Foundation 08: Foundation
Toran.
»Nein. Dieser Narr ist der Schlüssel. Dieser Narr ist
einer der ganz wenigen, die ihn tatsächlich gesehen haben. Ich
will ihn haben. Er mag der Beweis sein, den ich brauche – und
ich brauche etwas, die Galaxis weiß es, um die Foundation
aufzuwecken.«
»Sie muß aufgeweckt werden?« fuhr Bayta mit
plötzlicher Schärfe dazwischen. »Warum? Und in welcher
Eigenschaft agieren Sie als Wecker, in der des rebellierenden
Demokraten oder in der des Geheimpolizisten und
Provokateurs?«
Das Gesicht des Captains legte sich in harte Falten. »Wenn
die gesamte Foundation bedroht wird, Madame Revolutionärin,
kommen sowohl die Demokraten als auch die Tyrannen um. Wir wollen die
Tyrannen vor einem größeren Tyrannen retten, damit wir sie
stürzen können, wenn es soweit ist.«
»Wer ist der größere Tyrann?« flammte Bayta
auf.
»Das Maultier! Ich weiß ein bißchen über
ihn, und das ist genug, daß es mich mehrmals das Leben gekostet
hätte, wäre ich weniger geschickt vorgegangen. Schicken Sie
den Narren aus dem Zimmer. Wir müssen dabei ungestört
sein.«
»Magnifico«, sagte Bayta mit einer Geste, und der Narr
ging ohne ein Wort.
Der Captain sprach ernst und angespannt und so leise, daß
Toran und Bayta näher heranrückten.
Er sagte: »Das Maultier ist schlau – viel zu schlau, um
sich nicht darüber im klaren zu sein, welchen Vorteil der
Magnetismus und der Glanz einer persönlichen Führerschaft
bieten. Wenn er darauf verzichtet, hat er einen triftigen Grund.
Dabei kann es sich nur um eins handeln. Ein persönlicher Kontakt
muß etwas enthüllen, das nicht zu enthüllen
von überwältigender Wichtigkeit ist.«
Er winkte ab, als Toran und Bayta Fragen stellen wollten, und fuhr
schneller fort: »Ich habe deswegen seinen Geburtsort aufgesucht
und Leute befragt, die ihres Wissens wegen nicht lange leben werden.
Nur wenige leben überhaupt noch. Sie erinnern sich an das Kind,
das vor dreißig Jahren geboren wurde – an den Tod seiner
Mutter – an seine seltsame Jugend. Das Maultier ist kein
menschliches Wesen!«
Seine beiden Zuhörer erschraken über die nebelhaften
Folgerungen, die sich daraus ableiten ließen. Die Bedeutung
dieser Aussage war ihnen nicht ganz klar, aber es stand fest,
daß sie eine Bedrohung darstellte.
»Er ist ein Mutant«, erklärte der Captain,
»und, wie seine Laufbahn beweist, das Ergebnis einer
äußerst erfolgreichen Mutation. Ich weiß nicht,
über welche Kräfte er verfügt, und mir ist auch nicht
bekannt, in welchem Grad er das darstellt, was in einem Thriller ein
›Supermann‹ genannt wird, ein ›Übermensch‹.
Aber daß er innerhalb von zwei Jahren vom Nichts zum Besieger
des Kriegsherrn von Kalgan aufgestiegen ist, sagt alles. Sie erkennen
die Gefahr, nicht wahr? Kann Seldon einen genetischen Zufall, der
unvorhersehbare biologische Eigenschaften erzeugt hat, in seinem Plan
berücksichtigt haben?«
Bayta erklärte bedächtig: »Ich glaube das alles
nicht. Das ist irgendein komplizierter Plan, um uns hereinzulegen.
Warum haben uns die Leute des Maultiers nicht getötet, als sie
die Gelegenheit hatten, wenn er ein ›Supermann‹
ist?«
»Ich sagte doch, daß ich das Ausmaß der Mutation
nicht kenne. Vielleicht ist er noch nicht bereit, es mit der
Foundation aufzunehmen, und in dem Fall wäre es ein Zeichen
großer Klugheit, eine Provokation zu ignorieren. Ich schlage
vor, Sie lassen mich mit dem Narren reden.«
Der Captain sah den zitternden Magnifico an, der offensichtlich
diesem großen harten Mann mißtraute.
Langsam begann der Captain: »Haben Sie das Maultier mit
eigenen Augen gesehen?«
»Ich habe ihn nur zu genau gesehen, verehrter Herr. Und die
Schwere seiner Hand mit meinem eigenen Körper
gespürt.«
»Daran zweifele ich nicht. Können Sie ihn
beschreiben?«
»Es macht mir Angst, an ihn zu denken, verehrter Herr. Er ist
ein Mann von mächtigem Körperbau. Neben ihm wäret
selbst Ihr nichts als ein Strichmännchen. Sein Haar ist von
einem brennenden Rot, und mit all meiner Kraft, mit meinem ganzen
Gewicht konnte ich seinen Arm, als er ihn einmal ausstreckte, nicht
herunterziehen – nicht um Haaresbreite.« Magnifico in
seiner Magerkeit krümmte sich so zusammen, daß er nur noch
ein Gewirr von Armen und Beinen war. »Wenn er seine Generale
oder auch nur sich selbst amüsieren wollte, hob er mich mit
einem Finger in meinem Gürtel in eine furchterregende Höhe,
und dort oben mußte ich ihm Gedichte vorplappern. Erst nach dem
zwanzigsten Vers ließ
Weitere Kostenlose Bücher