Foundation 08: Foundation
ERWARTEN.
Barr hob den Kopf von der beinahe mikroskopischen Schrift und rief
erbittert: »Der Dummkopf! Dieser gottverlassene, verdammte
Idiot! Soll das eine Nachricht sein?«
»Hä?« machte Devers. Er fühlte sich irgendwie
enttäuscht.
»Damit sagt er nichts«, knirschte Barr. »Unser
speichelleckerischer Höfling spielt jetzt den General. In Rioses
Abwesenheit ist er der Befehlshaber und spuckt zur Befriedigung
seines schoflen Geistes pompöse Beichte über
militärische Angelegenheiten aus, mit denen er gar nichts zu tun
hat. ›Planet Soundso leistet keinen Widerstand mehr.‹
›Angriffspläne laufen ab.‹ Der Feind wird
schwächer. Dieser Pfau mit seinem Vakuum-Gehirn!«
»Nun warten Sie doch einen Augenblick!
Langsam…«
»Werfen Sie’s weg!« Der alte Mann wandte sich
voller Verdruß ab. »Galaxis weiß, ich hatte keine
Nachricht von welterschütternder Wichtigkeit erwartet, aber in
Kriegszeiten kann man doch mit Recht annehmen, daß auch ein
Routine-Befehl, der sein Ziel nicht erreicht, die militärischen
Bewegungen behindern und später zu Komplikationen führen
wird. Darum habe ich die Kapsel eingesteckt. Und nun das da! Ich
hätte sie besser dort gelassen. Riose hätte darauf eine
Minute seiner Zeit verschwenden müssen, die er jetzt sinnvoller
anwenden kann.«
Devers war aufgestanden. »Wollen Sie wohl still sein und
aufhören, Ihr Gewicht herumzuwerfen? Um Seldons
willen…«
Er hielt Barr den Streifen mit der Nachricht vor die Nase.
»Lesen Sie das noch einmal. Was meint er mit: ›Die
Endlösung ist in Kürze zu erwarten‹?«
»Die Eroberung der Foundation. Na und?«
»Vielleicht meint er auch die Eroberung des Imperiums! Sie
wissen, er glaubt, daß das die Endlösung sein
wird.«
»Und wenn er es glaubt?«
»Dann passen Sie mal auf!« Devers’ schiefes
Lächeln verlor sich in seinem Bart. »Ich will es Ihnen
zeigen.«
Der üppig mit Monogrammen verzierte Pergamentstreifen wurde
in seinen Schlitz zurückgestopft. Mit einem Ping! verschwand er, und die Kapsel war wieder eine glatte, vollkommene
Kugel. Drinnen war das leise Schwirren von Kontrollen zu hören,
die sich durch Zufallsbewegungen von ihren Plätzen
lösten.
»Es gibt also keine bekannte Methode, diese Kapsel zu
öffnen, ohne Rioses persönliche Kennzeichen zu wissen,
nicht wahr?«
»Dem Imperium ist keine bekannt«, stimmte Barr ihm
zu.
»Dann ist die Information, die die Kapsel enthält,
absolut authentisch und uns fremd.«
»In den Augen des Imperiums, ja«, sagte Barr.
»Aber der Kaiser kann die Kapsel öffnen, oder? Die
persönlichen Kennzeichen von hohen Offizieren werden doch sicher
gespeichert sein! In der Foundation sind sie es.«
»In der kaiserlichen Hauptstadt auch.« Barr nickte.
»Wenn jetzt Sie, ein siwennischer Patrizier und Peer des
Reiches, diesem Cleon, diesem Kaiser erzählen, sein zahmer
Lieblingspapagei und sein glänzendster General hätten sich
zusammengetan, um ihn vom Thron zu kippen, und ihm die Kapsel als
Beweis überreichen, was wird er sich unter Brodrigs
›Endlösung‹ vorstellen?«
Barr mußte sich setzen. »Langsam, ich komme nicht
mit.« Er strich sich über die eine magere Wange, dann
fragte er: »Sie meinen das doch nicht im Ernst?«
»Doch!« regte Devers sich auf. »Hören Sie,
neun von den letzten zehn Kaisern wurde von dem einen oder anderen
ihrer Generale, der große Rosinen im Kopf hatte, die Kehle
durchgeschnitten oder der Magen herausgeschossen. Das haben Sie
selbst mir öfter als einmal erzählt. Cleon, der alte Knabe,
würde uns so schnell glauben, daß sich Riose der Kopf
drehte.«
Barr murmelte schwach: »Er meint es ernst. Um der
Galaxis willen, Mann, Sie können eine Seldon-Krise nicht mit
einem solchen weithergeholten, unpraktischen Geschichtenbuch-Plan
lösen! Angenommen, Brodrig hätte das Wort
›Endlösung‹ nicht benutzt. Seldon verläßt
sich nicht auf blindes Glück.«
»Wenn das blinde Glück unseren Weg nimmt, kann kein
Gesetz es Seldon verbieten, Vorteil daraus zu ziehen.«
»Sicher. Aber… aber…« Barr brach ab. Dann
sprach er ruhig, aber mit sichtlichem Widerstreben weiter.
»Erstens einmal: Wie wollen Sie den Planeten Trantor erreichen?
Sie kennen seine Position im Raum nicht, und ich erinnere mich nicht
an die Koordinaten, ganz zu schweigen von den kurzfristigen
Konstellationen. Sie kennen nicht einmal Ihre eigene Position im
Raum.«
»Im Raum kann man nicht verlorengehen«, sagte Devers
grinsend. Er saß bereits an den Kontrollen.
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