Foundation 08: Foundation
dazu?«
»Was sollen wir denn tun?«
»Ich weiß es nicht. Fran und ich sind alt; wir sind
provinziell. Die Händler von Haven sind im wesentlichen alle
provinziell. Das hast du selbst gesagt. Unser Handel ist von einer
sehr beschränkten Art; wir durchstreifen nicht die ganze
Galaxis, wie es unsere Vorfahren taten. Halt den Mund, Fran! Ihr
beiden jedoch kennt die Galaxis. Vor allem Bayta spricht mit einem
hübschen Foundation-Akzent. Wir möchten nichts als das, was
ihr herausfinden könnt. Sollte es euch gelingen, einen Kontakt
herzustellen… aber das erwarten wir gar nicht. Ich schlage vor,
ihr denkt darüber nach. Ihr könnt unsere gesamte Gruppe
kennenlernen, wenn ihr wollt… oh, nicht vor nächster Woche.
Ihr braucht schließlich Zeit, um wieder zu Atem zu
kommen.«
Eine Pause entstand, und dann röhrte Fran: »Wer will
noch was zu trinken? Ich meine, außer mir?«
12
CAPTAIN UND BÜRGERMEISTER
Captain Han Pritcher war den Luxus seiner Umgebung nicht
gewöhnt und absolut nicht davon beeindruckt. Aus Prinzip war er
gegen Selbstanalyse und alle Arten der Philosophie und Metaphysik,
die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Arbeit
standen.
Das half.
Seine Arbeit bestand größtenteils in dem, was das
Kriegsministerium ›Nachrichtendienst‹, die Intellektuellen
›Geheimdienst‹ und die Romantiker ›Spionage‹
nannten. Und unglücklicherweise sind
›Nachrichtendienst‹, ›Geheimdienst‹ und
›Spionage‹ ungeachtet der schrillen Töne des
Fernsehens ein schmutziges Geschäft, bei dem
routinemäßig betrogen und mißtraut wird. Die
Gesellschaft entschuldigt es damit, daß es ›im Interesse
des Staates‹ geschieht, aber da die Philosophie Captain Pritcher
stets zu dem Schluß führte, die Gesellschaft sei viel
leichter zu beschwichtigen als das eigene Gewissen, war er gegen die
Philosophie.
Trotzdem richteten sich seine Gedanken jetzt in dem
luxuriösen Vorzimmer des Bürgermeisters unwillkürlich
nach innen.
Männer waren ungeachtet ihrer geringeren Fähigkeiten
über seinen Kopf hinweg befördert worden – soviel
wurde zugegeben. Er hatte einem unaufhörlichen Regen von
Minuspunkten und offiziellen Verweisen widerstanden und ihn
überlebt. Und hartnäckig hatte er in dem festen Glauben,
Insubordination in eben diesem heiligen ›Interesse des
Staates‹ werde dann eines Tages als Dienst am Staat anerkannt
werden, an seinen Methoden festgehalten.
Nun saß er also im Vorzimmer des Bürgermeisters –
mit fünf Soldaten als respektvollen Wachposten, und
wahrscheinlich erwartete ihn ein Kriegsgerichtverfahren.
Die schweren marmornen Türen rollten geräuschlos
auseinander und enthüllten seidenbespannte Wände, einen
roten Plastik-Teppich und innerhalb des Raums zwei weitere marmorne
Türen, mit Metall eingelegt. Zwei Beamte in der Kleidung, wie
sie vor drei Jahrhunderten modern gewesen war, traten heraus und
riefen:
»Eine Audienz für Captain Han Pritcher vom
Nachrichtendienst.«
Der Captain setzte sich in Bewegung, und die beiden Beamten traten
mit einer zeremoniellen Verbeugung zurück. Seine Eskorte blieb
an der äußeren Tür stehen, und er ging allein
hinein.
Auf der anderen Seite der Türen saß in einem
großen, merkwürdig einfachen Raum hinter einem
merkwürdig eckigen Schreibtisch ein kleiner Mann, der unter all
den gewaltigen Abmessungen beinahe verlorenging.
Bürgermeister Indbur – der Dritte dieses Namens in
ununterbrochener Reihenfolge – war der Enkel des ersten Indbur,
der brutal und fähig gewesen war. Erstere Eigenschaft hatte er
auf spektakuläre Weise durch die Art bewiesen, wie er die Macht
übernahm, letztere durch das Geschick, mit dem er den letzten
farcenhaften Überresten einer freien Wahl ein Ende machte, und
das noch größere Geschick, mit dem er eine relativ
friedliche Herrschaft ausübte.
Dazu war der gegenwärtige Bürgermeister Indbur der Sohn
des zweiten Indbur, des ersten Bürgermeisters der Foundation,
der sein Amt durch das Recht der Geburt antrat – und der von den
Eigenschaften seines Vaters nur die Hälfte besaß, denn er
war nur brutal.
Folglich war der gegenwärtige Bürgermeister Indbur der
dritte dieses Namens und der zweite, der durch Erbfolge auf seinen
Posten gekommen war, und er war der Unbedeutendste der drei, denn er
war weder brutal noch fähig, sondern nichts als ein
ausgezeichneter Buchhalter, der in die falsche Laufbahn geboren
worden war.
Indbur der Dritte stellte für alle Menschen außer ihm
selbst eine
Weitere Kostenlose Bücher