Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
sah ein
reflektiertes Bild, das präzise all seine Bewegungen nachahmte,
ohne daß dabei links und rechts vertauscht gewesen wären.
Raych hatte noch nie zuvor einen Holospiegel benutzt und hatte sich
nicht davon abhalten lassen, ihn zu betasten, und dann fast verlegen
gelacht, als seine Hand durch den ›Spiegel‹ hindurchging,
während die Hand des Abbilds wirkungslos an seinem Körper
herumtastete.
Schließlich meinte er: »Ich sehe komisch aus.«
Er studierte sein tunikaähnliches Obergewand, das aus einem
sehr weichen Material bestand und mit einem schmalen Gürtel
zusammengehalten wurde, und griff dann an den steifen Kragen, der ihm
zu beiden Seiten fast bis an die Ohren reichte.
»Mein Kopf sieht wie ’n Ball in ’ner Schüssel
aus.«
»Aber so etwas tragen reiche Kinder in Wye«, meinte
Dors. »Jeder, der dich sieht, wird dich bewundern und
beneiden.«
»Wo mir die Haare festgeklitscht sind?«
»Sicherlich. Du wirst diesen runden kleinen Hut
tragen.«
»Da sieht mein Kopf ja noch mehr wie ’n Ball
aus.«
»Dann paß auf, daß keiner danach tritt. Und jetzt
vergiß nicht, was ich dir gesagt habe. Paß auf und benimm
dich nicht wie ein Kind!«
»Aber ich bin ’n Kind«, sagte er und blickte
mit unschuldig geweiteten Augen zu ihr auf.
»Das überrascht mich, daß du das sagst«,
meinte Dors. »Ich hatte immer gedacht, du würdest dich
für einen zwölfjährigen Erwachsenen halten.«
Raych grinste. »Okay. Ich werd ’n guter Spion
sein.«
»Das verlange ich doch nicht von dir. Du darfst kein Risiko
eingehen! Lausch nie an Türen! Wenn man dich dabei erwischt,
nützt du keinem – ganz besonders dir selbst
nicht.«
»Och, jetzt komm’ Se schon, Missus, für was halten
Se mich denn? ’n kleinen Jungen oder was?«
»Du hast doch gerade gesagt, daß du ein Kind bist. Du
hörst dir einfach alles an, was gesagt wird, läßt dir
aber nichts anmerken. Und merk dir das, was du hörst. Und sag es
uns. Das ist doch ganz einfach.«
»Einfach genug für Sie, das zu sagen, Missus
Venabili«, sagte Raych und grinste, »und auch ganz einfach
für mich.«
»Und sei vorsichtig!«
Raych zwinkerte ihr zu. »Drauf könn’ Se
wetten.«
Ein Lakai (kühl und unhöflich, wie es nur ein arroganter
Lakai sein kann), kam, um Raych abzuholen und zu Rashelle zu
bringen.
Seldon blickte ihnen nach und meinte nachdenklich:
»Wahrscheinlich wird er den Zoo gar nicht sehen, weil er so
aufmerksam lauschen wird. Ich bin nicht sicher, ob es richtig ist,
einen Jungen solcher Gefahr auszusetzen?«
»Gefahr? Das bezweifle ich. Sie sollten nicht vergessen,
daß Raych in den Slums von Billibotton aufgewachsen ist. Ich
kann mir vorstellen, daß der Kleine sich auf so etwas besser
versteht als wir beide zusammen. Außerdem mag ihn Rashelle und
wird alles, was er tut, zu seinen Gunsten auslegen. – Die arme
Frau.«
»Tut sie Ihnen wirklich leid, Dors?«
»Soll das heißen, daß sie keine Sympathie
verdient, weil sie die Tochter eines Bürgermeisters ist und sich
selbst als Bürgermeister betrachtet und weil sie es darauf
abgesehen hat, das Imperium zu vernichten? Mag sein, daß Sie
recht haben. Aber da sind doch einige Aspekte an ihr, für die
man etwas Sympathie zeigen kann. So hat sie beispielsweise eine
unglückliche Liebesaffäre hinter sich. Das ist ziemlich
offensichtlich. Dabei ist ihr ohne Zweifel das Herz gebrochen –
für eine Weile zumindest. Hatten Sie je eine unglückliche
Liebe, Dors?« fragte Seldon.
Dors überlegte ein paar Augenblicke, ehe sie antwortete:
»Nein, eigentlich nicht. Ich bin zu sehr auf meine Arbeit
konzentriert, als daß mir jemand das Herz brechen
könnte.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Warum fragen Sie dann?«
»Es hätte ja sein können, daß ich mich geirrt
habe.«
»Und wie steht’s mit Ihnen?«
Seldon wurde verlegen. »Tatsächlich ja. Ich habe mir die
Zeit für ein gebrochenes Herz genommen. Ziemlich angeknackst
jedenfalls.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Warum haben Sie dann gefragt?«
»Nicht weil ich dachte, ich hätte mich irren
können, das verspreche ich Ihnen. Ich wollte nur sehen, ob Sie
lügen würden. Das haben Sie nicht, und darüber bin ich
froh.«
Eine Weile herrschte Stille im Raum, dann sagte Seldon:
»Jetzt sind fünf Tage vergangen, und es ist nichts
passiert.«
»Nur daß man uns gut behandelt, Hari.«
»Wenn Tiere denken könnten, würden sie auch
glauben, daß man sie gut behandelt, wo man sie doch nur
für die Schlachtung mästet.«
»Ich gebe ja
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