Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
»Wir haben Befehl, Sie zu bewachen. Davan will nicht, daß Ihnen was passiert.«
»Vielen Dank. Versuchen Sie, leiser zu sein. Raych, gehen wir weiter!«
Der Kleine war beleidigt. »Ich hab’ die Wahrheit gesagt, und Sie haben mich so angepackt.«
»Du hast recht«, sagte Dors. »Zumindest glaube ich das… und ich bitte um Entschuldigung.«
»Ich weiß nich’, ob ich das annehm’ soll«, sagte Raych und versuchte sich aufzurichten, um ein wenig größer zu wirken. »Aber mein’wegen, dies eine Mal.« Er trottete weiter.
Als sie den Fußweg erreichten, verschwand die unsichtbare Leibgarde. Zumindest konnte selbst Dors mit ihrem scharfen Gehör sie nicht mehr wahrnehmen. Aber inzwischen hatten sie auch den etwas respektableren Teil des Bezirks erreicht.
Dors meinte nachdenklich: »Ich glaube nicht, daß wir Kleider haben, die dir passen würden, Raych.«
»Warum wollen Se denn Kleider, die mir passen, Missus?« fragte Raych. (Seit sie die Korridore verlassen hatten, schien Raych einen Anfall von Manierlichkeit zu haben.)
»Ich dachte, du würdest gern zu uns kommen und ein Bad nehmen.«
»Wozu denn?« fragte Raych verwundert. »Irgendwann mal werde ich mich schon waschen. Und dann zieh’ ich mein anderes Hemd an.« Er sah Dors pfiffig an. »Tut Ihnen wohl leid, daß Se mich so angepackt haben, stimmt’s? Jetzt wollen Se mer was Gutes tun.«
Dors lächelte. »Ja, irgendwie schon.«
Raych machte eine großspurige Handbewegung. »Is schon in Ordnung. Ha’m mir ja nicht weh getan. Hören Se. Für ’ne Lady sind Se stark. Sie ham mich hochgehoben wie nix.«
»Ich war verärgert, Raych. Ich muß auf Master Seldon aufpassen.«
»Sind Se so was wie sein Leibwächter?« Raych warf Seldon einen fragenden Blick zu. »Sie ham ’ne Lady als Leibwächter?«
»Ich kann nichts dafür«, sagte Seldon und lächelte dabei schief. »Sie besteht darauf, und gut ist sie ja.«
»Überleg dir’s noch mal, Raych«, sagte Dors. »Bist du auch ganz sicher, daß du kein Bad nehmen willst? Ein hübsches, warmes Bad.«
»Ich hab’ doch keine Chance«, erwiderte Raych. »Glauben Se, daß die Lady mich noch mal ins Haus läßt?«
Dors blickte auf und sah Casilia Tisalver vor der Haustür stehen und abwechselnd Dors und den Jungen aus den Slums anstarren. Wen von beiden sie mit finstereren Blicken musterte, war unmöglich zu erkennen.
»Also dann, Wiedersehn, Mister und Missus«, sagte Raych. »Ich weiß nicht mal, ob die Sie beide ins Haus läßt.« Er steckte die Hände in die Taschen und stolzierte mit unnachahmlicher Gleichgültigkeit davon.
»Guten Abend, Mistreß Tisalver«, sagte Seldon. »Es ist ziemlich spät, nicht wahr.«
»Es ist sehr spät«, erwiderte sie. »Hier hat es heute fast einen Aufstand gegeben wegen dieses Reporters, auf den Sie das Pack gehetzt haben.«
»Wir haben niemand auf irgend jemanden gehetzt«, sagte Dors.
»Ich hab’s doch gesehen.« Sie trat beiseite, um sie eintreten zu lassen, ließ sich dabei aber so viel Zeit, daß ihr Unwille nicht zu übersehen war.
»Jetzt scheint sie sich mit uns abgefunden zu haben«, sagte Dors, als sie und Seldon ihre Zimmer aufsuchten.
»So? Was hätte sie denn schon machen können?« fragte Seldon.
»Nun wir werden ja sehen«, sagte Dors.
Beamte
Raych -… Nach Hari Seldon ergab sich das erste Zusammentreffen mit Raych völlig zufällig. Er war ganz einfach ein Straßenjunge, den Seldon nach dem Weg gefragt hatte. Aber von diesem Augenblick an schien sein Leben irgendwie mit dem des großen Mathematikers verflochten, bis schließlich…
ENCYCLOPAEDIA GALACTICA
77
Als Seldon sich am nächsten Morgen gewaschen und rasiert hatte, klopfte er, nur mit einer Hose bekleidet, an die Tür, die zu Dors’ Zimmer führte und sagte leise: »Bitte, machen Sie auf, Dors.«
Das tat sie. Ihre kurzen, roten Locken waren noch feucht, und auch sie war nur von der Hüfte abwärts bekleidet.
Seldon wich verlegen zurück. Dors blickte gleichgültig an sich hinab und schlang sich ein Handtuch um den Kopf. »Was ist denn?« fragte sie.
»Ich wollte Sie wegen Wye fragen«, meinte Seldon und sah verlegen an ihr vorbei.
»Um was geht’s denn?« fragte Dors ganz unbefangen. »Und um Himmels willen, sehen Sie mich gefälligst an, wenn Sie mit mir reden. Sie sind doch ganz bestimmt keine Jungfrau.«
»Ich hab’ mich nur bemüht, höflich zu sein«, sagte Seldon verletzt. »Wenn es ihnen nichts ausmacht, mir macht es ganz bestimmt nichts. Und
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