Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
einen Meter fünfzig – und ziemlich dick.
Aber sie hatte kleine Fältchen um die Augen, und wenn sie lächelte, wie sie es jetzt bei ihrem Anblick tat, tauchten überall auf ihrem Gesicht weitere Fältchen auf. Und sie schien Schwierigkeiten zu haben, sich zu bewegen.
»Kommen Sie herein, kommen Sie herein!« sagte sie mit weicher, hoher Stimme und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, als würde ihr Sehvermögen nachlassen. »Außenseiter… sogar Außenweltler. Habe ich recht? Sie haben nicht den typischen Trantorgeruch an sich.«
Seldon wäre es lieber gewesen, sie hätte das Wort Geruch nicht erwähnt. Die ganze Wohnung, überfüllt und vollgestopft mit kleinen Besitztümern, die alle irgendwie staubig und verblichen schienen, verströmte einen ranzigen Lebensmittelgestank, daß er überzeugt war, daß seine Kleider ihn annehmen würden.
»Sie haben recht, Mutter Rittah«, sagte er. »Ich bin Hari Seldon von Helicon. Und meine Freundin hier ist Dors Venabili von Cinna.«
»So«, sagte sie und sah sich auf der Suche nach einem freien Platz auf dem Boden um, wo sie sie zum Sitzen einladen konnte, fand aber keinen.
»Wir stehen gerne, Mutter«, sagte Dors.
»Was?« Sie blickte zu Dors auf. »Sie müssen deutlich sprechen, mein Kind. Ich höre nicht mehr so gut wie früher, als ich in Ihrem Alter war.«
»Warum besorgen Sie sich dann kein Hörgerät?« fragte Seldon mit erhobener Stimme.
»Das würde nichts nützen, Master Seldon. Es scheint etwas am Nerv nicht zu stimmen, und ich habe nicht das Geld, den Nerv wiederaufbauen zu lassen – sind Sie gekommen, um von der alten Mutter Rittah die Zukunft zu erfahren?«
»Nein«, sagte Seldon. »Ich bin gekommen, um die Vergangenheit zu erfahren.«
»Ausgezeichnet. Zu entscheiden, was die Leute hören wollen, ist so anstrengend.«
»Das muß eine schwierige Kunst sein«, sagte Dors lächelnd.
»Es erscheint ganz einfach, aber man muß überzeugend dabei wirken. Ich verdiene mir mein Honorar.«
»Dann ist es gut«, sagte Seldon. »Wir bezahlen jeden vernünftigen Betrag dafür, wenn Sie uns über die Erde erzählen – ohne das, was Sie uns sagen, zu verdrehen, daß es dem entspricht, was wir hören wollen. Wir wollen die Wahrheit erfahren.«
Die alte Frau, die im Zimmer herumgeschlurft war und einige Gegenstände verrückt hatte, wie um den Raum für wichtige Besucher hübscher und passender zu machen, blieb plötzlich stehen. »Was wollen Sie über die Erde wissen?«
»Zuerst einmal, was sie ist.«
Die alte Frau drehte sich um und schien in die Leere des Weltraums zu starren. Als sie dann wieder sprach, war ihre Stimme tiefer geworden und klang irgendwie gleichmäßiger.
»Die Erde ist eine Welt, ein sehr alter Planet. Ein vergessener und verlorener Planet.«
»Aber die Geschichte weiß nichts von ihm«, sagte Dors. »So viel ist uns bekannt.«
»Die Erde kommt vor der Geschichte, Kind«, sagte Mutter Rittah würdevoll. »Sie existierte in der Morgendämmerung der Galaxis und sogar noch vor dieser Dämmerung. Sie war die einzige Welt, auf der es eine einzige Menschheit gab.« Sie nickte entschieden.
Seldon fragte: »Gab es noch einen anderen Namen für die Erde… etwa Aurora?«
Mutter Rittah runzelte die Stirn. »Wo haben Sie das gehört?«
»Da und dort. Ich habe von einer alten, vergessenen Welt gehört, die Aurora hieß, und auf der die Menschheit in urtümlichem Frieden lebte.«
»Das ist eine Lüge.« Sie wischte sich über den Mund, als würde sie damit den Geschmack dessen, was sie gerade gehört hatte, loswerden. »Jener Name, den Sie da erwähnen, darf niemals erwähnt werden, nur als der Ort des Bösen. Er war der Anfang des Bösen. Die Erde war allein, bis das Böse kam und mit ihm die Schwesternwelten. Das Böse hat die Erde beinahe vernichtet, aber die Erde erhob sich und vernichtete das Böse – mit Hilfe von Helden.«
»Dann gab es die Erde also vor diesem Bösen. Sind Sie da sicher?«
»Lange vorher. Die Erde war Tausende von Jahren allein in der Galaxis – Millionen von Jahren.«
»Millionen von Jahren? Dann hat die Menschheit Millionen von Jahren auf ihr existiert – und auf keiner anderen Welt hat es Menschen gegeben?«
»Das ist wahr. Das ist wahr. Das ist wahr!«
»Aber woher wissen Sie das alles? Ist das alles in einem Computerprogramm? Oder einem Ausdruck? Haben Sie irgend etwas, das ich lesen kann?«
Mutter Rittah schüttelte den Kopf. »Ich habe die alten Geschichten von meiner Mutter gehört und die von der
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