Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
Wyeherrscher
gewöhnlich als ›Antikaiser‹ erwähnt«, meinte
Dors. »Das Gros des Imperiums hat sie nie anerkannt.«
»Das hängt davon ab, wer die Buchfilme schreibt. In
Zukunft werden wir das, denn der Thron, der uns gehört hat, wird
wieder uns gehören.«
»Um das herbeizuführen, müssen Sie einen
Bürgerkrieg führen.«
»Das Risiko, daß es dazu kommt, ist nicht sehr
groß«, sagte Rashelle. Sie lächelte wieder. »Und
genau das muß ich Ihnen erklären, weil ich möchte,
daß Dr. Seldon mithilft, eine solche Katastrophe zu verhindern.
Mein Vater, Mannix IV. ist sein Leben lang ein Mann des Friedens
gewesen. Wer immer im Kaiserlichen Palast regierte, konnte seiner
Loyalität sicher sein, und er hat dafür gesorgt, daß
Wye eine wohlhabende, kräftige Säule der trantorianischen
Wirtschaft zum Nutzen des ganzen Imperiums blieb.«
»Soweit mir bekannt ist, hat das den Kaiser aber keineswegs
dazu veranlaßt, ihm besonders zu vertrauen«, sagte
Dors.
»Ganz sicherlich«, erklärte Rashelle ruhig,
»denn die Kaiser, die zu Zeiten meines Vaters den Palast besetzt
hielten, wissen selbst, daß sie Usurpatoren sind. Usurpatoren
können es sich aber nicht leisten, den wahren Herrschern zu
vertrauen. Und doch hat mein Vater den Frieden bewahrt.
Selbstverständlich hat er eine hervorragende
Sicherheitsstreitmacht aufgebaut und ausgebildet, um den Frieden, den
Wohlstand und die Stabilität des Bezirks zu bewahren. Und die
Kaiserlichen Behörden haben das zugelassen, weil sie ein
friedliches, wohlhabendes und stabiles Wye haben wollten. Und eines,
das loyal war.«
»Aber ist Wye loyal?« fragte Dors.
»Dem wahren Kaiser natürlich«, sagte Rashelle,
»und wir haben jetzt das Stadium erreicht, wo unsere Kraft dazu
ausreicht, schnell die Regierung zu übernehmen – mit einem
einzigen Blitzschlag praktisch –, und ehe jemand das Wort
›Bürgerkrieg‹ aussprechen kann, wird es einen wahren
Kaiser – oder eine Kaiserin, wenn Sie das vorziehen –
geben. Und Trantor wird so friedlich wie zuvor sein.«
Dors schüttelte den Kopf. »Darf ich Sie aufklären?
Als Historikerin?«
»Ich höre stets gerne zu.« Und sie neigte leicht
den Kopf, zu Dors gewandt.
»Wie groß auch immer Ihre Sicherheitsstreitmacht sein
mag, wie gut auch immer ausgebildet und ausgerüstet, kann sie
doch unmöglich in Umfang und Stärke den Kaiserlichen
Streitkräften gleichkommen, hinter denen fünfundzwanzig
Millionen Welten stehen.«
»Ah, und genau damit legen Sie den Finger auf die
Schwäche des Usurpators, Dr. Venabili. Es gibt
fünfundzwanzig Millionen Welten, und die Kaiserlichen
Streitkräfte sind über sie verstreut. Diese
Streitkräfte sind dünn verteilt über den unendlich
weiten Weltraum und unterstehen dem Befehl unzähliger Offiziere,
von denen keiner sonderlich auf irgendwelche Aktionen außerhalb
ihrer eigenen Provinzen vorbereitet ist, von denen viele eher nach
ihren eigenen Interessen als nach denen des Imperiums handeln wollen.
Unsere Streitkräfte andererseits sind alle hier, alle auf
Trantor. Wir können handeln und das durchsetzen, was wir wollen,
ehe die weit entfernten Generale und Admirale auch nur begreifen,
daß man sie braucht.«
»Aber diese Reaktion wird kommen – und zwar mit
unwiderstehlicher Gewalt.«
»Sind Sie da sicher?« fragte Rashelle. »Wir werden
im Palast sein, und Trantor wird uns gehören, und es wird
Frieden herrschen. Warum sollten die Kaiserlichen Streitkräfte
eingreifen, wo doch jeder Militärgouverneur sich um seine
eigenen Angelegenheiten kümmert und seine eigene Welt haben und
beherrschen kann, seine eigene Provinz?«
»Aber wollen Sie das denn?« fragte Seldon erstaunt.
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie darauf hinarbeiten, ein
Reich zu beherrschen, daß in Splitter zerbrechen
wird?«
»Genau das«, sagte Rashelle. »Ich möchte
über Trantor herrschen, über seine außenliegenden
Weitraumsiedlungen, über die paar benachbarten Planetensysteme,
die Teil der Provinz Trantor sind. Ich möchte viel lieber Kaiser
von Trantor als Kaiser der Galaxis sein.«
»Sie wären mit Trantor allein zufrieden«, sagte
Dors mit einer Stimme, aus der tiefer Unglaube klang.
»Warum nicht?« sagte Rashelle plötzlich erregt. Sie
lehnte sich vor und preßte beide Hände auf den Tisch.
»Genau das hat mein Vater seit vierzig Jahren geplant. Er
klammert sich jetzt nur noch an sein Leben, um die Erfüllung
dieses Traums mitzuerleben. Was brauchen wir Millionen von Welten,
ferne Welten, die uns nichts
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