Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
einem weiteren Punkt führte der Unterricht bei ihm zu Verstimmung, aber der war mehr privater Natur. Er lernte die erforderliche Technik, um sich Zugang zu historischen Daten zu verschaffen, und ärgerte sich dann – für sich – über seine vorangegangenen Versuche, den Gedächtnisspeicher des Computers zu benutzen. Es war einfach eine völlig andere Denkweise als die, die man in der Mathematik benutzte. Sie war gleichermaßen logisch, nahm er an, da man sie konsequent und ohne daß dabei Fehler auftraten, nutzen konnte, um sich in jeder beliebigen Richtung zu bewegen. Aber es war jedenfalls eine in den Grundzügen andere Art der Logik als die, welche er gewöhnt war.
Aber mit oder ohne Unterweisung, ob er sich nun mühsam fortbewegte oder schnell, er gelangte einfach nicht zu Resultaten.
Sein Ärger kam auf dem Tennisplatz zum Ausdruck. Dors gelangte schnell an den Punkt, wo es nicht mehr nötig war, ihr leicht und vorsichtig zuzuspielen, um ihr Zeit zu lassen, Richtung und Distanz richtig einzuschätzen. Das machte es ihm leicht zu vergessen, daß sie dennoch nur eine Anfängerin war, und er drückte seinen Ärger in seinen Schlägen aus, indem er die Bälle auf sie abfeuerte, als wären sie Laserstrahlen.
Sie kam ans Netz und sagte: »Ich kann ja verstehen, daß Sie mich umbringen wollen, weil es Sie ganz bestimmt ärgert, daß ich so oft den Aufschlag verpatze. Mich wundert nur, daß Sie meinen Kopf um drei Zentimeter verfehlt haben. Ich meine, Sie haben mich ja nicht einmal angekratzt. Können Sie es denn nicht besser?«
Seldon versuchte erschreckt zu erklären, brachte aber nur zusammenhangloses Gestammel heraus.
»Schauen Sie«, meinte sie, »ich werde mich heute ohnehin nicht mehr in Gefahr bringen, also sollten wir vielleicht jetzt duschen gehen und dann eine Tasse Tee miteinander trinken. Dann können Sie mir ja sagen, was Sie wirklich umbringen wollten. Wenn ich nicht das wahre Opfer war und Sie sich Ihren Ärger nicht herunterreden können, dann sind Sie mir auf der anderen Seite des Netzes viel zu gefährlich, als daß ich mich noch einmal als Ziel zur Verfügung stellen möchte.«
Beim Tee sagte er dann: »Dors, ich habe ein Geschichtswerk nach dem anderen überflogen, wirklich nur überflogen, flüchtig. Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit für tiefergehende Studien. Trotzdem ist mir jetzt schon klar geworden, daß sämtliche Buchfilme sich nur auf dieselben paar Ereignisse konzentrieren.«
»Wesentliche Ereignisse. Solche, die Geschichte machten.«
»Das ist nur ein Vorwand. Sie kopieren einander. Dort draußen gibt es fünfundzwanzig Millionen Welten, und davon werden vielleicht fünfundzwanzig nennenswert erwähnt.«
»Sie lesen nur die allgemeine galaktische Geschichte«, erklärte Dors. »Sehen Sie sich die Werke an, die sich mit einigen der kleineren Welten befassen. Auf jeder Welt, und wäre sie auch noch so klein, lehrt man die Kinder zuerst die lokale Geschichte, ehe sie überhaupt herausfinden, daß es draußen eine riesengroße bewohnte Galaxis gibt. Wissen Sie selbst denn im Augenblick nicht viel mehr über Helicon als über den Aufstieg Trantors oder den Großen Interstellaren Krieg?«
»Dabei handelt es sich auch um recht beschränktes Wissen«, sagte Seldon bedrückt: »Ich kenne die Geographie Helicons und die Geschichte der Besiedlung unseres Planeten und weiß von all den Boshaftigkeiten des Planeten Jennisek – das ist unser Erbfeind, obwohl unsere Lehrer sehr darauf bedacht waren, uns beizubringen, daß wir vom traditionellen Rivalen< sprechen sollten. Aber welche Beiträge Helicon für die allgemeine galaktische Geschichte geleistet hat, habe ich nie gelernt.«
»Vielleicht gibt es gar keine solchen Beiträge.«
»Seien Sie nicht albern. Natürlich hat es die gegeben. Vielleicht waren sie nicht besonders groß, keine riesigen Weltraumschlachten um Helicon oder Rebellionen oder Friedensverträge. Vielleicht hat nie jemand, der Anspruch auf den Thron erhob, Helicon zu seinem Stützpunkt erklärt. Aber irgendwelche subtilen Einflüsse muß es gegeben haben. Es kann doch ganz sicherlich nichts an irgendeinem Ort geschehen, ohne Einfluß auf den Rest der Welt zu haben. Und doch habe ich nichts gefunden, das mir weiterhilft. – Sehen Sie mal, Dors, in der Mathematik kann man alles im Computer finden, alles, was wir wissen oder in zwanzigtausend Jahren herausgefunden haben. In der Geschichte ist das nicht so. Historiker picken herum und wählen aus, und jeder von ihnen
Weitere Kostenlose Bücher