Foundation 08: Foundation
Menschen erwarten, daß ihre Kinder besser leben werden
als sie.
Interessanterweise glaubt der Aggressor stets, daß er
für die Freiheit kämpfe (seine eigene natürlich).
»Ein höherer Lebensstandard schließt stets eine
ausgeprägtere Wahlfreiheit ein, sich den Lebensweg nach eigenen
Wünschen zu wählen, und wird daher als eine Form der
Freiheit betrachtet.« Das gilt selbst dann, wenn der Staat ein
totalitärer ist! Tatsächlich hat Colinvaux (1970!)
vorhergesagt, daß Rußland eines Tages mehr Freiheit im
Sinne Jeffersons haben würde. Und dies wegen seines Reichtums an
natürlichen Ressourcen. Das einzig Falsche, schrieb er, ist das
Übermaß an Polizisten… »Und Polizisten kommen
und gehen.« Aber rechnen Sie nicht mit baldigen Änderungen; Glasnost ist nicht gerade die Bill of Rights.
Sobald das Bevölkerungswachstum den
Lebensstandard der oberen Klassen bedroht, ist die Folge stets
Angriffskrieg. *
Natürlich bedarf es eines geeigneten Opfers. Das Opfer ist
nach den Maßstäben des Aggressors technisch
rückständig, verfügt aber über Ressourcen, die
der Aggressor benötigt, um seinen höheren Lebensstandard
und seine Wachstumsrate aufrechtzuerhalten.
Kurz gesagt – wohlhabende Länder
greifen arme an. Zu den Beispielen zählen:
Österreich-Ungarns Angriff auf Serbien; Deutschlands Angriff auf
Polen; der japanische Angriff auf die Mandschurei; die britischen
Angriffe auf Indien, die Goldküste und andere Kolonialbereiche;
der Angriff der Vereinigten Staaten auf Mexiko, das Spanische
Weltreich und die verschiedenen Indianerstämme; * die russischen und sowjetischen Angriffe auf Afghanistan, Finnland,
die sibirischen Stämme etc. etc. Wendet man diese Theorie auf
Afrika an, so kann man daraus entnehmen, daß Libyen der
wahrscheinlichste Angreiferstaat und Tschad das wahrscheinlichste
Opfer sein müssen (Abb. 20). Dem Leser bleibt es
überlassen, dieselbe Analyse auf Mittelamerika anzuwenden. Die
Resultate werden ihn möglicherweise überraschen.
Abbildung 20: Eine Analyse der Bevölkerungsdichte und
des Wohlstandes in Afrika zeigt, daß nur Libyen und der Tschad
benachbarte ›Aggressor-Opfer‹-Länder sind.
Die militärische Expansion dauert an, bis der Aggressorstaat
auf Ökozonen- oder Kommunikationsbarrieren stößt
– oder auf die Armeen eines anderen Staates. Erfolgreiche
Aggression erfordert eine überlegene Militärtechnik
(zumindest dem Opfer oder den Freunden des Opfers überlegen!).
Die griechische Phalanx durchschnitt die persische Armee wie…
nun wie Bronze Baumwolle. Die gepanzerte Bürgerphalanx, von
Kindheit an dazu gedrillt, als Einheit zu kämpfen, war eine
überlegene Militärtechnik - ein wandelnder Tank –, und
die Perser hatten nicht die geringste Chance, sie rechtzeitig zu
imitieren. Aber gegen andere Staaten, die die Phalanx benutzten, wie
Rom oder Karthago, hatten die Griechen wenig Chancen. Und
schließlich fielen sie, als die Römer eine bessere Technik
- die Legion – zur Vollkommenheit entwickelten. Ähnlich
machte die Legion der schwer gepanzerten Kavallerie Platz; letztere
dem Pikenkarree und dieses dem Langbogen, und so weiter.
Unter gebildeten, technisch hochstehenden Staaten können
militärische Techniken schnell imitiert werden. Das Opfer oder
sein Freund können die neuen Methoden lernen und sie gegen den
Aggressor einsetzen. Das Dritte Reich beispielsweise unterlag einem
alliierten Blitzkrieg, in dem Panzer und Flugzeuge eingesetzt werden.
Demzufolge werden moderne nichtnukleare Kriege aller
Wahrscheinlichkeit nach ergebnislos oder jedenfalls nicht erfolgreich
sein. Nur ein nuklearer Angriff bietet die Chance erfolgreicher
Aggression – unter der Voraussetzung, daß nicht mit
Vergeltungsschlägen des Opfers oder seiner Freunde gerechnet
werden muß!
Erfreulicherweise erfüllt ein Nuklearkrieg zwischen der
Sowjetunion und den Vereinigten Staaten nicht die ökologischen
Notwendigkeiten. Keine der beiden Seiten glaubt, über eine den
Sieg garantierende Militärtechnik zu verfügen (obwohl SDI
unheildrohende Implikationen enthält). Viel wichtiger aber: Die
Bevölkerung beider Länder ist verglichen mit dem
verfügbaren Nischenraum gering und nimmt auch nur langsam zu.
Keines der beiden Länder leidet unter hinreichender
›Ressourcen-Enge‹, um einen Angriff auf das andere
auszulösen.Um einen potentiellen nuklearen
Aggressor zu finden, brauchen wir ein ›Insel‹-Land (eines,
das von Wasser, Wüste oder sonstwie ungeeignetem Territorium
umgeben ist),
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