Foundation 09: Die Suche nach der Erde
richtete er seine mentale Aufmerksamkeit auf den Planeten Gaia, begutachtete ihn über eine Distanz von mehreren Millionen Kilometern hinweg – und zog sich zurück. Keine der beiden Examinationen hatte ihm einwandfrei darüber Aufschluß zu geben vermocht, was von beidem – falls überhaupt das Raumschiff oder Gaia in Frage kamen – für das festgestellte mentale Feld die Quelle war.
»Novi«, sagte er, »ich möchte, daß du während alles Weiteren dicht neben mir sitzt.«
»Meister, besteht Gefahr?«
»Du bist in keiner Weise davon betroffen, Novi. Ich werde dafür sorgen, daß du sicher und geschützt bist.«
»Meister, ich sorge mich nicht, ob ich sicher und geschützt bin. Wenn Gefahr besteht, möchte ich dir helfen können.«
Gendibals Stimmung milderte sich. »Novi, du hast mir bereits geholfen. Durch dich bin ich auf eine ganz geringfügige Kleinigkeit aufmerksam geworden, die zu bemerken sehr wichtig war. Ohne dich wäre ich möglicherweise in eine ziemlich große Patsche geraten, und vielleicht wäre es mir nur mit erheblichen Schwierigkeiten gelungen, mich wieder daraus zu befreien.«
»Aber wie habe ich das geschafft, Meister?« fragte Sura Novi verwundert.
»Dank deines Geistes, Novi. Kein Instrument hätte sensitiver reagieren können. Nicht einmal mein Geist kann so etwas leisten – er ist viel zu kompliziert.«
Sura Novis Miene spiegelte Freude wider. »Ich bin ja so froh, daß ich behilflich sein kann.«
Gendibal lächelte und nickte – und dann fügte er sich in die verdrießliche Einsicht, daß er andere Hilfe ebenso nötig haben würde. Irgendeine kindliche Regung in ihm bäumte sich dagegen auf. Dies war seine Aufgabe – ganz allein seine.
Aber es konnte unmöglich allein seine bleiben. Seine Chancen sanken…
76
Auf Trantor spürte Quindor Shandess die Verantwortung, Erster Sprecher zu sein, auf sich lasten wie eine beklemmende Bürde. Seit Gendibals Raumschiff in der Dunkelheit jenseits der Atmosphäre verschwunden war, hatte er keine neue Sitzung der Tafel der Sprecher mehr einberufen. Er war vollauf in den eigenen Gedanken aufgegangen.
War es weise gewesen, Gendibal allein fliegen zu lassen. Gendibal war brillant, aber nicht so brillant, daß er über jeder Selbstüberschätzung stand. Gendibals großer Fehler war seine Arroganz, so wie Shandess’ eigener großer Mangel (wie er sich mit Bitterkeit dachte) die Schwäche seines Alters war.
Immer wieder hielt er sich vor, daß vom Beispiel Preem Palvers, der durch die Galaxis gereist war, um diese und jene Dinge in Ordnung zu bringen, im Grunde genommen eine Gefahr ausging. Konnte es denn einen zweiten Preem Palver geben? Selbst wenn man Gendibals Tüchtigkeit berücksichtigte? Und Palver hatte seine Frau dabei gehabt.
Gewiß, Gendibal hatte diese Hamerin mitgenommen, aber sie war eigentlich ohne Bedeutung. Palvers Frau war selbst Sprecherin gewesen.
Shandess fühlte sich mit jedem Tag altern, während er auf eine Nachricht Gendibals wartete; und mit jedem Tag, an dem sie erneut ausblieb, verspürte er anwachsende Spannung.
Man hätte einen Verband von Raumschiffen schicken müssen, eine Flottille…
Nein. Die Tafel der Sprecher hätte so etwas nicht genehmigt.
Trotzdem…
Als Gendibal ihn endlich rief, lag er im Schlaf – einem Schlummer der Übermüdung, der ihm zu keinerlei Auffrischung verhalf. Die Nacht war stürmisch gewesen, und er hatte erst gar nicht so recht einschlafen können. Wie ein Kind hatte er sich eingebildet, im Wind Stimmen zu hören.
Seine letzten Überlegungen vor dem Einschlafen – seinem Erschöpfungsschlaf – waren auf ein sehnsüchtiges Träumen von der endgültigen Resignation hinausgelaufen, dem Wunsch, er dürfe sich ihr endlich ergeben, aber begleitet vom Wissen, daß er es jetzt nicht durfte, denn im gleichen Moment müßte die Delarmi zu seiner Nachfolgerin aufsteigen.
Doch als Gendibals Ruf ihn erreichte, setzte er sich sofort auf, augenblicklich hellwach.
»Sind Sie wohlauf?« erkundigte er sich.
»Vollkommen, Erster Sprecher«, versicherte Gendibal. »Sollen wir zwecks besserer Kommunikation einen Visualkontakt herstellen?«
»Vielleicht später«, antwortete Shandess. »Zuerst einmal, wie ist die Situation?«
Gendibal berichtete mit Umsicht, weil er spürte, daß er den Ersten Sprecher geweckt haben mußte und dessen Müdigkeit bemerkte. »Ich befinde mich in der Nachbarschaft eines bewohnten Planeten namens Gaia«, teilte er mit, »dessen Existenz, soviel ich
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