Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
verkommen ließen. Er erfuhr, daß die Zeit reif sei für den großen Befreiungsschlag gegen Sark, und daß im Anschluß daran Florinas gesamter Wohlstand in die Hände der rechtmäßigen Besitzer übergehen würde.
Wie sollte das zugehen? fragte Terens. Er fragte es immer und immer wieder. Immerhin waren die ›Herren‹ und die Gendarmen im Besitz der Waffen.
Und man erzählte ihm von Trantor, dem gigantischen Imperium, das im Lauf der letzten Jahrhunderte immer weiter angeschwollen war, bis es nun die Hälfte aller bewohnten Welten der Galaxis umfaßte. Trantor, so hieß es, würde Sark vernichten, und die Floriner würden ihm dabei helfen.
Aber, wandte Terens zuerst nur bei sich, dann auch im Gespräch mit anderen ein, Trantor war ein Riese und Florina ein Zwerg. Würde Trantor nicht einfach an Sarks Stelle treten, um als noch mächtigerer Despot über Florina zu herrschen? Wenn das der einzige Ausweg sei, dann ziehe er es vor, bei Sark zu bleiben. Ein Herr, den man kenne, sei immer noch besser als ein fremder.
Daraufhin jagte man ihn mit Hohn und Spott davon. Nicht ohne ihn bei Gefahr seines Lebens zu strengstem Stillschweigen zu verpflichten.
In der nächsten Zeit fiel ihm jedoch auf, daß ein Verschwörer nach dem anderen verschwand, bis endlich nur noch der Dicke übrig war, der ihn zuerst angesprochen hatte.
Den sah er immer wieder einmal mit einem Neuankömmling tuscheln, aber es wäre nicht ratsam gewesen, das unerfahrene Opfer zu warnen, daß es nur in Versuchung geführt und auf die Probe gestellt werden sollte. Es würde, genau wie Terens, selbst dahinterkommen müssen.
Terens verbrachte sogar einige Zeit bei der Sicherheitspolizei, ein Privileg, das nur wenigen Florinern zuteil wurde. Der Einsatz war freilich nur von kurzer Dauer, denn ein SiPo-Beamter hatte so viel Einfluß, daß man nicht wagte, einen einzelnen allzu lange in dieser Stellung zu belassen.
Hier stellte Terens mit nicht geringer Überraschung fest, daß es tatsächlich Verschwörungen gab, die bekämpft werden mußten. Irgendwie gelang es florinischen Männern und Frauen immer wieder, sich zusammenzuschließen und den Aufstand gegen Sark zu planen. Im allgemeinen wurden sie insgeheim mit trantoranischem Geld unterstützt. Manche von den Möchtegern-Rebellen glaubten freilich, Florina könne auch ohne Hilfe obsiegen.
Terens dachte über diese Fragen ausgiebig nach. Er sprach nicht viel und benahm sich stets tadellos, doch seinen Gedanken ließ er freien Lauf. Er haßte die ›Herren‹ nicht mehr nur, weil sie eben nicht sechs Meter groß waren, sondern auch, weil er mit respektvoll gesenktem Kopf unter etlichen von ihnen gedient und dabei festgestellt hatte, daß es sich bei all ihrer Arroganz um schlichte Gemüter handelte, nicht gebildeter als er selbst und im allgemeinen weitaus weniger intelligent.
Doch wie sähe die Alternative zu diesem Sklavenleben aus? Den dummen, sarkitischen ›Herrn‹ gegen einen dummen Reichs-Trantoraner zu ersetzen, war absurd. Zu erwarten, daß die florinischen Bauern auf eigene Faust etwas zustandebrachten, war ein törichtes Hirngespinst. Es gab also keinen Ausweg.
Das Problem hatte ihn über Jahre hinweg verfolgt, als Student, als kleiner Beamter und schließlich auch als Schultheiß.
Und dann hatte ihm ein Zusammentreffen unwahrscheinlicher Zufälle mit diesem unscheinbaren Mann, der vormals Weltraumanalytiker gewesen war und jetzt von einer Gefahr faselte, die angeblich das Leben aller Menschen auf Florina bedrohte, eine Lösung in die Hände gespielt, wie er sie sich niemals hätte träumen lassen.
Terens war jetzt draußen auf den Feldern, der Nachtregen hatte aufgehört, und die Sterne blinzelten wässerig zwischen den Wolken hervor. Er sog in tiefen Zügen den Duft des Kyrt ein, Florinas Reichtum und Florinas Fluch.
Er gab sich keinen falschen Hoffnungen hin. Er war kein Schultheiß mehr. Er war nicht einmal ein freier, florinischer Bauer, sondern ein gejagter Verbrecher, ein Flüchtling auf der Suche nach einem Versteck.
Doch in seinem Kopf brannte es lichterloh. Seit vierundzwanzig Stunden hielt er nun die stärkste Waffe gegen Sark in seinen Händen, die ein Mensch sich nur vorstellen konnte. Für ihn gab es keinen Zweifel. Er wußte, daß Riks Erinnerungen echt waren, der Mann war Weltraumanalytiker gewesen, man hatte ihm mittels einer Psychosonde fast das Gehirn ausgebrannt, und alles, woran er sich erinnerte, war nicht nur wahr, sondern auch grauenvoll und -mächtig.
Er war
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