Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
Gesellschaft. – Das ist übrigens eine der zahlreichen Regeln der menschlichen Geschichte, die Sie von Ihren grundlegenden Gesetzen der Humanik oder wie Sie sie auch sonst genannt haben, ableiten müssen…«
Und an dem Punkt verstummte Dors plötzlich, wurde nachdenklich. Seldon musterte sie prüfend, und Dors’ Augen wurden glasig, als sei sie tief in Gedanken versunken.
Schließlich sagte sie: »Dies ist keine unabänderliche Regel, aber mir scheint, daß eine Religion meistens ein Buch – oder mehrere Bücher – hat, die von besonderer Bedeutung sind, Bücher, die ihr Ritual, ihre Betrachtungsweise der Geschichte, ihre geheiligten Dichtungen und wer weiß was sonst noch alles enthalten. Gewöhnlich haben alle Zugang zu diesen Büchern, und sie dienen sogar dem religiösen Kult. Manchmal sind sie auch geheim.«
»Meinen Sie, daß Mykogen solche Bücher besitzt?«
»Nun, um ehrlich zu sein«, meinte Dors nachdenklich, »ich habe nie von solchen Büchern gehört. Das hätte ich möglicherweise, wenn sie offen zugänglich wären – und das bedeutet, daß sie entweder nicht existieren, oder geheim gehalten werden. In beiden Fällen scheint es mir, daß Sie sie nicht zu Gesicht bekommen werden.«
»Zumindest ist das ein Anfang«, sagte Seldon grimmig.
42
Etwa zwei Stunden, nachdem Hari und Dors ihre Mahlzeit beendet hatten, kehrten die Schwestern zurück. Sie lächelten beide, und Regentropfen Dreiundvierzig, die Gesetztere von beiden, hielt Dors einen grauen Kittel hin.
»Der ist sehr hübsch«, sagte Dors lächelnd und freundlich nickend. »Die hübsche Stickerei hier gefällt mir.«
»Das ist nichts«, zwitscherte Regentropfen Fünfundvierzig. »Das ist ein abgelegtes Stück von mir und wird nicht besonders gut passen, weil Sie größer sind als ich. Aber für eine Weile sollte es gehen, und später gehen wir mit Ihnen in die beste Kittlerei, damit Sie sich ein paar aussuchen, die Ihnen passen und auch Ihrem Geschmack entsprechen. Sie werden ja sehen.«
Regentropfen Dreiundvierzig reichte Dors, unsicher lächelnd und stumm und die ganze Zeit die Augen zu Boden gerichtet, einen weißen Kittel. Er war sorgfältig zusammengefaltet. Dors machte keine Anstalten, ihn zu entfalten, sondern reichte ihn Seldon. »Der Farbe nach würde ich sagen, ist er für Sie, Hari.«
»Wahrscheinlich«, sagte Seldon. »Aber geben Sie ihn zurück. Sie hat ihn nicht mir gegeben.«
»Oh, Hari«, sagte Dors und schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf.
»Nein«, beharrte Seldon, »sie hat ihn nicht mir gegeben. Geben Sie ihn ihr zurück, dann warte ich, bis sie ihn mir selbst gibt.«
Dors zögerte und machte dann einen halbherzigen Versuch, Regentropfen Dreiundvierzig den Kittel zurückzugeben.
Die Schwester versteckte die Hände hinter dem Rücken und wich einen Schritt zurück; alles Leben floß aus ihrem Gesicht. Regentropfen Fünfundvierzig warf Seldon einen verstohlenen Blick zu und ging auf Regentropfen Dreiundvierzig zu und legte die Arme um sie.
»Kommen Sie, Hari«, sagte Dors, »ich bin ganz sicher, daß Schwestern nicht mit Männern sprechen dürfen, die nicht mit ihnen verwandt sind. Was nützt es denn, sie zu quälen? Sie kann doch nichts dafür.«
»Das glaube ich nicht«, meinte Seldon schroff. »Wenn es eine solche Regel gibt, dann gilt sie nur für Brüder. Ich bezweifle stark, daß sie je zuvor einem Stammesmann begegnet ist.«
Darauf meinte Dors mit weicher Stimme, zu Regentropfen Dreiundvierzig gewandt: »Sind Sie je zuvor einem Stammesmann begegnet, Schwester, oder einer Stammesfrau?«
Die Mykogenierin zögerte eine Weile und schüttelte dann unsicher den Kopf.
Seldon streckte die Arme aus. »Nun, da haben wir es. Wenn es eine Regel des Schweigens gibt, dann gilt die nur für Brüder. Würden die uns denn diese jungen Frauen – diese Schwestern – geschickt haben, wenn es eine Regel gäbe, die es ihnen verbietet, mit Stammesmännern zu sprechen?«
»Es könnte ja sein, daß sie nur mit mir sprechen sollen und ich das, was sie sagen, dann an Sie weitergeben muß.«
»Unsinn! Das glaube ich nicht und werde ich auch nicht glauben. Ich bin nicht nur ein Stammesmann, ich bin ein geehrter Gast in Mykogen, und Chetter Hummin hat darum gebeten, daß man mich als solchen behandelt und daß Sonnenmeister Vierzehn selbst mich hierhergeleiten soll. Ich lasse mich nicht behandeln, als existiere ich nicht. Ich werde mit Sonnenmeister Vierzehn in Verbindung treten und mich bitter
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