Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
geschieht gleichgültiger, oberflächlicher und in größeren Zeitabständen. Es steht einfach nicht genügend Geld zur Verfügung.«
»Und wo ist das Geld hingeraten?«
»In andere Bereiche. Wir hatten Jahrhunderte der Unruhe. Die Marine ist viel umfangreicher und um ein Vielfaches teurer als früher einmal. Die Streitkräfte werden viel besser bezahlt, um sie ruhig zu halten. Unruhen, Revolten und gelegentliche lokale Bürgerkriege kosten ihren Preis.«
»Aber unter Cleon hat doch immer Ruhe geherrscht. Und wir haben schon seit fünfzig Jahren Frieden.«
»Ja, aber gut bezahlte Soldaten wären sicherlich nicht damit einverstanden, wenn man ihnen die Löhnung kürzt, nur weil Frieden herrscht. Admirale sträuben sich dagegen, daß Schiffe eingemottet werden und daß man ihnen den Dienstrang kürzt, nur weil es weniger Arbeit für sie gibt. Also fließen die Gelder immer noch – selbstverständlich absolut unproduktiv – in die Streitkräfte, und wichtige Bereiche, die der Öffentlichkeit nutzen, läßt man verkommen. Das ist es, was ich Zerfall nenne. Wie würden Sie denn dazu sagen? Glauben Sie nicht auch, daß Sie diesen Gesichtspunkt schließlich in Ihre psychohistorischen Überlegungen einbauen werden?«
Seldon rutschte etwas auf seinem Sitz herum, gab aber keine Antwort. Nach einer Weile fragte er: »Wo fahren wir übrigens hin?«
»Zur Streeling-Universität.«
»Ah, deshalb war mir der Name vertraut. Ich habe von der Universität gehört.«
»Das überrascht mich nicht. Trantor hat beinahe hunderttausend geisteswissenschaftliche Institute, und Streeling gehört zu den tausend angesehensten davon.«
»Werde ich dort wohnen?«
»Eine Weile zumindest. Ein Universitätscampus ist im großen und ganzen ein Zufluchtsort, der auch Schutz vor der Staatsmacht bietet. Sie werden dort in Sicherheit sein.«
»Aber werde ich auch willkommen sein?«
»Warum nicht? Heutzutage findet man nur mit Mühe einen guten Mathematiker. Vielleicht kann man Sie dort gebrauchen. Und Sie könnten die Universität vielleicht auch brauchen – und zwar nicht nur als Versteck.«
»Sie meinen, das ist ein Ort, wo ich meine Vorstellungen weiterentwickeln kann.«
»Das haben Sie versprochen«, sagte Hummin.
»Ich habe versprochen, daß ich es versuchen werde«, sagte Seldon und dachte bei sich, daß es etwa genau so war, als hätte er versprochen, aus Sand ein Seil zu drehen.
15
Daraufhin war ihr Gespräch verebbt, und Seldon blickte auf die Bauten des Streeling-Sektors hinaus, die an ihnen vorüberhuschten. Einige waren recht niedrig, während andere den Anschein erweckten, als würden sie den ›Himmel‹ berühren. Die endlose Folge von Bauwerken war immer wieder von breiten Durchfahrten durchbrochen, und häufig konnte man auch schmalere Gassen sehen.
Einmal kam ihm plötzlich in den Sinn, daß die Gebäude sich zwar nach oben reckten, aber ebenso auch in die Tiefe reichten und vielleicht sogar tiefer waren als hoch.
Und in dem Augenblick, wo ihm der Gedanke kam, war er auch überzeugt, daß er zutraf.
Gelegentlich sahen sie im Hintergrund ein Stück von der Expreßbahn entfernt grüne Flecken und sogar kleine Bäume.
So blickte er eine Weile hinaus und bemerkte dann, daß das Licht schwächer wurde. Er sah sich um und wandte sich zu Hummin, der seine Frage ahnte.
»Der Nachmittag geht zu Ende«, sagte er, »und die Nacht rückt heran.«
Seldons Brauen schoben sich in die Höhe, und seine Mundwinkel bogen sich nach unten. »Das ist eindrucksvoll. Ich habe da ein Bild vor mir, wie der ganze Planet dunkel wird, und dann, in ein paar Stunden, wieder hell.«
Hummin lächelte. »Es ist nicht ganz so, Seldon. Der Planet wird nie ganz abgeschaltet – oder eingeschaltet. Die Schattenlinie der Abenddämmerung zieht allmählich über den Planeten, und einen halben Tag darauf folgt ihre Linie der Morgendämmerung. Tatsächlich folgt der Effekt dem echten Tag und der echten Nacht über den Kuppeln ziemlich genau, so daß in den nördlichen und südlichen Regionen Tag und Nacht ihre Länge mit den Jahreszeiten ändern.«
Seldon schüttelte den Kopf. »Aber warum zuerst den Planeten völlig überdachen und dann so tun, als läge er im Freien?«
»Ich nehme an, weil die Leute es so lieber haben. Die Trantorianer schätzen den Vorteil, unter Dach zu leben, aber sie mögen trotzdem nicht in unangenehmer Weise daran erinnert werden. Sie wissen sehr wenig über die trantorianische Psychologie, Seldon.«
Seldons
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