Foundation 09: Die Suche nach der Erde
Klarheit zu erzielen, jeder Sprecher fühlte die Stimmungslage der anderen, und plötzlich erkannte Gendibal entsetzt, daß noch im Moment seines Sieges – gleichzeitig der Niederlage der Delarmi – diese furchterregende Frau es schaffte, ihn in eine unabwendbare Art von Exil zu schicken, an eine Aufgabe, die ihn für unabsehbare Zeit beschäftigen mochte, während sie mit ihrer Vorherrschaft an der Tafel der Sprecher zurückblieb und die Zweite Foundation, damit auch die Galaxis – alles zugleich – ihrem Verhängnis entgegenging.
Und falls es Gendibal in seiner Quasi-Verbannung gelang, die gewünschten Informationen zu beschaffen, die es der Zweiten Foundation ermöglichen konnten, die bedrohliche Krise abzuwenden, dann würde niemand anderes als die Delarmi es sein, die sich das als Verdienst anrechnen durfte, weil sie seine Beauftragung arrangiert hatte, und sein Erfolg wäre ein wesentlicher Baustein ihrer Macht. Je schneller Gendibal Erfolg hatte, je gründlicher sein Erfolg ausfiel, um so sicherer mußte er ihre Macht untermauern.
Sie hatte einen glanzvollen Schachzug getan, ihre Schlappe in ein bedeutendes Plus verwandelt.
Sie dominierte selbst in diesem Moment die Versammlung an der Tafel mit so krasser Deutlichkeit, daß sie die Funktion des Ersten Sprechers praktisch usurpierte. Der Zorn, den der Erste Sprecher darüber empfand, überlagerte Gendibals diesbezügliche Überlegungen, kaum daß er daran zu denken begann.
Gendibal wandte sich dem Ersten Sprecher zu. Shandess gab sich keine Mühe, seinen Zorn zu mäßigen, und es war klar, daß unmittelbar nach den überwundenen Schwierigkeiten eine neue innere Krisensituation bevorstand.
36
Quindor Shandess, fünfundzwanzigster Erster Sprecher, gab sich in bezug auf seine Person keinen übertriebenen Illusionen hin.
Er wußte, daß er nicht zu den wenigen dynamischen Ersten Sprechern zählte, die mit dem Licht ihrer Außergewöhnlichkeit die fünfhundertjährige Geschichte der Ersten Foundation erleuchteten – aber andererseits mußte das auch nicht sein. Er war in einer Periode bemerkenswerter galaktischer Prosperität Vorsitzender an der Tafel der Sprecher, und die Zeit eignete sich nicht für dynamisches Tun. Allem Anschein nach war dies eine Zeitspanne bloßen Beharrens, in der er den richtigen Mann für den Posten abgab. Aufgrund solcher Erwägungen hatte sein Vorgänger ihn zum Nachfolger bestimmt.
»Sie sind kein Abenteurer, sondern ein wahrer Gelehrter«, hatte der vierundzwanzigste Erste Sprecher zu ihm gesagt. »Sie werden für die Bewahrung des Seldon-Plans sorgen, während ein Abenteurer alles verderben könnte. Bewahrung! Lassen Sie das ein entscheidendes Wort an Ihrer Tafel sein.«
Er hatte es versucht, aber in mancher Beziehung hatte das eine passive Amtsausübung bedeutet, die man gelegentlich als Schwäche auslegte. Vor einiger Zeit waren Gerüchte umgelaufen, die besagten, er wolle zurücktreten, und man hatte offen intrigiert, um die Nachfolge zur einen oder anderen Seite hin festzulegen.
Shandess besaß keinen Zweifel daran, daß die Delarmi in diesem Gerangel eine führende Stellung einnahm. Sie war an der Tafel die stärkste Persönlichkeit, und selbst der junge Gendibal – trotz aller jugendlichen Heftigkeit und Torheit – schrak vor ihr zurück, auch in diesem Moment wieder.
Doch wenn er auch passiv war, vielleicht sogar schwach, es gab, bei Seldon, ein Privileg, auf das noch kein Erster Sprecher nur im geringsten verzichtet hatte, und auch er hatte nicht die Absicht.
Er stand auf, um zu sprechen, und sofort entstand rings um die Tafel Ruhe. Wenn der Erste Sprecher aufstand, um zu reden, gab es keine Unterbrechungen. Nicht einmal die Delarmi oder Gendibal würden sich so etwas herausnehmen.
»Sprecher und Sprecherinnen!« begann er. »Ich bin mit allen hier der Meinung, daß wir uns einer ernsten Krise gegenübersehen und nachdrückliche Maßnahmen ergreifen müssen. Ich bin’s, der gehen und sich dem Feind stellen müßte. Sprecherin Delarmi hat mich jedoch – mit allem Feingefühl, durch das ihr Charakter sich auszeichnet – durch die Feststellung, ich werde hier benötigt, von dieser Aufgabe entbunden. Die Wahrheit aber lautet, daß ich weder hier noch sonst irgendwo gebraucht werde. Ich werde alt und immer müder. Seit langem wird erwartet, daß ich meine Position abgebe, und vielleicht ist es nun endlich höchste Zeit. Sobald diese Krise erfolgreich gemeistert worden ist, werde ich tatsächlich
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