Foundation 08: Foundation
meinte mit geschürzten Lippen: »Wir könnten ebensogut irgendwo anfangen. Wir nehmen Ihr Wort dafür, vor allem, weil Sie jetzt, da Kleise tot ist, der größte Elektroneurologe der Galaxis sind. Wenigstens habe ich Sie so in einem Kommentar beschrieben, und ich glaube es sogar selbst. Wie alt sind Sie, Anthor?«
»Neunundzwanzig, Mr. Turbor.«
»Hm-m-m. Und sind Sie ebenfalls Elektroneurologe? Ein großer?«
»Nur ein Student der Wissenschaft. Aber ich arbeite fleißig, und ich hatte den Vorzug, von Kleise ausgebildet zu werden.«
Munn ergriff das Wort. Unter Anspannung stotterte er ein bißchen. »Ich… ich wünschte, Sie w-würden anfangen. Ich f-finde… alle reden zuviel.«
Dr. Darell hob eine Augenbraue in Munns Richtung »Sie haben recht, Homir. Übernehmen Sie, Pelleas!«
»Nicht sofort«, erwiderte Pelleas Anthor bedächtig. »Denn bevor wir anfangen können – obwohl ich Verständnis für Mr. Munns Forderung habe –, muß ich Ihre Gehirnwellen-Daten verlangen.«
Darell runzelte die Stirn. »Was soll das, Anthor? Welche Gehirnwellen-Daten meinen Sie?«
»Die Muster von Ihnen allen. Sie haben meine aufgenommen, Dr. Darell. Ich muß Ihre und die von allen anderen aufnehmen. Und zwar muß ich es selbst machen.«
Turbor sagte: »Er hat keinen Grund, uns zu vertrauen, Darell. Der junge Mann hat recht.«
»Danke«, antwortete Anthor. »Wenn Sie dann zu Ihrem Laboratorium vorangehen wollen, Dr. Darell, können wir es erledigen. Ich habe mir heute vormittag die Freiheit genommen, Ihren Apparat zu überprüfen.«
Die Wissenschaft der Elektroenzephalographie war gleichzeitig neu und alt. Sie war alt in dem Sinn, daß die Kenntnis von den Mikroströmen, die von den Nervenzellen lebender Wesen erzeugt werden, zu dem immensen Vorrat menschlichen Wissens gehörte, das nicht mehr bis zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen war. Es ging bis zu den frühesten Anfängen der menschlichen Geschichte zurück.
Und doch war diese Wissenschaft auch neu. Die Anerkennung der Tatsache, daß es Mikroströme gibt, schlummerte in den Jahrzehntausenden des galaktischen Imperiums als eine dieser interessanten und merkwürdigen, aber völlig nutzlosen Artikel menschlichen Wissens. Manche hatten versucht, die Wellen in wachende und schlafende, ruhige und aufgeregte, gesunde und Kranke einzuteilen – aber selbst die am weitesten gefaßten Konzepte waren von Horden alles verderbender Ausnahmen gestört worden.
Andere wollten das Vorhandensein von Gehirnwellengruppen – analog zu den wohlbekannten Blutgruppen – beweisen und zeigen, daß die äußere Umgebung der bestimmende Faktor war. Das waren die Rassisten, die behaupteten, die Menschheit könne in Unterarten eingeteilt werden. Aber eine solche Philosophie konnte sich gegen die überwältigende Anziehungskraft der ökumenischen Idee nicht durchsetzen, die darin lag, daß das galaktische Imperium eine einzige politische Einheit war, zwanzig Millionen Sternensysteme und die gesamte Menschheit umfassend, von der Zentralwelt Trantor – jetzt eine großartige und unglaubliche Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit – bis zu dem einsamsten Asteroiden an der Peripherie.
Und in einer Gesellschaft, die, wie das Erste Imperium, höchsten Wert auf Naturwissenschaft und Technik legte, herrschte auch eine nicht genau umrissene, aber mächtige Strömung weg vom Studium des Geistes. Es hatte weniger Ansehen, weil es weniger nützlich war, und es wurde finanziell nur kläglich unterstützt, weil es weniger Profit brachte.
Nach der Auflösung des Ersten Imperiums brach auch die organisierte Wissenschaft in Stücke und fiel, da die Grundkenntnisse von der Atomkraft verlorengingen, auf die aus Kohle und Öl gewonnene Energie zurück. Die einzige Ausnahme bildete natürlich die Erste Foundation, wo der Funke der Wissenschaft neu angefacht und zur hellen Flamme geschürt wurde. Doch auch da regierten die Naturwissenschaften, und das Gehirn war, ausgenommen in der Chirurgie, vernachlässigter Boden.
Hari Seldon formulierte als erster, was später als Wahrheit anerkannt wurde.
»Neurale Mikroströme«, sagte er einmal, »tragen den Funken jedes variierenden Impulses und jeder Reaktion mit sich, seien sie bewußt oder unbewußt. Die Gehirnwellen, die auf kariertem Papier in zitterigen Gipfeln und Tälern aufgezeichnet werden, spiegeln die kombinierten Gedankenimpulse von Milliarden von Zellen wider. Theoretisch müßte eine Analyse die Gedanken und Emotionen der Versuchsperson bis
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