Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
erzeugte. Und im Gegensatz dazu gab es in jenen Gegenden, die daran Freude fanden, die ritualistische Freundlichkeit abendlicher Promenaden.
Aber hier in Billibotton war weder Freundlichkeit noch individuelle Zurückgezogenheit zu erkennen. Wenigstens nicht, soweit es um Fremde ging, Außenseiter, wie man sie hier nannte, und Seldon hatte den Eindruck, als wäre dieser Ausdruck noch nie so passend gewesen wie hier. Jeder Vorübergehende drehte sich um, um Seldon und Dors anzustarren, und jedes Augenpaar folgte ihnen unfreundlich, als wäre es mit unsichtbaren Fäden an den beiden Außenseitern befestigt.
Die Kleidung der Billibottoner war überwiegend abgewetzt, alt und manchmal zerrissen. Über allem lag eine Patina ungewaschener Armut, und Seldon kam sich in der offenkundigen Gepflegtheit seiner neuen Kleider unbehaglich vor.
»Wo in Billibotton, meinen Sie, wird Mutter Rittah denn wohnen?« fragte er Dors.
»Das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Sie haben uns hierhergebracht, also zerbrechen auch Sie sich den Kopf. Ich beabsichtige, mich auf Ihren Schutz zu beschränken und glaube, daß das hier sehr notwendig sein wird.«
»Ich hatte angenommen, man braucht nur irgendeinen Passanten zu fragen«, sagte Seldon darauf, »aber irgendwie fühle ich mich dazu nicht ermutigt.«
»Das kann ich Ihnen nicht übelnehmen. Ich glaube auch nicht, daß sich jemand beeilen wird, Ihnen zu Hilfe zu kommen.«
»Andererseits gibt es hier auch junge Leute.« Er wies mit einer Handbewegung auf einen. Ein Junge, der aussah, als wäre er etwa zwölf – jedenfalls jung genug, um noch nicht den allgegenwärtigen Schnurrbart zu tragen –, war stehengeblieben und starrte sie an.
»Sie meinen also, ein Junge seines Alters hat noch nicht die volle billibottonische Abneigung gegenüber Außenseitern entwickelt«, meinte Dors.
»Jedenfalls vermute ich, daß er noch nicht groß genug ist, um die Neigung zur Gewalttätigkeit in sich zu tragen, die wohl zu Billibotton gehört. Ich kann mir vorstellen, daß er vielleicht wegrennt, wenn wir ihn ansprechen und uns aus der Ferne Beleidigungen nachruft. Aber ich bezweifle, daß er uns angreifen wird.«
Er hob die Stimme. »Junger Mann.«
Der Junge machte einen Schritt rückwärts und starrte sie weiterhin an.
»Komm her!« rief Seldon.
»Wozu ’n, Mann?« fragte der Junge.
»Damit ich dich um Auskunft fragen kann. Komm näher, damit ich nicht so schreien muß!«
Der Junge kam zwei Schritte auf sie zu. Er hatte ein schmutziges Gesicht, aber seine Augen leuchteten hell und wachsam. Er trug am rechten Fuß eine andere Sandale als am linken, und eines seiner Hosenbeine war mit einem andersfarbigen Stück Stoff ausgebessert. »Was ’n für ’ne Auskunft?« fragte er.
»Wir sind auf der Suche nach Mutter Rittah.«
Die Augen des Jungen flackerten. »Wozu ’n, Mann?«
»Ich bin Gelehrter. Weißt du, was ein Gelehrter ist?«
»Sind Se zur Schule gegang’n?«
»Ja. Du nicht?«
Der Junge spuckte verächtlich aus. »Nee.«
»Ich will einen Rat von Mutter Rittah – wenn du mich zu ihr bringen willst…«
»Soll Se Ihn’ wahrsagen? Wenn Se so rausgeputzt nach Billibotton komm’, Mann, kann ich Ihn’ auch wahrsagen. Ganz schlimm.«
»Wie heißt du denn, junger Mann?«
»Geht Sie das was an?«
»Nun, damit wir auf freundlichere Art miteinander reden können. Und damit du mich zu Mutter Rittah bringen kannst. Weißt du, wo sie wohnt?«
»Vielleicht ja, vielleicht nein. Ich bin Raych. Was bringt’s mir denn, wenn ich Se hinbring’?«
»Was hättest du denn gerne, Raych?«
Die Augen des Jungen blieben an Dors’ Gürtel haften und dann meinte er: »Die Lady hat zwei Messer. Geben Se mir eins, und ich bring’ Se zu Mutter Rittah.«
»Das sind Messer für Erwachsene, Raych. Du bist zu jung.«
»Dann bin ich, schätz’ ich, auch zu jung, um zu wissen, wo Mutter Rittah wohnt.« Und dann musterte er sie verschlagen durch das zottige Haar, das ihm über die Augen fiel.
Seldon begann unruhig zu werden. Wenn sie hier noch lange stehenblieben, würde sich vielleicht eine Menschenmenge um sie sammeln. Einige Männer waren bereits stehengeblieben, dann aber weitergegangen, als nichts Interessantes geschah. Aber wenn der Junge jetzt ärgerlich wurde und anfing laut zu werden oder sonst irgend etwas unternahm, dann würden sich ohne Zweifel Menschen sammeln.
Er lächelte und fragte: »Kannst du lesen, Raych?«
Raych spuckte erneut aus. »Nee! Wer will’n lesen?«
»Kannst du einen
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