Foundation 08: Foundation
empfunden.«
»Ja, das stimmt.«
»Und nun ist dieses Gefühl wieder da«, fuhr Bayta heftig fort. »Und wir werden es nicht schaffen, dem Maultier Widerstand zu leisten. Selbst wenn wir das Material hätten, fehlte es uns am Mut, am Geist, am Willen – Torie, es hat keinen Sinn, zu kämpfen…«
Soviel Toran sich erinnern konnte, hatte Bayta niemals geweint, und sie weinte auch jetzt nicht. Nicht richtig. Aber Toran legte ihr leicht die Hand auf die Schulter und flüsterte: »Am besten vergißt du es, Baby. Ich weiß, was du meinst. Aber wir können nichts…«
»Doch, wir können etwas tun! Das sagt jeder – und wir sitzen nur da und warten, daß das Messer auf uns niederfällt.«
Sie kehrte zu dem zurück, was von ihrem Sandwich und ihrem Tee übrig war. Toran schlug stumm die Betten auf. Draußen war es inzwischen dunkel geworden.
Randu, dem neuernannten Koordinator für die Städte-Konföderation auf Haven – es war ein Amt für Kriegszeiten – war auf seine eigene Bitte hin einer der oberen Räume zugewiesen worden, aus dessen Fenster er grübelnd über die Dächer und Baumwipfel der Stadt hinwegblicken konnte. Jetzt, im verblassenden Licht der Höhlenbeleuchtung, wich die Stadt in die Konturlosigkeit ununterscheidbarer Farben zurück. Randu hatte keine Lust, über den Symbolismus zu meditieren.
Er sagte zu Ebling Mis, dessen klare Äuglein offenbar nichts weiter interessierte als die rötliche Flüssigkeit in seinem Glas: »Auf Haven gibt es eine Redensart: Wenn die Höhlenlichter ausgehen, ist es für die Rechtschaffenen und Schwerarbeitenden Zeit, zu schlafen.«
»Hast du in letzter Zeit viel geschlafen?«
»Nein! Entschuldige, daß ich dich so spät hergebeten habe, Mis. Irgendwie gefällt mir die Nacht in der jetzigen Zeit besser. Ist das nicht merkwürdig? Die Leute von Haven konditionieren sich ganz strikt darauf, daß die Abwesenheit von Licht ›Schlafen‹ bedeutet. Ich mache da keine Ausnahme. Aber jetzt ist es anders…«
»Du versteckst dich«, stellte Mis ausdruckslos fest. »Du bist von Leuten umgeben, die zur Wachperiode gehören, und du hast das Gefühl, daß ihre Augen und ihre Hoffnungen auf dir ruhen. Dagegen kommst du nicht an. In der Schlafperiode bist du frei.«
»Dann spürst du es auch? Diese klägliche Überzeugung, geschlagen zu sein?«
Ebling Mis nickte bedächtig. »O ja. Es ist eine Massenpsychose, eine unsägliche Mob-Panik. Ga-LAX-is, Randu, was erwartest du? Hier hast du eine ganze Kultur, die in dem blinden, nachplärrenden Glauben erzogen worden ist, ein Volksheld der Vergangenheit habe alles im voraus geplant und kümmere sich um jedes einzelne Stückchen ihres unwichtigen Lebens. Das daraus entstandene Gedankenmuster hat Eigenschaften ad religionem, und du weißt, was das bedeutet.«
»Nein, keine Ahnung.«
Mis war nicht begeistert darüber, daß er zu einer Erklärung gezwungen wurde. Das war er nie. Also brummte er, betrachtete die lange Zigarre, die er gedankenverloren zwischen den Fingern rollte, und sagte: »Charakterisiert durch Reaktionen, die auf festem Glauben beruhen. Ein Glaube ist nicht zu erschüttern, es sei denn durch einen gewaltigen Schock, und dann ist ein so gut wie vollständiger geistiger Zusammenbruch die Folge. Leichte Fälle sind Hysterie oder ein krankhaftes Unsicherheitsgefühl. Schwere Fälle – Wahnsinn und Selbstmord.«
Randu biß auf einem Daumennagel herum. »Mit anderen Worten: Wenn Seldon uns im Stich läßt, verlieren wir unsere Krücke, und wir haben uns solange auf sie gestützt, daß unsere Muskeln verkümmert sind und wir ohne sie nicht mehr stehen können.«
»So ist es. Das Gleichnis ist ein bißchen plump, aber so ist es.«
»Und du, Ebling? Was ist mit deinen Muskeln?«
Der Psychologe filterte einen langen Atemzug durch seine Zigarre und ließ den Rauch gemächlich ausströmen. »Sie sind eingerostet, aber nicht verkümmert. Mein Beruf hat bei mir ein kleines bißchen das unabhängige Denken gefördert.«
»Und du siehst einen Ausweg?«
»Nein, aber es muß einen geben. Seldon mag das Auftreten des Maultiers nicht vorausgesehen haben. Seldon mag unseren Sieg nicht garantiert haben. Aber andererseits hat er auch unsere Niederlage nicht garantiert. Er ist einfach aus dem Spiel ausgeschieden, und wir sind auf uns selbst angewiesen. Das Maultier kann überwunden werden.«
»Wie?«
»Auf die einzige Weise, wie jeder überwunden werden kann – indem man seine schwache Stelle sucht und mit aller Kraft
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