unter die Nase reibt, wieviel es über uns weiß. Wieso gibt man uns Gelegenheit, unser Netz einzuholen, bevor es zu spät ist, um die Löcher zu flicken und es von neuem auszuwerfen?«
»Die Frage müssen Sie sich schon selbst beantworten.«
»Ich meine, man hat Ihnen nur deshalb verraten, daß man Chorows wahre Identität kennt, um sich eine Geste des Triumphs zu gönnen. Wobei man sich bewußt war, daß man sich mit dieser Indiskretion weder nützen, noch schaden konnte. Ich bin nämlich schon seit zwölf Stunden darüber informiert, daß Chorow als unser Agent enttarnt worden war.«
»Wie haben Sie das erfahren?«
»Durch einen Hinweis, wie er nicht deutlicher hätte ausfallen können. Hören Sie gut zu! Vor zwölf Stunden wurde Matt Chorow, in Trantors Auftrag als Spion tätig, von einem Angehörigen der Florinischen Gendarmerie getötet. Die beiden Floriner, die zu diesem Zeitpunkt in seiner Begleitung waren, eine Frau und ein Mann, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den von Ihnen gesuchten Außendienstmann handelt, sind verschwunden. Vermutlich sind sie den ›Herren‹ in die Hände gefallen.«
Junz fuhr mit einem Aufschrei aus seinem Sessel hoch.
Abel hob seelenruhig das Weinglas an seine Lippen und sagte: »Offiziell kann ich gar nichts tun. Der Tote war Floriner, und die Verschwundenen ebenfalls, solange
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