Foundation 08: Foundation
Zweige des Imperiums. Lauschen Sie mit
den Ohren der Psychohistorie, und Sie werden das Krachen
hören.
F. (unsicher): Wir sind nicht hier, Dr. Seldon, um zu
lau…
A. (fest): Das Reich wird verschwinden und alles, was Gutes an ihm
ist, mit ihm. Dann verfällt sein angehäuftes Wissen, und
die Ordnung, die es geschaffen hat, bricht zusammen. Endlos toben
interstellare Kriege, der interstellare Handel kommt zum Erliegen,
die Bevölkerung nimmt ab, Welten verlieren den Kontakt mit dem
Hauptkörper der Galaxis. – Und so wird es bleiben.
F. (eine dünne Stimme inmitten tiefen Schweigens): Für
immer?
A.: Die Psychohistorie, die den Fall voraussieht, kann auch
Aussagen über das folgende dunkle Zeitalter machen. Das Reich,
Gentlemen, besteht, wie eben gesagt wurde, seit zwölftausend
Jahren. Das kommende dunkle Zeitalter wird nicht zwölf-, sondern
dreißigtausend Jahre dauern. Ein Zweites Reich wird sich
erheben, aber zwischen ihm und unserer Zivilisation werden eintausend
Generationen einer leidenden Menschheit liegen. Das müssen wir
verhindern.
F. (sich etwas erholend): Sie widersprechen sich. Vorhin sagten
Sie, Sie könnten die Zerstörung Trantors nicht verhindern
und deshalb auch nicht den Fall – den sogenannten Fall
des Imperiums.
A.: Ich sage nicht, daß wir den Fall noch verhindern
könnten. Aber es ist noch nicht zu spät, das Interregnum,
das ihm folgen wird, zu verkürzen. Es ist möglich,
Gentlemen, die Dauer der Anarchie auf ein einziges Jahrtausend zu
reduzieren, falls meiner Gruppe erlaubt wird, jetzt zu handeln. Wir
sind an einem empfindlichen Augenblick der Geschichte angelangt. Die
große, auf uns herabstürzende Masse der Ereignisse
muß ein bißchen – nur ein kleines bißchen
– abgelenkt werden. Es kann nicht viel sein, aber es mag genug
sein, um neunundzwanzigtausend Jahre des Elends aus der menschlichen
Geschichte zu entfernen.
F.: Was müßte Ihrem Vorschlag nach getan werden?
A.: Das Wissen der Rasse müßte gerettet werden. Die
Summe des menschlichen Wissens geht über den Verstand eines
einzelnen Menschen, über den von tausend Menschen hinaus. Mit
der Zerstörung unseres sozialen Gefüges wird die
Wissenschaft in eine Million Stücke zerbrechen. Einzelpersonen
werden eine Menge über winzige Facetten dessen wissen, was es zu
wissen gibt. Alleingelassen, werden sie hilflos und nutzlos sein. Das
bedeutungslose bißchen an Lehre wird nicht weitergegeben. Im
Laufe der Generationen geht es verloren. Aber, wenn wir jetzt
eine gigantische Zusammenfassung allen Wissens vorbereiten,
wird es niemals verlorengehen. Kommende Generationen werden darauf
aufbauen und nicht gezwungen sein, es neu zu entdecken. Ein einziges
Jahrtausend wird die Arbeit von dreißigtausend Jahren tun.
F.: All das…
A.: All das ist mein Projekt. Meine dreißigtausend Leute mit
ihren Frauen und Kindern widmen sich der Vorbereitung einer
›Encyclopaedia Galactica‹. Sie werden sie nicht in ihrer
Lebenszeit vollenden. Ich werde nicht einmal so lange am Leben
bleiben, daß ich einen richtigen Anfang sehe. Aber zu der Zeit,
wenn Trantor fällt, wird sie fertig sein, und in jeder
größeren Bibliothek der Galaxis wird es Kopien davon
geben.
Der Hammer des Hauptkommissars hob sich und fiel. Hari Seldon
verließ den Zeugenstand und setzte sich ruhig wieder auf seinen
Platz neben Gaal.
Er lächelte. »Wie hat Ihnen die Show gefallen?«
»Sie haben sie ihnen gestohlen«, antwortete Gaal.
»Aber was wird jetzt geschehen?«
»Man wird die Sitzung vertagen und versuchen, zu einer
privaten Vereinbarung mit mir zu gelangen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich will ehrlich sein«, sagte Seldon. »Ich
weiß es nicht. Es hängt von dem Hauptkommissar ab. Ich
habe ihn seit Jahren studiert. Ich habe versucht, sein Tun zu
analysieren, aber Sie wissen, wie riskant es ist, die Kapricen eines
Individuums in die psychohistorischen Gleichungen einzusetzen. Und
doch habe ich Hoffnung.«
7
DAS URTEIL
Avakim näherte sich, nickte Gaal zu, beugte sich vor und
flüsterte Seldon etwas zu. Die Vertagung wurde ausgerufen, und
Wachposten trennten sie. Gaal wurde abgeführt.
Die Anhörungen des nächsten Tages waren völlig
anders. Hari Seldon und Gaal Dornick waren mit der Kommission allein.
Sie saßen zusammen an einem Tisch, und es war kaum eine
Trennung zwischen den fünf Richtern und den beiden Angeklagten.
Man bot ihnen sogar Zigarren an. Sie lagen in einer Kiste aus
schillernder Plastik, die das Aussehen endlos
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