Foundation 08: Foundation
die dämmerige
Vergangenheit zurückverfolgen ließ, in dem Lustpalast
Ammenetiks des Großen schlief. Keine Quelle des Trostes war es
augenblicklich für ihn, daß das Reich durch die
Anstrengungen seines Vaters von den Lepra-Flecken der Rebellion
gereinigt und in den Zustand des Friedens und der Einheit
zurückgeführt worden war, dessen es sich unter Stannell VI.
erfreut hatte. Als Folge davon hatte im fünfundzwanzigsten Jahr
seiner Regierung noch kein einziges Wölkchen eines Aufstandes
seine strahlende Glorie getrübt.
Der Kaiser der Galaxis und der Herr des Alls ließ den Kopf
wimmernd in das stützende Kraftfeld um seine Kissen
zurücksinken. Es gab weich nach, ohne ihn zu berühren, und
bei dem angenehmen Kitzeln entspannte Cleon sich ein bißchen.
Er setzte sich mit Mühe hoch und starrte grämlich auf die
fernen Wände des riesigen Raums. Es war ein ungeeigneter Raum,
um darin allein zu sein. Er war zu groß. Alle Räume waren
zu groß.
Aber es war besser, bei diesen Anfällen allein zu sein, als
die Angeberei der Höflinge zu ertragen, ihr überquellendes
Mitgefühl, ihre leise, sich herablassende Stumpfheit. Es war
besser, allein zu sein, als diese undurchdringlichen Masken zu
betrachten, hinter denen krumme Spekulationen darüber
stattfanden, welche Chancen sein Tod und die Nachfolge mit sich
bringen würden.
Seine Gedanken quälten ihn. Da waren seine drei Söhne,
drei aufrechte, tugendhafte, vielversprechende Jünglinge. Wohin
verschwanden sie in diesen bösen Tagen? Zweifellos warteten sie.
Jeder von ihnen beobachtete die anderen, und alle beobachteten sie
ihn.
Er bewegte sich voller Unbehagen. Und jetzt flehte Brodrig um eine
Audienz. Der niedriggeborene, treue Brodrig – treu deswegen,
weil der einstimmige, leidenschaftliche Haß auf ihn die einzige
Übereinstimmung zwischen dem Dutzend Cliquen war, in die der Hof
sich teilte.
Brodrig – der treue Favorit, der treu sein mußte, denn
falls er nicht das schnellste Rennboot in der Galaxis besaß und
am Todestag des Kaisers damit startete, würde er am Tag darauf
in der Atomkammer landen.
Cleon II. berührte den glatten Knopf an der Armlehne seines
breiten Diwans, und die hohe Tür am Ende des Raums wurde
durchsichtig.
Brodrig schritt über den roten Teppich vor und kniete nieder,
um die schlaffe Hand des Kaisers zu küssen.
»Ihre Gesundheit, Sire?« fragte der Geheime Staatsrat in
dem gedämpften Ton schicklicher Besorgtheit.
»Ich lebe!« fuhr ihn der Kaiser gereizt an. »Falls
man das Leben nennen kann, wenn jeder Schurke, der fähig ist,
ein Lehrbuch der Medizin zu lesen, mich als unbebautes Feld für
seine blödsinnigen Experimente betrachtet. Wenn es ein
vorstellbares Heilmittel gibt, chemisch, physikalisch oder atomar,
das noch nicht ausprobiert worden ist, dann wird bestimmt morgen
schon ein gelehrter Schwätzer aus einem fernen Winkel des
Reiches eintreffen, um es auszuprobieren. Und er wird sich auf ein
weiteres neuentdecktes Buch oder, wahrscheinlicher, eine
Fälschung als Autorität berufen.
Beim Andenken meines Vaters!« polterte Cleon,
»anscheinend existiert kein Zweifüßler, der eine vor
seinen Augen liegende Krankheit mit eben diesen Augen studieren kann.
Nicht einer mißt den Puls, ohne einen Blick auf ein Buch der
Alten zu werfen. Ich bin krank, und sie nennen meine Krankheit
›unbekannt‹. Die Narren! Wenn die menschlichen Körper
im Lauf der Jahrtausende neue Methoden lernen, auseinanderzufallen,
können sie von den Forschungen der Alten nicht mehr entdeckt
werden, und so bleiben sie auf immer unheilbar. Die Alten sollten
jetzt leben – oder ich sollte damals gelebt haben.«
Der Kaiser verausgabte sich in einem gemurmelten Fluch. »Wie
viele warten draußen?« fragte er den pflichtgetreu
zuhörenden Brodrig mißmutig und wies mit dem Kopf in
Richtung der Tür.
Brodrig antwortete geduldig: »In der Großen Halle
befindet sich die übliche Anzahl.«
»Sollen sie warten! Ich bin mit Staatsangelegenheiten
beschäftigt. Lassen Sie das durch den Captain der Garde
verkünden. Nein, warten Sie, lassen Sie das mit den
Staatsangelegenheiten. Er soll nur bekanntgeben, ich hielte keine
Audienz ab, und dabei traurig dreinblicken. Vielleicht verraten dann
die Schakale unter den Anwesenden sich selbst.« Der Kaiser
grinste höhnisch.
»Es geht das Gerücht, Sire«, sagte Brodrig
zungenfertig, »Ihr Herz bereite Ihnen Kummer.«
Das Lächeln des Kaisers unterschied sich wenig von dem
vorherigen Grinsen. »Es wird anderen mehr
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