Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asimov Isaac
Vom Netzwerk:
terrestrischen Übeltäter als die ohnehin nicht ausgeübte Autorität des Imperiums.
    In diesen Mauern hatte in früheren Jahrhunderten so mancher Erdenmensch, der bei der Produktion betrogen, das Plansoll nicht erfüllt oder über die Sechzig hinausgelebt hatte, der einem anderen bei einem dieser Verbrechen behilflich gewesen war oder gar den Versuch unternommen hatte, die örtliche Regierung zu stürzen, seines Urteils geharrt. Hin und wieder, wenn die kleinliche Pedanterie der irdischen Justiz der ebenso hochgebildeten wie hochmütigen Kaiserlichen Regierung noch unverständlicher erschien als sonst, kam es vor, daß der Statthalter eine Entscheidung aufhob, doch damit löste er jedesmal einen Aufstand oder zumindest heftige Krawalle aus.
    Normalerweise gab der Statthalter also nach, wenn der Rat ein Todesurteil forderte. Es ging schließlich nur um einen Erdenmenschen…
    Von alledem hatte Joseph Schwartz natürlich keine Ahnung. Er sah lediglich einen kleinen Raum, dessen Wände ein mattes Licht ausstrahlten. Die Einrichtung beschränkte sich auf zwei weitere, harte Bänke, einen Tisch und eine kleine Wandnische mit Waschgelegenheit und Toilette. Kein Fenster gewährte Ausblick auf den Himmel, und durch den Ventilationsschacht kam nur ein kaum spürbarer Luftstrom.
    Schwartz rieb sich den Haarkranz, der seine Glatze umgab, und setzte sich seufzend auf. Sein Fluchtversuch ins Nirgendwo (wo wäre er auf dieser Erde schon sicher gewesen?) war nur kurz und nicht sehr erfreulich gewesen. Hier hatte er nun sein Ende gefunden.
    Wenigstens konnte er sich mit seinem Geistesfinger beschäftigen.
    War diese merkwürdige Gabe nun ein Fluch oder ein Segen?
    Auf der Farm hatte sie ihn beunruhigt, denn er hatte nichts damit anzufangen gewußt und nicht geahnt, welche Möglichkeiten sie ihm bot. Nun hatte er ihre Vielseitigkeit kennengelernt und nahm sich vor, sie genauer zu erkunden.
    Jemand, der vierundzwanzig Stunden lang nichts zu tun hatte, als über seine Gefangenschaft nachzugrübeln, mochte leicht dem Wahnsinn verfallen. Doch Schwartz konnte den Geist der Gefängniswärter berühren, wenn sie an seiner Tür vorübergingen, oder nach den Soldaten in den Nachbarkorridoren tasten, und wenn er den Finger ganz weit ausstreckte, reichte er sogar bis ins ferne Dienstzimmer des Anstaltsleiters.
    Jedes neue Bewußtsein befühlte er zunächst vorsichtig von allen Seiten, dann drang er ins Innere vor. Alle ließen sie sich öffnen wie eine Walnuß – und aus den harten Schalen rieselte ein wahrer Strom von Gefühlen und Gedanken.
    Dabei erfuhr Schwartz eine ganze Menge über die Erde und das Imperium – mehr, als in den ganzen zwei Monaten auf der Farm.
    Und eine Information wiederholte sich natürlich immer und immer wieder, so oft, daß jeder Irrtum ausgeschlossen war:
    Er war dem Tod geweiht!
    Es gab kein Entrinnen, keinen Zweifel, keine Einschränkungen.
    Vielleicht heute, vielleicht auch erst morgen. Sterben mußte er auf jeden Fall!
    Irgendwie ergriff die Vorstellung von ihm Besitz, und er fand sich fast dankbar damit ab.
     
    Dennoch sprang er erschrocken auf, als die Tür geöffnet wurde. Die Vernunft, ja, das ganze Bewußtsein mochte sich in den Tod schicken, doch der Körper war und blieb ein primitives Tier, auf das die Vernunft keinen Einfluß hatte. Jetzt war es also soweit!
    Nein – noch nicht. Der Geist des Neuankömmlings enthielt keine mörderische Absicht. Der Mann war Soldat, und er hielt einen Metallstab in der Hand. Schwartz kannte diese Art von Stab.
    »Mitkommen!« befahl der Soldat.
    Schwartz gehorchte, wußte er sich doch im Besitz außergewöhnlicher Fähigkeiten. Er war imstande, den Mann geräuschlos niederzustrecken, im Bruchteil einer Sekunde, lange, bevor der seine Waffe gebrauchen, ja, überhaupt eine Gefahr wittern konnte. Schwartz hielt bildlich gesprochen sein Gehirn in beiden Händen. Ein leiser Druck, und alles wäre vorüber.
    Aber wozu? Es würden doch nur andere kommen. Wie viele konnte er auf einmal bewältigen? Wie viele Paar Hände hatte sein Bewußtsein?
    Also trottete er lammfromm hinterher.
    Der Raum, in den man ihn brachte, war riesengroß. Zwei Männer und eine Frau lagen wie tot auf schrecklich hohen Bänken. Aber sie waren nicht tot – Schwartz spürte ganz deutlich von drei Seiten Signale eines aktiven Bewußtseins.
    Gelähmt! Bekannt? – Waren sie ihm bekannt?
    Er blieb stehen, um sich zu vergewissern, doch schon spürte er die harte Hand des Soldaten auf seiner Schulter.

Weitere Kostenlose Bücher