Foundation 08: Foundation
wenig.
F.: Sind Sie sicher?
A.: Bedenken Sie, daß Trantor eine Bevölkerung von mehr
als vierzig Milliarden hat. Bedenken Sie weiter, daß der zum
Untergang führende Trend sich nicht auf Trantor allein bezieht,
sondern auf das Reich als Ganzes – und das bedeutet fast eine
Quadrillion menschlicher Wesen.
F.: Ich verstehe. Vielleicht können dann hunderttausend
Menschen den Trend verändern, wenn sie und ihre Nachkommen
fünfhundert Jahre daran arbeiten.
A.: Nein, tut mir leid. Fünfhundert Jahre sind eine zu kurze
Zeit.
F.: Ah! In dem Fall, Dr. Seldon, sind wir gezwungen, diese
Folgerung aus Ihren Ausführungen zu ziehen: Sie haben im Rahmen
Ihres Projekts einhunderttausend Leute zusammengezogen. Diese
genügen nicht, um die Geschichte Trantors innerhalb von
fünfhundert Jahren zu verändern. Mit anderen Worten, sie
können die Zerstörung Trantors nicht verhindern, ganz
gleich, was sie tun.
A.: Unglücklicherweise haben Sie recht.
F.: Und andererseits verfolgen Sie mit Ihren hunderttausend Leuten
kein illegales Ziel.
A.: Genau.
F. (langsam und mit Befriedigung): In diesem Fall, Dr. Seldon
– nun passen Sie sehr genau auf, Sir, denn wir möchten eine
wohlerwogene Antwort haben. Was ist der Zweck Ihrer hunderttausend
Leute?
Die Stimme des Anwalts war schneidend geworden. Er hatte seine
Falle zuschnappen lassen, er hatte Seldon in die Enge getrieben,
hatte ihm raffiniert jede Möglichkeit zu einer Antwort
genommen.
Das Gemurmel, das durch die Bänke der Peers im Zuschauerraum
gelaufen und sogar in die Reihe der Kommissare vorgedrungen war,
stieg an. Die Richter in ihrem Scharlach und Gold beugten sich
zueinander; nur der Hauptkommissar ließ sich nicht
beeindrucken.
Hari Seldon bewahrte die Ruhe. Er wartete, daß das
Stimmengewirr sich legte.
A.: Dem Zweck, die Wirkungen dieser Zerstörung zu
minimieren.
F.: Und was genau meinen Sie damit?
A.: Die Erklärung ist einfach. Die kommende Zerstörung
Trantors ist kein Ereignis, das isoliert innerhalb der menschlichen
Entwicklung steht. Sie wird der Höhepunkt eines verwickelten
Dramas sein, das vor Jahrhunderten begann und ständig schneller
fortschreitet. Ich meine damit, Gentlemen, den sich entwickelnden
Abstieg und Fall des galaktischen Imperiums.
Das Gemurmel wurde zu einem dumpfen Brausen, in dem der Aufschrei
des Anwalts unterging: »Sie erklären offen,
daß…« Er brach ab, weil der Ruf Verrat laut wurde,
was bewies, daß die Zuschauer schon verstanden hatten und er
nicht mehr nachzufassen brauchte.
Langsam hob der Hauptkommissar seinen Hammer und ließ ihn
einmal fallen. Der Klang war der eines melodischen Gongs. Mit dem
Widerhall verstummte auch das Gebrabbel der Zuschauer. Der Anwalt
holte tief Atem.
F. (theatralisch): Ist Ihnen klar, Dr. Seldon, daß Sie von
einem Reich sprechen, das zwölftausend Jahre lang durch alle
Wechselfälle der Generationen bestehen geblieben ist und das die
guten Wünsche und die Liebe einer Trillion menschlicher Wesen
hinter sich hat?
A.: Ich bin mir sowohl des gegenwärtigen Status als auch der
Vergangenheit des Imperiums bewußt. Ohne jemandem zu nahe
treten zu wollen, kann ich behaupten, darüber weit
größere Kenntnisse zu besitzen als irgendein anderer in
diesem Raum.
F.: Und Sie sagen seinen Untergang voraus?
A.: Diese Voraussage geschieht mittels der Mathematik. Ich
fälle kein moralisches Urteil. Persönlich bedauere ich die
zu erwartende Entwicklung. Selbst wenn man von der Voraussetzung
ausginge, das Imperium sei etwas Schlechtes (was ich nicht tue),
wäre der Zustand der Anarchie, der seinem Zusammenbruch folgen
wird, schlimmer. Gegen diesen Zustand der Anarchie soll mein Projekt
ankämpfen. Der Fall des Reichs, Gentlemen, ist jedoch etwas
Gewaltiges, gegen das nicht leicht anzukämpfen ist. Er wird
diktiert von einer immer mächtiger werdenden Bürokratie,
einem Rückgang der Initiative, dem Erstarren der Kasten, dem
Nachlassen der Neugier – und hundert anderen Faktoren. Er bahnt
sich, wie ich gesagt habe, seit Jahrhunderten an und ist eine zu
majestätische und gewaltige Bewegung, als daß man sie
aufhalten könnte.
F.: Kann nicht jedermann erkennen, daß das Reich so stark
ist wie eh und je?
A.: Alles rings um Sie macht den Eindruck von Stärke. Es hat
den Anschein, als werde das Reich ewig währen. Aber, Herr
Anwalt, der verfaulte Baumstamm scheint bis zu dem Augenblick, wenn
der Sturm ihn fällt, die gleiche Kraft wie immer zu haben. Der
Sturm pfeift jetzt durch die
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