Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
seinen Freunden vorstellen? Seiner Familie?«
Sie brach in Tränen aus. »Das weiß ich doch alles. Aber vielleicht gibt es ja gar keine Zukunft mehr.«
Shekt sprang auf, als habe ihn dieser Satz an etwas erinnert. »Ich höre ihn nicht«, sagte er wieder.
Gemeint war der Sekretär. Man hatte Balkis in einen Nebenraum gebracht, wo er die ganze Zeit wie ein Löwe im Käfig auf- und abmarschiert war. Jeder Schritt war deutlich herübergedrungen. Nun war alles still.
An sich war es nur eine Bagatelle, doch der Sekretär war körperlich wie geistig zum Zentrum und zum Sinnbild der finsteren Mächte geworden, die in Form von Krankheit und Zerstörung über die zahllosen bewohnten Sonnensysteme hereinbrechen sollten. Shekt rüttelte Schwartz sachte an der Schulter. »Wachen Sie auf«, sagte er.
Schwartz hob den Kopf. »Was ist?« Er fühlte sich kaum erfrischt. Allzu tief steckte ihm die Müdigkeit in den Knochen. Er würde wohl nie wieder genug Schlaf bekommen.
»Wo ist Balkis?« drängte Shekt.
»Ach… ach so.« Schwartz sah sich hektisch um. Dann fiel ihm wieder ein, daß seine Augen nicht das tauglichste Werkzeug waren, das ihm zur Verfügung stand, und er machte sich mit den Fühlern seines Geistes auf die Suche nach dem Bewußtsein, das er inzwischen so gut kannte.
Als er es entdeckte, vermied er jede Berührung. Er hatte sich lange genug darin aufgehalten, um seine klebrige, krankhafte Bosheit zu scheuen.
»Er ist in einem anderen Stockwerk«, murmelte er. »Und er spricht mit jemandem.«
»Mit wem?«
»Ein Bewußtsein, dem ich noch nicht begegnet bin. Warten Sie – ich höre zu. Vielleicht wird der Sekretär… Ja, er nennt ihn Colonel.«
Shekt und Pola sahen sich rasch an.
»Es geht doch wohl nicht um Hochverrat?« flüsterte Pola. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich ein Offizier des Imperiums mit einem Erdenmenschen gegen den Kaiser verbündet, oder hältst du das für möglich?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Shekt unglücklich. »Allmählich halte ich alles für möglich.«
Lieutenant Claudy lächelte. Er stand, einen Blaster in Reichweite und vier Soldaten im Rücken, hinter einem Schreibtisch und sprach mit der Autorität, die einem unter solchen Umständen wie von selbst zuwächst.
»Ich kann die Erdlinge nicht ausstehen«, sagte er. »Das war schon immer so. Sie sind der Abschaum der Galaxis, ein krankes, abergläubisches, faules Pack. Degeneriert und dumm. Aber, bei den Sternen, die meisten wissen wenigstens, wo ihr Platz ist.
Einerseits kann ich sie sogar verstehen. Sie sind eben, wie sie sind, und können nicht aus ihrer Haut heraus. Natürlich würde ich mir nicht so viel gefallen lassen wie der Kaiser – ich rede von ihren verdammten Sittengesetzen und Traditionen – jedenfalls nicht, wenn ich der Kaiser wäre. Aber das ist nicht weiter schlimm. Eines Tages werden wir schon lernen…«
Arvardan explodierte. »Jetzt reicht es aber. Ich bin nicht hergekommen, um mir anzuhören, wie…«
»Sie werden mich anhören müssen, weil ich nämlich noch nicht fertig bin. Ich wollte eben sagen, daß ich etwas nicht verstehe, und das ist die Denkweise eines Erdlingsfreundes. Wenn ein Mann – ein richtiger Mann, wie man so sagt – seine Würde soweit in den Schmutz tritt, daß er sich an ihre Weiber ranmacht, dann hat er von mir keinen Respekt mehr zu erwarten. Dann ist er schlimmer als sie…«
»Das All soll Sie holen, mitsamt dem Klumpen Dreck, den Sie für Ihr Gehirn halten!« Arvardan war außer sich. »Wissen Sie denn überhaupt, daß dem Imperium Verrat droht? Die Lage ist brisant! Jede Minute, die Sie vergeuden, bringt die Billiarden Bewohner der Galaxis dem Verderben näher…«
»Ach, wissen Sie, Dr. Arvardan – Sie sind doch Doktor, nicht wahr? Dann will ich Ihnen Ihren Titel auch nicht vorenthalten –, ich habe da meine eigene Theorie. Sie sind einfach einer von denen. Mag sein, daß Sie im Sirius-Sektor geboren wurden, aber Sie haben die schwarze Seele eines Erdenmenschen, und Sie mißbrauchen Ihre Stellung als galaktischer Bürger, um die Interessen der Erde zu fördern. Sie haben diesen Ahnen entführt, einen hohen Beamten. (Wogegen ich an sich nichts einzuwenden hätte, es wäre mir ein Vergnügen, ihm die Kehle zuzudrücken.) Aber die von der Erde suchen bereits nach ihm. Sie haben eine Botschaft ins Fort geschickt.«
»Tatsächlich? Schon? Was reden wir dann hier noch lange herum? Ich muß den Colonel sprechen, und wenn ich…«
»Rechnen Sie etwa mit
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