Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
Meteorologen entdecken können.
In der pechschwarzen Finsternis konnte er nicht erkennen, was vor ihm lag. Er wünschte, es gäbe wenigstens ein paar Sterne, die den Himmel erleuchteten, und fragte sich, ob es wohl so war, wenn man blind war. Er fuchtelte mit den Armen vor sich herum, als wären sie Antennen.
Von Minute zu Minute wurde es kälter, und er blieb stehen, um sich in die Hände zu blasen und sie sich dann in die Achselhöhlen zu stecken. Er wünschte sich, er könnte mit den Füßen das gleiche tun. Wenn jetzt ein Niederschlag einsetzte, dachte er, würde es Schnee sein – oder noch schlimmer: Eisregen.
Weiter… weiter. Es gab sonst nichts zu tun.
Am Ende schien ihm, als würde er sich bergab bewegen. Das war entweder Wunschdenken, oder er hatte die Kuppel überquert.
Er blieb stehen. Wenn er die Kugel hinter sich gebracht hatte, sollte er das künstliche Licht der meteorologischen Station sehen können. Er würde die Lichter sehen, die die Meteorologen selbst trugen, sie würden funkeln oder wie Leuchtkäfer tanzen.
Seldon schloß die Augen, als könnte er sie damit an die Dunkelheit anpassen und es dann aufs Neue versuchen, aber das war natürlich unsinnig. Mit geschlossenen Augen war es nicht dunkler als mit offenen, und als er sie wieder aufschlug, war es nicht heller als vorher.
Vielleicht waren Leggen und die anderen schon weg, hatten ihre Lampen mitgenommen und auch die Beleuchtung der Instrumente abgeschaltet. Oder vielleicht hatte er, Sheldon, die falsche Kuppel erstiegen. Oder er hatte sich entlang der Kuppel auf einem gekrümmten Weg bewegt und sah jetzt in die falsche Richtung. Oder er hatte die falsche Seite ausgewählt und sich von dem Wäldchen in einer ganz falschen Richtung entfernt.
Was sollte er tun?
Wenn er in die falsche Richtung blickte, bestand die Möglichkeit, daß rechts oder links von ihm Licht zu sehen sein würde – und das war es nicht. Wenn er der falschen Falte gefolgt war, dann gab es überhaupt keine Möglichkeit, zu dem Wäldchen zurückzukehren, um sich dort eine andere Falte auszuwählen. Seine einzige Chance lag darin, daß er in die richtige Richtung blickte und daß die meteorologische Station mehr oder weniger direkt vor ihm lag. Außer daß die Meteorologen sich entfernt und sie in Dunkelheit zurückgelassen hatten. Also weiter! Die Chancen auf Erfolg mochten gering sein, aber eine andere Chance hatte er nicht.
Er vermutete, daß er etwa eine halbe Stunde damit verbracht hatte, sich von der meteorologischen Station bis zum höchsten Funkt der Kuppel zu bewegen, wobei er ein Stück des Weges mit Klausia im Schlendertempo gegangen war. Jetzt, wo die Dunkelheit drohte, eilte er hingegen fast im Laufschritt dahin.
Seldon quälte sich weiter. Es wäre schön gewesen, jetzt zu wissen, wie spät es war, und er hatte natürlich ein Zeitband, aber in der Dunkelheit…
Er blieb stehen. Er trug ein trantorianisches Zeitband, das die galaktische Standardzeit angab (wie alle Zeitbänder das taten), und darüber hinaus trantorianische Lokalzeit. Gewöhnlich konnte man Zeitbänder in der Dunkelheit sehen, weil sie phosphoreszierten. Ein heliconisches Zeitband würde das jedenfalls; warum also nicht auch ein trantorianisches?
Er blickte widerstrebend und besorgt auf sein Zeitband und berührte den Kontakt, der die Lichtquelle einschaltete. Das Zeitband glühte schwach und verriet ihm, daß es inzwischen 18.47 Uhr war. Nachdem es jetzt schon Nacht war, wußte Seldon, daß dies die winterliche Jahreszeit sein mußte – wie weit lag die Sonnwende zurück? Wie stark war die Achsneigung? Wie lang war das Jahr? Wie weit vom Äquator entfernt befand er sich hier? Auf keine dieser Fragen gab es auch nur die Andeutung einer Antwort. Aber was zählte, war, daß das schwache Licht sichtbar war.
Er war nicht blind! Irgendwie verlieh ihm der schwache Schein seines Zeitbandes neue Hoffnung.
Seine Stimmung stieg. Er würde sich weiter in die Richtung bewegen, die er sich ausgewählt hatte. Eine halbe Stunde lang würde noch gehen. Wenn er dann auf nichts stieß, würde er noch fünf Minuten zulegen, nicht mehr – genau fünf Minuten. Wenn er dann immer noch auf nichts gestoßen war, würde er stehenbleiben und nachdenken. Aber das würde erst in fünfunddreißig Minuten sein. Bis dahin würde er sich nur auf das Gehen konzentrieren und sich fest vornehmen, sich wärmer zu fühlen. (Er wackelte mit den Zehen. Er konnte sie immer noch fühlen.)
Seldon trottete weiter, und die
Weitere Kostenlose Bücher