Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
sein. Lassen Sie
uns Musik genießen.«
Und gleichzeitig mit ihren Worten erklang plötzlich eine
weiche Melodie. Sie lehnte sich zu Raych hinüber und sagte
leise: »Mein Junge, wenn du dich mit der Gabel schwertust, dann
nimm doch den Löffel oder die Finger. Mir macht das nichts
aus.«
Raych sagte: »Ja, Mam«, und schluckte heftig. Aber Dors
sah ihn an, und ihre Lippen formten lautlos das Wort:
»Gabel.«
Er setzte die Mahlzeit mit der Gabel fort.
»Das ist reizende Musik, Madame«, sagte Dors – sie
vermied bewußt die vertrautere Anrede –, »aber wir
sollten uns davon nicht ablenken lassen. Ich denke die ganze Zeit,
daß der Verfolger an all den Orten im Dienste des Bezirks Wye
hätte stehen können. Sie wären doch sicherlich nicht
so gut mit den Ereignissen vertraut, wenn Wye nicht hinter allem
stünde.«
Rashelle lachte laut. »Wye hat natürlich überall
seine Augen und Ohren, aber wir waren nicht die Verfolger. Wären
wir sie gewesen, hätte man Sie ohne Zweifel zu fassen bekommen
– wie es ja am Ende in Dahl der Fall war, als wir
tatsächlich die Verfolger waren. Wenn eine Verfolgung hingegen
scheitert, eine Hand zupackt und das nicht zu packen bekommt, was sie
haben möchte, dann können Sie sicher sein, daß es
Demerzel ist.«
»Halten Sie so wenig von Demerzel?« murmelte Dors.
»Ja. Überrascht Sie das? Wir haben ihn
geschlagen.«
»Sie? Oder der Bezirk Wye?«
»Der Bezirk natürlich, aber insoweit als Wye der Sieger
ist, bin ich es auch!«
»Wie seltsam«, sagte Dors. »Auf ganz Trantor
hält sich hartnäckig die Ansicht, daß die Bewohner
von Wye nichts mit Sieg oder Niederlage oder mit sonst etwas zu tun
haben. Man hat das Gefühl, daß es in Wye nur einen Willen
und eine Faust gibt, und das ist die des Bürgermeisters. Ganz
sicher wiegen Sie – oder jeder andere Wyaner im Vergleich dazu
nur sehr leicht.«
Rashelle lächelte breit. Dann wandte sie sich Raych zu,
lächelte wohlwollend, kniff ihn in die Wange und meinte
schließlich: »Wenn Sie glauben, daß unser
Bürgermeister ein Autokrat ist und daß es vielleicht nur
einen gibt, der Wye führt, dann haben Sie möglicherweise
recht. Trotzdem kann ich das persönliche Fürwort
gebrauchen, denn mein Wille ist von Belang.«
»Warum der Ihre?« sagte Seldon.
»Warum nicht?« sagte Rashelle, während die
Bediensteten das Geschirr abtrugen. »Ich bin der
Bürgermeister von Wye.«
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Raych war der erste, der auf ihre Worte reagierte. Der Mantel der
Höflichkeit, der ihn so unbehaglich einhüllte, schien
plötzlich vergessen, und er lachte schrill und sagte: »Hey,
Lady, Sie könn’ nich Bürgermeister sein,
Bürgermeister sind Kerls.«
Rashelle sah ihn freundlich an und sagte, wobei sie seine
Sprechweise perfekt imitierte: »Hey, Kleiner, ’s gibt
Bürgermeister, wo Kerls sin, und andere sin Mädels. Kannste
mir glauben.«
Raych traten die Augen hervor, und er wirkte, als hätte man
ihm einen Schlag über den Kopf verpaßt. Schließlich
brachte er hervor: »Hey, Sie redn ja ganz normal,
Lady.«
»Na klar. So normal wie de willst«, sagte Rashelle und
lächelte ihm zu.
Seldon räusperte sich und sagte: »Sie haben aber einen
Akzent, Rashelle.«
Rashelle warf den Kopf in den Nacken. »Ich hatte seit vielen
Jahren nicht mehr Gelegenheit, so zu reden. Aber vergessen tut man
diese Sprache nie. Ich hatte, als ich noch sehr jung war, einen
Freund, einen guten Freund, der Dahliter war.« Sie seufzte.
»Er hat natürlich nicht so geredet – er war sehr
intelligent –, aber er konnte es, wenn er wollte, und er hat es
mir beigebracht. Es war aufregend, so mit ihm zu reden. Das schuf
eine Welt, die unsere ganze Umgebung ausschloß. Es war
wunderbar. Aber es war auch unmöglich. Mein Vater hat mir das
klargemacht. Und jetzt kommt dieser junge Bursche hier hereinspaziert
und erinnert mich an diese Zeit, die so weit zurückliegt. Er hat
genau denselben Akzent, dieselben Augen, den unverschämten Blick
und in sechs Jahren wird er die jungen Frauen in Angst und Schrecken
versetzen – zu ihrem größten Vergnügen. Oder
nicht, Raych?«
»Weiß nich, Lady«, stieß Raych hervor.
»Äh… Mum.«
»Ganz sicher wirst du das, und dann wirst du auch ganz
bestimmt wie mein… wie mein alter Freund aussehen und für
mich wird es dann sehr viel besser sein, wenn ich dich nicht mehr
sehe. Aber jetzt ist das Essen vorbei, und für dich ist’s
Zeit, auf dein Zimmer zu gehen, Raych. Kannst ja eine Weile
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