Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Dennoch bin ich bereit, mir anzuhören, was Sie über dieses… äh… Komplott im einzelnen zu sagen haben.«
»Leider ist die Lage so ernst, daß ich mich genötigt sehe, sie dem Statthalter persönlich in allen Einzelheiten zu schildern. Wenn ich Sie daher bitten dürfte, mir unverzüglich eine Leitung zu ihm freizumachen?«
»Hmmm… Wir wollen doch nichts überstürzen. Ist Ihnen eigentlich bekannt, daß der Mann, den Sie uns gebracht haben, der Sekretär des Höchsten Ministers der Erde ist, einer ihrer ›Ahnen‹, ein äußerst wichtiger Mann?«
»Durchaus!«
»Und doch bezichtigen Sie ihn, einer der Rädelsführer Ihrer Verschwörung zu sein?«
»So ist es.«
»Haben Sie Beweise?«
»Sie werden einsehen, daß ich darüber nur mit dem Statthalter sprechen kann.«
Stirnrunzelnd betrachtete der Colonel seine Fingerspitzen. »Sie ziehen meine Zuständigkeit in Zweifel?«
»Keineswegs, Sir. Nur ist allein der Statthalter befugt, jene drastischen Maßnahmen anzuordnen, die in diesem Fall erforderlich sind.«
»Von welchen drastischen Maßnahmen sprechen Sie?«
»Ein bestimmtes Gebäude auf der Erde muß binnen dreißig Stunden in Schutt und Asche gelegt werden, andernfalls sind die meisten, wenn nicht alle Bewohner des Imperiums dem Tode geweiht.«
»Um was für ein Gebäude handelt es sich?« fragte der Colonel gelangweilt.
»Würden Sie mich bitte mit dem Statthalter verbinden!« fauchte Arvardan.
Man war in eine Sackgasse geraten. Endlich sagte der Colonel sehr förmlich: »Sie sind sich hoffentlich darüber im klaren, daß Sie sich der gewaltsamen Entführung eines Erdenmenschen schuldig gemacht haben und damit der terrestrischen Gerichtsbarkeit anheimfallen. Normalerweise würde sich die Regierung schon aus Prinzip vor ihre Bürger stellen und auf einer Verhandlung vor einem galaktischen Gerichtshof bestehen. Doch die Erde ist ein schwieriger Fall, und ich habe strenge Anweisung, möglichst jeden Konflikt zu vermeiden. Sollten Sie also meine Fragen nicht zufriedenstellend beantworten, so sähe ich mich gezwungen, Sie und Ihre Begleiter der hiesigen Polizei zu übergeben.«
»Aber das wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Auch für Sie! – Colonel, ich bin ein Bürger des Imperiums und fordere eine Audienz beim Statt…«
Er wurde vom Surren der Komanlage auf dem Schreibtisch unterbrochen. Der Colonel drückte auf einen Knopf. »Ja?«
»Sir…« – eine klare, deutliche Stimme –, »eine Horde von Eingeborenen hat das Fort umstellt. Es steht zu befürchten, daß sie bewaffnet sind.«
»Ist es bereits zu Gewalttätigkeiten gekommen?«
»Nein, Sir.«
Der Colonel verzog keine Miene. Für solche Fälle war er schließlich ausgebildet. »Artillerie und Flugzeuge in Alarmbereitschaft – alle Mann auf Gefechtsstation. Nicht schießen, außer in Notwehr. Verstanden?«
»Jawohl, Sir. Ein Erdenmensch mit Parlamentärsflagge bittet um eine Unterredung.«
»Schicken sie ihn herein. Und bringen Sie auch den Sekretär des Höchsten Ministers noch einmal zu mir.«
Der Blick des Colonel war eisig geworden. »Sind Sie sich wenigstens bewußt, was Sie da angerichtet haben?«
»Ich bestehe darauf, Zeuge dieser Unterredung zu sein«, schrie Arvardan. Er war so aufgebracht, daß er fast stammelte. »Wie kommen Sie dazu, mich stundenlang in Gefangenschaft schmoren zu lassen, während Sie mit einem verräterischen Eingeborenen vertrauliche Gespräche führen? Es ist mir nämlich nicht entgangen, daß Sie ihn empfangen hatten, bevor Sie mit mir sprachen.«
»Soll das ein Vorwurf sein?« erkundigte sich der Colonel. Auch er hob jetzt die Stimme. »Wenn ja, dann drücken Sie sich bitte deutlicher aus.«
»Ich erhebe keine Vorwürfe, ich möchte Sie nur warnen. Man wird Sie für Ihr Verhalten zur Rechenschaft ziehen. Sollte es noch eine Zukunft geben, so ist es durchaus möglich, daß man Sie als den Mann in Erinnerung behält, der mit seiner Halsstarrigkeit sein Volk in den Untergang gerissen hat.«
»Halten Sie den Mund! – Ihnen bin ich jedenfalls keine Rechenschaft schuldig. Und von nun an werden wir so verfahren, wie ich es für richtig halte. Haben Sie mich verstanden?«
20
DIE FRIST LÄUFT AB
Ein Soldat hielt die Tür auf, und der Sekretär trat ein. Als er sich vor dem Colonel verneigte, umspielte ein knappes, kaltes Lächeln seine tiefroten, geschwollenen Lippen. Arvardan schien er gar nicht wahrzunehmen.
»Sir«, wandte sich der Colonel an den Erdenmenschen, »ich habe dem
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