Foundation 08: Foundation
entschwindenden Rücken. »Was tut
sie hier?«
»Weißt du nicht, daß es bei Mädchen aus der
feinen Gesellschaft als schick gilt, patriotisch zu sein? Es ist
alles so demokratisch, daß ich kotzen muß.«
»Na, na, Hella«, sagte das dicke Mädchen zu ihrer
Rechten. »Bisher hat sie ihren Onkel noch nie gegen uns
ausgespielt. Warum läßt du sie nicht in Ruhe?«
Hella ließ einen glasigen Blick über ihre Nachbarin
hingleiten, als sei sie gar nicht vorhanden, und zündete sich
eine weitere Zigarette an.
Das Mädchen lauschte dem Geplauder der ihr
gegenübersitzenden Buchhalterin mit glänzenden Augen. Ihre
Worte überstürzten sich: »… und sie soll im
Gewölbe gewesen sein – tatsächlich im Gewölbe,
verstehst du? –, als Seldon gesprochen hat –, und es
heißt, der Bürgermeister habe Schaum vor dem Mund gehabt
vor Wut, und es hat Aufstände gegeben und lauter solche Sachen,
verstehst du? Sie konnte fliehen, bevor das Maultier landete, und es
heißt, es sei eine ganz auf-re-gen-de Flucht gewesen –
mitten durch die Blockade und so weiter –, und ich frage mich,
warum sie kein Buch darüber schreibt, diese Kriegsbücher
sind doch heutzutage so beliebt, verstehst du? Und sie soll auch auf
der Welt des Maultiers gewesen sein – Kalgan, verstehst du?
Und…«
Eine schrille Glocke verkündete das Ende der Pause, und der
Speiseraum leerte sich langsam. Die Stimme der Buchhalterin plapperte
weiter, und die des Mädchens mischte sich nur an den
schicklichen Stellen mit einem großäugigen
»Wiirk-lich?« hinein.
Als Bayta nach Hause kam, wurde die Beleuchtung der großen
Höhle gerade abschnittweise nach und nach gedämpft, bis die
Dunkelheit herrschte, die Schlaf für die Rechtschaffenen und
Schwerarbeitenden bedeutete.
Toran empfing sie an der Tür mit einem Butterbrot in der
Hand.
»Wo bist du gewesen?« nuschelte er mit vollem Mund. Das
Nächste kam deutlicher. »Ich habe so etwas wie ein
Abendessen zusammengeschustert. Es ist nichts Besondere, mach es mir
nicht zum Vorwurf.«
Aber sie ging mit weit aufgerissenen Augen im Kreis um ihn herum.
»Torie! Wo ist deine Uniform? Wieso trägst du
Zivil?«
»Befehl, Bay. Randu hat sich mit Ebling Mis eingeschlossen,
und um was es dabei geht, weiß ich nicht. Damit ist alles
gesagt.«
»Bekommen wir einen Auftrag?« Impulsiv rückte sie
näher an ihn heran.
Er küßte sie, bevor er antwortete. »Ich glaube,
ja. Wahrscheinlich wird es gefährlich werden.«
»Was ist nicht gefährlich?«
»Du hast ganz recht. Und, ja, ich habe bereits nach Magnifico
geschickt, also wird er wohl mitkommen.«
»Du meinst, sein Konzert in der Maschinenfabrik muß
abgesagt werden?«
»Es geht nicht anders.«
Bayta ging ins Nebenzimmer und setzte sich zu einem Essen nieder,
dem man deutlich anmerkte, daß es zusammengeschustert war. Sie
schnitt die Sandwiches geschickt in zwei Hälften und sagte:
»Das ist zu schade mit dem Konzert. Die Mädchen in der
Fabrik haben sich darauf gefreut. Magnifico übrigens auch.
Verflixt, er ist ein so seltsames Geschöpf.«
»Er spricht deinen Mutterkomplex an, Bay, das ist es. Eines
Tages werden wir ein Kind haben, und dann wirst du Magnifico
vergessen.«
Bayta antwortete kauend über ihr Sandwich hinweg:
»Weißt du was? Du bist alles an Ansprache, was mein
Mutterkomplex aushalten kann.«
Und dann legte sie das Sandwich hin und war im nächsten
Augenblick todernst.
»Torie.«
»Hm-m-m?«
»Torie, ich war heute im Rathaus – im Produktionsamt.
Deshalb bin ich so spät nach Hause gekommen.«
»Was hast du da gemacht?«
»Nun…« Sie zögerte unsicher. »Es wird
immer schlimmer. In der Fabrik war es so schlimm, daß ich es
nicht mehr aushalten konnte. Moral – existiert einfach nicht.
Die Mädchen verfallen ohne besonderen Grund in Weinkrämpfe.
Diejenigen, die nicht krank werden, sind mißmutig. Sogar die
Mäuschen-Typen schmollen. In meinem Abschnitt erreicht der
Ausstoß nicht mehr ein Viertel von dem, was er war, als ich
kam, und es gibt keinen Tag, an dem alle Arbeiterinnen
vollzählig anwesend sind.«
»Soweit klar«, sagte Toran. »Nun kommen wir zum
Produktionsamt. Was hast du da gemacht?«
»Ein paar Fragen gestellt. Und es ist so, Torie, auf
ganz Haven ist es so. Fallende Produktionszahlen, zunehmende
Volksverhetzung und Unzufriedenheit. Der Amtsleiter zuckte nur die
Achseln – nachdem ich eine Stunde im Vorzimmer darauf gewartet
hatte, zu ihm vorgelassen zu werden, und überhaupt nur
hineinkam, weil ich die Nichte
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