Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
entschuldigen.
Dors ging an sein Bett, beugte sich vor und berührte einen kleinen, dunklen Punkt an der Wand. An der Decke, unmittelbar über seinem Kopfkissen erschienen rote Ziffern: 0903.
Sie lächelte, ohne damit ein Gefühl der Überlegenheit auszudrücken. »Tut mir leid«, sagte sie. »Aber ich hatte eigentlich angenommen, Chetter Hummin hätte Ihnen gesagt, daß ich um neun Uhr kommen würde. Das Problem mit ihm ist, daß er es so gewöhnt ist, alles zu wissen, daß er gar nicht in Erwägung zieht, andere könnten gelegentlich etwas nicht wissen. – Und ich hätte mich auch nicht per Holografie identifizieren sollen. Ich kann mir vorstellen, daß Sie das auf Helicon nicht haben, und ich habe Sie damit vielleicht erschreckt.«
Seldon spürte, wie sich seine Spannung lockerte. Sie wirkte natürlich und freundlich auf ihn und der beiläufige Hinweis auf Hummin beruhigte ihn. »Sie täuschen sich in bezug auf Helicon, Fräulein…«
»Bitte nennen Sie mich Dors.«
»Trotzdem täuschen Sie sich in bezug auf Helicon, Dors. Wir haben sehr wohl Radioholografie, aber ich konnte mir nie eine solche Anlage leisten. Und in den Kreisen, in denen ich verkehre, auch niemand. Also habe ich so etwas noch nie am eigenen Leib erlebt. Aber ich habe durchaus schnell begriffen, was geschehen war.«
Er studierte sie. Sie war nicht sonderlich groß, eher durchschnittlich für eine Frau. Ihr Haar war von dunklem rötlichen Gold. Sie trug es in kurzen Locken in die Stirn frisiert. (Er hatte einige Frauen auf Trantor gesehen, die ihr Haar so trugen. Das war offenbar gerade Mode – auf Helicon hätte man darüber gelacht.) Sie war nicht gerade eine Schönheit, aber von angenehmer Erscheinung, was besonders an ihren vollen Lippen lag, die so wirkten, als würde sie ständig etwas amüsiert lächeln. Sie war schlank, gut proportioniert und sah recht jung aus. (Zu jung, dachte er, etwas beunruhigt, um ihm viel nützen zu können.)
»Habe ich die Musterung bestanden?« fragte sie. (Sie schien auch Hummins Trick zu beherrschen, seine Gedanken zu erraten, dachte Seldon. Oder vielleicht kannte er den Trick nicht, sie zu verbergen.)
»Tut mir leid«, sagte er. »Es scheint, daß ich Sie angestarrt habe, aber ich wollte mir nur ein Urteil über Sie bilden. Ich bin hier an einem fremden Ort, kenne niemanden und habe keine Freunde.«
»Bitte, Dr. Seldon, betrachten Sie mich als Freundin. Mr. Hummin hat mich gebeten, mich um Sie zu kümmern.«
Seldon lächelte wehmütig. »Dafür sind Sie vielleicht etwas jung.«
»Sie werden feststellen, daß ich das nicht bin.«
»Nun, ich werde mir Mühe geben, Ihnen so wenig wie möglich zur Last zu fallen. Könnten Sie bitte Ihren Namen wiederholen?«
»Dors Venabili.« Sie buchstabierte ihren Familiennamen und wies darauf hin, daß die Betonung auf der zweiten Silbe lag. »Wie ich schon sagte, nennen Sie mich bitte Dors. Und wenn es Ihnen nicht so unangenehm ist, werde ich Sie Hari nennen. Wir sind hier in der Universität recht formlos in der Hinsicht, ja man gibt sich fast peinlich Mühe, keine Anzeichen von Status zur Schau zu stellen, sei er nun ererbt oder beruflich.«
»Sagen Sie unbedingt Hari.«
»Gut. Dann werde ich auch formlos bleiben. Der Instinkt für Formalität, falls es so etwas gibt, würde mich beispielsweise dazu veranlassen, Sie um Erlaubnis zu bitten, ob ich mich setzen darf. Aber formlos werde ich mich einfach hinsetzen.« Damit nahm sie auf dem einzigen Stuhl im Raum Platz.
Seldon räusperte sich. »Es ist ganz offenkundig, daß ich noch etwas verwirrt bin. Ich hätte Sie bitten sollen, Platz zu nehmen.« Er setzte sich auf sein zerwühltes Bett und wünschte, er hätte daran gedacht, es etwas herzurichten – aber sie hatte ihn überrascht.
Sie meinte freundlich: »Ich werde Ihnen jetzt sagen, wie es hier läuft, Hari. Zuerst gehen wir in einem der Universitätscafes frühstücken. Dann besorge ich Ihnen ein Zimmer in einem der Domizile – ein besseres als dieses hier. Sie werden ein Fenster haben. Hummin hat mich instruiert, Ihnen eine Kreditkarte auf seinen Namen zu beschaffen, aber ich werde ein oder zwei Tage brauchen, der Universitätsbürokratie eine abzupressen. Bis dahin werde ich für Ihre Ausgaben verantwortlich sein, Sie können mir das ja später zurückzahlen. – Und wir können Sie hier gut gebrauchen. Chetter Hummin hat mir gesagt, daß Sie Mathematiker sind, und aus irgendeinem Grund herrscht an der Universität großer Mangel an guten
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