Foundation 09: Die Suche nach der Erde
getötet. Und ich muß leider erwähnen, wir unterlassen alles, um das Zubereiten von Mahlzeiten zu verherrlichen, denn kein Gaianer würde essen, müßte es nicht sein. Sie hatten keine Freude an diesem Essen, Pel? Sie auch nicht, Trev? Nun, da sehen Sie’s, für unsere Begriffe sind Mahlzeiten nichts, um sich daran zu vergnügen. Zu guter Letzt bleibt jedoch auch das, was verzehrt wird, Teil des planetaren Bewußtseins. Insofern gewisse Portionen von Speise in meinem Körper aufgenommen werden, können sie an einem größeren Anteil des Totalbewußtseins partizipieren. Wenn ich gestorben bin, werde ich ebenfalls verzehrt – obschon lediglich von Fäulnisbakterien – und kann von da an nur noch an einem weit geringeren Anteil des Ganzen partizipieren. Eines Tages werden jedoch Teile von mir Teile anderer Menschen sein, Teile vieler Menschen.«
»Eine Art von Seelenwanderung«, bemerkte Pelorat.
»Von was, Pel?«
»Ich meine einen alten Mythos, wie er auf manchen Welten noch verbreitet ist.«
»Ah, davon habe ich noch nichts gehört. Sie müssen mir gelegentlich mehr darüber erzählen.«
»Aber Ihr individuelles Bewußtsein – eben das, was Sie zu dem Individuum Dom macht – wird niemals wieder vollständig wiederhergestellt«, sagte Trevize.
»Nein, natürlich nicht. Aber ist das von Bedeutung? Ich werde weiterhin ein Teil Gaias sein, und das ist es, worauf es ankommt. Es gibt unter uns Mystiker, die Überlegungen anstellen, ob wir versuchen sollten, kollektive Erinnerungen an vergangene Existenzen zu entwickeln, aber nach gesamtgaianischer Auffassung ist so etwas auf keine richtig praktikable Weise durchführbar und könnte auch keinem sinnvollen Zweck dienen. Es würde lediglich zu Verschwommenheiten im gegenwärtigen Bewußtseinszustand führen. Naturgemäß kann sich, indem die Bedingungen sich verändern, auch die gesamtgaianische Haltung in dieser Frage ändern, aber ich sehe in überschaubarer Zukunft keinen solchen Wandel voraus.«
»Warum sollten Sie sterben müssen, Dom?« meinte Trevize. »Schauen Sie doch, in was für einer prächtigen Verfassung Sie mit Ihren über neunzig Jahren sind. Könnte das Kollektivbewußtsein nicht…«
Erstmals schnitt Dom eine düstere Miene. »Niemals«, unterbrach er Trevize. »Ich kann zum Ganzen nur soundsoviel beitragen. Jedes neue Individuum ist eine Umverteilung von Molekülen und Genen zu einer neuen Einheit. Das heißt, es ergeben sich neue Talente, neue Fähigkeiten, also neue Beiträge zur Gesamtheit Gaias. Wir brauchen sie – und der einzige Weg, an sie zu gelangen, besteht darin, daß die Alten Platz machen. Ich habe mehr geleistet als die meisten, aber auch mir ist eine Grenze gesetzt. Es ist nicht erstrebenswerter, über seine Zeit hinaus zu leben, als das Leben verfrüht zu beenden.«
Urplötzlich, als sei ihm aufgefallen, daß er der Unterhaltung eine trübsinnige Note verliehen hatte, erhob er sich und streckte seinen beiden Besuchern die Hände entgegen. »Trev, Pel, kommen Sie – lassen Sie uns in mein Arbeitszimmer gehen, dort kann ich Ihnen einige meiner eigenen Kunstgegenstände zeigen. Ich hoffe, Sie werden einem alten Mann seine kleinen Eitelkeiten nicht verübeln.«
Er ging voraus in einen anderen Raum, wo auf einem kleinen, runden Tisch eine Anzahl rauchiger Linsen lag, paarweise miteinander verbunden. »Das sind von mir entworfene Partizipationen«, sagte Dom. »Ich bin keiner der wahren Meister, aber ich habe mich auf Inanimalitäten spezialisiert, mit denen nur wenige der wirklichen Meister sich beschäftigen.«
»Darf ich so was anfassen?« fragte Pelorat. »Oder sind die Gläser sehr zerbrechlich?«
»Nein, nein. Sie können sie auf den Boden werfen, wenn Sie wollen. Oder vielleicht doch lieber nicht. Erschütterungen könnten die Schärfe der Visualität beeinträchtigen.«
»Wie benutzt man sie, Dom?«
»Man legt sie sich über die Augen. Sie haften selbsttätig. Sie lassen kein Licht durch. Ganz im Gegenteil. Sie halten das Licht fern, weil es nur ablenken würde – trotzdem erreicht die Wahrnehmung Ihr Gehirn über den Sehnerv. Das Prinzip ist im wesentlichen, daß Ihr Bewußtsein sensibilisiert wird und infolgedessen an anderen Facetten Gaias teilhaben darf. Mit anderen Worten, wenn Sie durch die Linsen diese Wand da anschauen, werden Sie die Wand so wahrnehmen, wie sie selbst sich wahrnimmt.«
»Faszinierend«, kommentierte Pelorat unterdrückt. »Darf ich’s mal versuchen?«
»Sicherlich, Pel. Nehmen Sie
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