Foundation 08: Foundation
mein Arzt sagt… Ich erinnere mich
nicht, was er sagt, aber…« Er hob den Kopf. Seine alten
grauen Augen blickten scharf. »Haben Sie etwas über Gilmer
gesagt?«
»Nein, Euer kaiserliche Majestät.«
»Er soll nicht weiter vorrücken. Kehrt heim und sagt
euren Mitbürgern das: Trantor soll aushalten! Mein Vater
führt jetzt die Flotte an, und der rebellierende Wurm Gilmer
soll zusammen mit seinem königsmörderischen Abschaum im
Raum erfrieren.«
Er wankte zu seinem Sessel, und seine Augen blickten wieder leer.
»Was habe ich gerade gesagt?«
Toran stand auf und verbeugte sich tief. »Euer kaiserliche
Majestät sind freundlich zu uns gewesen, aber die uns für
eine Audienz zugestandene Zeit ist vorbei.«
Ein paar Sekunden lang sah Dagobert IX. tatsächlich wie ein
Kaiser aus, als er sich erhob und mit kerzengeradem Rücken
dastand, während sich seine Besucher einer nach dem anderen
rückwärtsgehend durch die Tür entfernten…
…wo sie von zwanzig Bewaffneten umringt wurden.
Eine Handwaffe blitzte auf.
Bayta kehrte nur langsam ins Bewußtsein zurück, aber
ohne das Gefühl. »Wo bin ich?« Sie erinnerte sich
genau an den komischen alten Mann, der sich einen Kaiser nannte, und
die Männer, die draußen gewartet hatten. Das arthritische
Prickeln in ihren Fingergelenken bedeutete eine
Betäubungspistole.
Sie hielt die Augen geschlossen und lauschte mit schmerzhafter
Konzentration auf die Stimmen.
Es waren zwei Männer. Der eine sprach langsam und vorsichtig,
und unter seiner Unterwürfigkeit verbarg sich Schläue. Der
andere sprach heiser und mit schwerer Zunge, beinahe, als sei er
betrunken, und er polterte in zähflüssigen Anläufen.
Bayta gefiel keine von beiden Stimmen.
Der mit der schweren Zunge war der Überlegene.
Bayta bekam die letzten Worte mit: »Er wird ewig leben, der
alte Verrückte. Ich habe es satt. Es ärgert mich. Commason,
ich will es. Auch ich werde älter.«
»Euer Hoheit, sehen wir zunächst einmal, welchen Nutzen
diese Leute für uns haben. Es mag sein, daß wir andere
Kraftquellen haben werden als die, die Ihr Vater immer noch
liefert.«
Die heisere Stimme verlor sich in nuschelndem Flüstern. Bayta
fing nur das Wort ›Mädchen‹ auf, aber die andere,
speichelleckerische Stimme gab ein häßliches, leises
Kichern von sich, gefolgt von einem sich anbiedernden, beinahe
gönnerhaften: »Dagobert, Sie altern nicht. Wer behauptet,
Sie seien kein Jüngling von zwanzig, der lügt.«
Sie lachten beide, und Bayta erstarrte das Blut in den Adern.
Dagobert – Euer Hoheit – der alte Kaiser hatte von einem
dickköpfigen Sohn gesprochen, und jetzt wurde ihr dumpf
bewußt, was das Getuschel zu bedeuten hatte. Aber so etwas
geschah doch im wirklichen Leben nicht…
Torans Stimme brach mit einem harten Strom von Flüchen
über sie herein.
Sie öffnete die Augen, und Torans Augen, die auf ihr ruhten,
zeigten unverhohlene Erleichterung. Er sagte energisch:
»Für diesen Überfall werden Sie sich vor dem Kaiser zu
verantworten haben. Lassen Sie uns frei!«
Bayta dämmerte es, daß ihre Handgelenke und
Knöchel mittels eines Anziehungsfeldes an Wand und
Fußboden gefesselt waren.
Der Mann mit der heiseren Stimme näherte sich Toran. Er hatte
einen dicken Bauch, seine unteren Augenlider waren dunkel
geschwollen, und sein Haar wurde dünn. Auf seinem spitzen Hut
steckte eine lustige Feder, und der Besatz seines Wamses war mit
silbrigem Metallschaum bestickt.
Mit dick aufgetragener Ironie fragte er: »Der Kaiser? Der
arme, wahnsinnige Kaiser?«
»Ich habe seinen Paß. Kein Untertan darf unsere
Freiheit beschränken.«
»Aber ich bin kein Untertan, du Raummüll. Ich bin der
Regent und Kronprinz, und als solcher bin ich anzureden. Was meinen
armen vertrottelten Vater betrifft: Es amüsiert ihn,
gelegentlich Besucher zu empfangen. Und wir lassen ihm den
Spaß. Es kitzelt seine eingebildete kaiserliche Würde.
Aber eine andere Bedeutung hat es natürlich nicht.«
Und dann stand er vor Bayta, und sie sah verächtlich zu ihm
hoch. Er beugte sich zu ihr, und sein Atem roch
überwältigend nach Pfefferminz.
Er sagte: »Mir gefallen ihre Augen, Commason – sie ist
noch hübscher, wenn sie sie offen hat. Ich denke, sie wird
meinen Ansprüchen genügen. Das wird ein exotisches Gericht
für einen verwöhnten Geschmack, was?«
Toran machte einen vergeblichen Versuch aufzuspringen, den der
Kronprinz ignorierte. Bayta spürte, wie das eisige Gefühl
in ihrem Innern nach außen auf die Haut
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