Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
hochgezwirbelt.
Sein T-Shirt leuchtete blütenweiß. Er roch
tatsächlich, aber es war ein frischer Geruch, der ohne Zweifel
von reichlicher Duftwasserbenutzung herrührte. Er hatte eine
Tasche bei sich.
Seldon, der draußen auf ihn gewartet hatte, packte ihn
locker am Ellbogen, während Dors ihn auf der anderen Seite
packte, und dann schoben sie ihn schnell in den Lift. Als sie ihr
Stockwerk erreicht hatten, eilten sie durch die Wohnung in Seldons
Zimmer.
»Niemand zu Hause, hm?« sagte Amaryl leise, mit einer
Stimme, der man anmerkte, daß er Kummer gewöhnt war.
»Alle beschäftigt«, sagte Seldon ausdruckslos und
wies auf die einzige Sitzgelegenheit im Zimmer, ein Polster, das auf
dem Boden lag.
»Nein«, sagte Amaryl. »Das brauche ich nicht. Einer
von Ihnen kann es haben.« Er kauerte sich nieder und brachte es
fertig, daß die Bewegung irgendwie elegant wirkte.
Dors ahmte die Bewegung nach und setzte sich auf den Rand von
Seldons Matratze, die ebenfalls auf dem Boden lag. Seldon hingegen
ließ sich ziemlich schwerfällig hinsinken, wobei er die
Hände gebrauchen mußte und es nicht ganz schaffte, eine
bequeme Haltung einzunehmen.
»Nun, junger Mann, warum wollen Sie mich sprechen?«
fragte er.
»Weil Sie Mathematiker sind. Sie sind der erste Mathematiker,
den ich je zu Gesicht bekommen habe, aus der Nähe – so,
daß ich ihn anfassen konnte, wissen Sie.«
»Mathematiker fühlen sich genauso an wie andere
Leute.«
»Nicht für mich, Dr…, Dr…, Seldon?«
»So heiße ich.«
Amaryl schien zufrieden, daß ihm der Name eingefallen war.
»Endlich ist er mir eingefallen. – Sehen Sie, ich
möchte nämlich auch Mathematiker werden.«
»Sehr gut. Und was hindert Sie daran?«
Plötzlich runzelte sich Amaryls Stirn. »Ist das Ihr
Ernst?«
»Ich nehme an, daß irgend etwas Sie daran
hindert. Ja, das ist mein Ernst.«
»Was mich daran hindert, ist, daß ich Dahliter bin,
einer aus den Glutsümpfen auf Dahl. Ich habe nicht das Geld, um
mir eine Ausbildung leisten zu können und kann mir auch die
Credits dafür nicht verschaffen. Eine richtige Ausbildung, meine ich. Die haben mir nur das Lesen und das
Rechnen beigebracht und wie man einen Computer bedient, und das
reichte aus, um im Glutsumpf zu arbeiten. Aber ich wollte mehr. Also
habe ich es mir selbst beigebracht.«
»Das ist in mancher Hinsicht die beste Art, etwas zu lernen.
Wie haben Sie es gemacht?«
»Ich kannte eine Bibliothekarin. Sie war bereit, mir zu
helfen. Es war eine sehr nette Frau, sie hat mir gezeigt, wie man die
Computer bedienen muß, um Mathematik zu lernen. Und dann hat
sie mir ein Softwaresystem aufgebaut, damit ich zu anderen
Bibliotheken Verbindung bekam. Ich bin immer, wenn ich frei hatte,
hingegangen und am Morgen nach meiner Schicht. Manchmal hat sie mich
in ihr Zimmer eingeschlossen, damit die Leute mich nicht
störten, und dann hat sie mich auch manchmal, wenn die
Bibliothek geschlossen hatte, hineingelassen. Sie selbst hat nichts
von Mathematik verstanden, aber sie hat mir, so gut sie konnte,
geholfen. Sie war schon ziemlich alt, eine Witwe. Vielleicht hat sie
in mir so etwas wie einen Sohn gesehen. Sie hatte keine eigenen
Kinder.«
(Vielleicht, ging es Seldon durch den Sinn, waren da auch noch
andere Gefühle, aber er tat den Gedanken gleich wieder ab. Das
ging ihn nichts an.)
»Die Zahlentheorie hat mir Spaß gemacht«, sagte
Amaryl. »Ich habe aus dem, was ich vom Computer und den
Buchfilmen gelernt habe, einiges ausgearbeitet und bin auf ein paar
neue Dinge gestoßen, die nicht in den Buchfilmen
waren.«
Seldon hob die Augenbrauen. »Das ist interessant. Was zum
Beispiel?«
»Ich habe ein paar von den Sachen mitgebracht. Ich hab’
sie noch nie jemandem gezeigt. Die Leute um mich herum…«
– er zuckte die Achseln. »Die würden entweder lachen
oder sich ärgern. Einmal hab’ ich versucht, es einem
Mädchen zu erzählen, das ich kannte, aber die hat
bloß gesagt, ich sei komisch, und dann wollte sie mich nicht
mehr sehen. Ist es Ihnen recht, wenn ich Ihnen die Sachen
zeige?«
»Aber freilich. Das können Sie mir glauben.«
Seldon streckte die Hand aus, und Amaryl reichte ihm nach kurzem
Zögern die Tasche, die er bis dahin nicht losgelassen hatte.
Seldon nahm sich Zeit, Amaryls Papiere durchzusehen. Die Arbeit
war in höchstem Maße naiv, aber er ließ sich nichts
anmerken, sondern folgte der Darstellung, die natürlich in
keiner Weise neu war – auch nicht annähernd – und ohne
jeden Belang.
Aber das war
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