Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
kennen«, wandte Dors skeptisch ein.
»Irgendwie fehlt mir der Glaube daran, daß die Mykogenier
sich die Mühe machen, ihren ›Weibern‹ sonderlich viel
Bildung zukommen zu lassen.«
40
Die Schwestern erschienen etwa sechs Stunden später, nachdem
Seldon und Dors noch einmal etwas geschlafen hatten, in der Hoffnung,
ihre biologische Uhr an die mykogenische Zeitrechnung anzupassen.
Die Schwestern traten scheu, fast auf Zehenspitzen ein. Ihre
Gewänder (die im mykogenischen Dialekt als ›Kittel‹
bezeichnet wurden) waren von weichem, samtigem Grau und mit feinem
dunklen Zierstich geschmückt. Die Kittel waren nicht gerade
häßlich, aber jedenfalls so geschnitten, daß sie die
Schwestern von Kopf bis Fuß bedeckten.
Und dann waren sie natürlich kahlköpfig und trugen
keinerlei Schmuck. Sie warfen prüfende Blicke auf die blauen
Tupfer in Dors’ Augenwinkel und den kleinen roten Punkt, den sie
im Mundwinkel trug.
Seldon fragte sich, wie man wohl sicher sein konnte, daß die
Schwestern wahrhaft Schwestern waren.
Doch ehe er die Frage aussprechen konnte, wurde seine Neugierde
durch den höflich formellen Gruß der Schwestern gestillt.
Sie zwitscherten und zirpten. Seldon, der sich an die
gravitätische Stimme Sonnenmeisters und den nervös
klingenden Bariton von Grauwolke erinnerte, argwöhnte, daß
Frauen in Mykogen mangels klar erkennbarer sexueller Identifikation
gezwungen waren, entsprechend auffällige Stimmen und
dazugehöriges Verhalten zu kultivieren.
»Ich bin Regentropfen Dreiundvierzig«, zwitscherte die
eine, »und dies ist meine jüngere Schwester.«
»Regentropfen Fünfundvierzig«, zirpte die andere.
»In unserer Schar gibt es eine ganze Menge
›Regentropfen‹.« Sie kicherte.
»Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte Dors
ernst. »Aber jetzt muß ich wissen, wie ich Sie anreden
soll. Ich kann doch nicht einfach ›Regentropfen‹ sagen,
oder?«
»Nein«, sagte Regentropfen Dreiundvierzig. »Wenn
wir beide hier sind, müssen Sie den ganzen Namen
gebrauchen.«
»Und wie wär’s, wenn wir einfach Dreiundvierzig und
Fünfundvierzig sagten, meine Damen?« erkundigte sich
Seldon.
Sie warfen ihm beide einen verstohlenen Blick zu, sagten aber
nichts.
»Überlassen Sie das mir, Hari«, meinte Dors
leise.
Seldon trat zurück. Offenbar waren beide ledige junge Frauen,
und höchstwahrscheinlich durften sie nicht mit jungen
Männern sprechen. Die Ältere schien die ernstere von beiden
und war vermutlich auch die puritanischere. Das war natürlich
schwer aus ein paar Worten und einem schnellen Blick zu erkennen,
aber er hatte das Gefühl und wollte davon ausgehen.
»Es ist so, Schwestern«, meinte Dors, »wir
Stammesleute wissen nicht, wie man die Küche benutzt.«
»Sie meinen, Sie können nicht kochen?« Regentropfen
Dreiundvierzig blickte schockiert und kritisch. Regentropfen
Fünfundvierzig unterdrückte ein Lachen. (Seldon sagte sich,
daß seine ursprüngliche Einschätzung der beiden
zutraf.)
»Ich hatte einmal eine eigene Küche«, erklärte
Dors, »aber die war nicht wie diese hier, und ich weiß
nicht, was das für Lebensmittel sind oder wie man sie
zubereitet.«
»Es ist wirklich ganz einfach«, sagte Regentropfen
Fünfundvierzig. »Wir können es Ihnen zeigen.«
»Wir werden Ihnen ein gutes, nahrhaftes Mittagessen
zubereiten«, sagte Regentropfen Dreiundvierzig. »Wir werden
es für… Sie beide… machen.« Sie zögerte
deutlich, ehe sie mit diesen Worten auch die Existenz eines Mannes
sozusagen offiziell zur Kenntnis nahm.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre ich gerne in der
Küche mit dabei«, sagte Dors. »Ich wäre auch
dankbar, wenn Sie alles genau erklären würden.
Schließlich kann ich doch nicht erwarten, daß Sie dreimal
täglich hierherkommen, um für uns zu kochen.«
»Wir werden Ihnen alles zeigen«, sagte Regentropfen
Dreiundvierzig mit einem steifen Kopfnicken. »Aber vielleicht
fällt es Ihnen als Stammesfrau schwer, das zu lernen.
Möglicherweise haben Sie dafür nicht das…
Gefühl.«
»Ich werde mir Mühe geben«, sagte Dors
lächelnd.
Dann verschwanden sie in der Küche. Seldon starrte ihnen nach
und versuchte, sich über die Strategie klar zu werden, die er
ihnen gegenüber anwenden wollte.
Mikrofarm
Mykogen… Die Mikrofarmen von
Mykogen sind Legende geworden, obwohl sie heute nur noch in
Redensarten überleben, wie zum Beispiel ›reich wie die
Mikrofarmen von Mykogen‹ oder würzig wie mykogenische
Hefe‹.
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