Foundation 08: Foundation
angewendeten und seit jeher wirkungslosen Mitteln des Schulterklopfens, Haarestreichelns und unzusammenhängenden Murmelns ablösten.
»Was ist denn los?« flüsterte Bayta.
Eins der Mädchen wandte sich ihr zu und zuckte diskret die Achseln. »Ich weiß es nicht.« Dann kam ihr zu Bewußtsein, wie unangemessen die Geste war, und sie zog Bayta beiseite.
»Ich glaube, sie hat einen schweren Tag hinter sich. Und sie macht sich Sorgen um ihren Mann.«
»Ist er bei der Raumpatrouille?«
»Ja.«
Bayta berührte Juddees Arm und sagte freundlich: »Warum gehst du nicht nach Hause, Juddee?« Fröhlich und sachlich hob sich ihre Stimme von dem wehleidigen Getue der anderen ab.
Juddee sah sie fast so an, als nehme sie es ihr übel. »Ich bin diese Woche schon einmal ausgefallen…«
»Dann ist es eben das zweitemal. Wenn du versuchst weiterzumachen, wirst du nächste Woche drei Tage fehlen, weißt du. Deshalb ist es nichts als Patriotismus, wenn du nach Hause gehst. Ist eine von euch in ihrer Abteilung? Ja? Dann soll sich eine um ihre Karte kümmern. Du gehst besser erst in den Waschraum, Juddee, damit Rot und Weiß wieder dahin kommen, wohin sie gehören. Lauf schon! Husch!«
Bayta kehrte an ihren Platz zurück und griff mit schrecklicher Erleichterung von neuem nach der Speisekarte. Eine solche Stimmung war ansteckend. In dieser nervenzerrüttenden Zeit konnte ein einziges weinendes Mädchen seine ganze Abteilung in Raserei versetzen.
Sie traf widerstrebend ihre Wahl, drückte die richtigen Knöpfe neben ihrem Ellbogen und steckte die Speisekarte in ihren Schlitz zurück.
Das große, dunkle Mädchen ihr gegenüber meinte: »Es gibt nicht viel, was wir außer Weinen tun können, nicht wahr?«
Ihre frappierend vollen Lippen bewegten sich kaum, und Bayta fiel auf, daß die Mundwinkel sorgfältig zu diesem künstlichen Halblächeln verzogen waren, das augenblicklich als Zeichen von Differenziertheit galt.
Bayta dachte mit gesenkten Augen über die in diesen Worten enthaltene Anspielung nach. Dann klappte die Platte ihres Tisches nach innen und ihr Essen stieg in die Höhe. Froh über die Ablenkung, wickelte sie das Besteck aus. Sie faßte es vorsichtig an, bis es abgekühlt war.
»Fällt dir gar nichts anderes ein, was man tun könnte, Hella?« fragte sie.
»O doch«, erwiderte Hella, »mir schon!« Lässig schnippte sie ihre Zigarette mit einer geübten Fingerbewegung in die dafür vorgesehene kleine Vertiefung, und der winzige Atomblitz fing sie, bevor sie den flachen Boden berührte.
»Zum Beispiel…« – Hella faltete die schlanken, wohlgepflegten Hände unter dem Kinn – »finde ich, wir könnten zu einem richtig netten Arrangement mit dem Maultier kommen und mit all diesem Unsinn aufhören. Aber andererseits fehlt es mir an… äh… Möglichkeiten, schnell zu verschwinden, wenn das Maultier die Herrschaft übernimmt.«
Baytas glatte Stirn blieb glatt. Ihre Stimme klang unbeschwert und gleichmütig. »Du hast nicht zufällig einen Bruder oder Ehemann in den kämpfenden Schiffen?«
»Nein. Um so mehr ist es mir anzurechnen, daß ich keinen Grund dafür sehe, die Brüder und Ehemänner anderer Frauen zu opfern.«
»Bei einer Kapitulation würden sie erst recht geopfert werden.«
»Die Foundation hat kapituliert und hat jetzt Frieden. Unsere Männer sind nun fort, und die Galaxis ist gegen uns.«
Bayta zuckte die Achseln und meinte zuckersüß: »Wahrscheinlich bekümmert dich vor allem das erste von beiden.« Sie kehrte zu ihrer Gemüseplatte zurück und aß mit dem mulmigen Gefühl, daß ihretwegen ringsumher Schweigen herrschte. Niemand in Hörweite hatte sich die Mühe gemacht, auf Hellas Zynismus zu antworten.
Bayta ging schnell, nachdem sie ihren Tisch durch Knopfdruck für ihre Nachfolgerin von der nächsten Schicht abgeräumt hatte.
Ein Mädchen, das drei Plätze weiter weg saß, erkundigte sich mit Bühnenflüstern bei Hella: »Wer ist das?«
Hellas volle Lippen kräuselten sich gleichgültig. »Die Nichte unseres Koordinators. Wußtest du das nicht?«
»Wirklich?« Die Augen des Mädchens erhaschten einen letzten Blick auf Baytas entschwindenden Rücken. »Was tut sie hier?«
»Weißt du nicht, daß es bei Mädchen aus der feinen Gesellschaft als schick gilt, patriotisch zu sein? Es ist alles so demokratisch, daß ich kotzen muß.«
»Na, na, Hella«, sagte das dicke Mädchen zu ihrer Rechten. »Bisher hat sie ihren Onkel noch nie gegen uns ausgespielt. Warum läßt du sie nicht in
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