Foundation 09: Die Suche nach der Erde
doch alles durchgezogen, was er
wollte.«
»Ja, aber er war so entgegenkommend, uns durch
Radioferntaster überprüfen zu lassen. Wäre es ihm
darauf angekommen, er hätte das ganze Schiff mit einem
Handapparat absuchen können, und das hätte Stunden
gedauert. Er hätte uns sogar beide tagelang in eine
Quarantänestation sperren können.«
»Was?! Mein Bester!«
»Regen Sie sich nicht auf! Er hat ja nichts dergleichen
getan. Ich habe durchaus mit so was gerechnet, aber er hat darauf
verzichtet. Das heißt, wir haben Landeerlaubnis. Es wäre
mir lieber, eine Gravo-Landung durchzuführen, dann würden
wir nur eine Viertelstunde brauchen, aber ich habe keine Ahnung, wo
die offiziellen Landezonen liegen, und ich möchte keine
Schwierigkeiten bekommen. Das bedeutet, wir müssen uns an den
Leitstrahl halten, und wir werden noch Stunden brauchen, weil wir uns
auf spiralförmigem Kurs durch die Atmosphäre
hinunterschrauben müssen.«
Pelorat wirkte erfreut. »Aber das ist doch prachtvoll, Golan.
Sind wir dann langsam genug, um die Landschaft betrachten zu
können?« Er hielt die tragbare Bildfläche empor, die
eine Karte in kleinem Maßstab zeigte.
»In gewissem Umfang, ja. Unsere Geschwindigkeit wird auf ein
paar Kilometer pro Sekunde sinken, aber ehe wir etwas sehen
können, müssen wir erst die Wolkendecke durchstoßen.
Wir werden nicht gerade eine Ballonfahrt durch die Lufthülle
machen, aber Sie werden die planetographischen Verhältnisse
sehen.«
»Prächtig! Prächtig!«
»Ich frage mich bloß«, meinte Trevize versonnen,
»ob wir uns lange genug auf Sayshell aufhalten werden, daß
es sich lohnt, die Schiffsuhr auf Ortszeit umzustellen.«
»Ich vermute, das hängt davon ab, was wir vorhaben. Was
sollen wir nach Ihrer Ansicht tun, Golan?«
»Unsere Aufgabe ist es, Gaia zu finden, und wie lange das
dauern kann, weiß ich nicht.«
»Wir können ja unsere Armbanduhren umstellen«,
machte Pelorat den Vorschlag, »lassen aber die Schiffsuhr, wie
sie ist.«
»Gute Idee«, sagte Trevize. Er schaute hinab auf den
Planeten, dessen Oberfläche sich unter ihnen ausbreitete.
»Es hat keinen Zweck, länger zu warten. Ich werde den
Computer auf die uns zugeteilte Radiowelle einstellen, und er kann
mit dem Gravo-Antrieb konventionellen Flug simulieren… So!
Hinunter mit uns, Janov, dann wollen wir sehen, was wir herausfinden
können.«
Während das Raumschiff sich durch seine säuberlich
adjustierte Gravitationspotentialkurve zu bewegen anfing, starrte
Trevize den Planeten nachdenklich an.
Er hatte die Sayshell-Union noch nie besucht, aber ihm war
bekannt, daß sie seit Jahrhunderten in gleichbleibend
schlechtem Verhältnis zur Foundation stand. Es überraschte
ihn nicht nur, sondern beunruhigte ihn geradezu, daß sie die
Kontrolle so rasch hatten passieren dürfen.
Es kam ihm ganz einfach unwahrscheinlich vor.
40
Der Name des Kontrollbeamten lautete Jogoroth Sobhaddartha, und er
leistete seinen Dienst in der Einflugkontrolle schon ein halbes Leben
lang.
Er hatte gegen die Tätigkeit in der Raumstation nichts
einzuwenden, denn sie ermöglichte es ihm, von jeweils drei
Monaten einen ausschließlich mit seinen Büchern, seiner
Musik sowie ohne seine Ehefrau und den heranwachsenden Sohn zu
verbringen.
Seit zwei Jahren allerdings war zu seinem Ärger ein
Träumer Chef der Raumflugkontrolle. Er konnte sich keine
unerfreulichere Person vorstellen als jemanden, der für
bestimmte Handlungen keine andere Begründung als den Hinweis zu
geben wußte, er sei in einem Traum so angeleitet worden.
Sobhaddartha persönlich hielt nichts von alldem, aber er sah
sorgsam davon ab, das auszusprechen, denn die meisten Menschen auf
Sayshell mißbilligten antipsychische Zweifel. Als Materialist
in Verruf zu geraten, konnte die spätere Pension aufs Spiel
setzen.
Er zupfte an den beiden buschigen Bartzipfeln seines Kinns und
räusperte sich dann ziemlich lautstark. »War das das
Schiff, Chef?« fragte er mit unpassender Lässigkeit.
Sein Chef, der den gleichermaßen typisch sayshellischen
Namen Namarath Godhisavatta trug, befaßte sich gerade mit
einigen Computerdaten und schaute nicht einmal auf. »Welches
Schiff?« fragte er zurück.
»Die Far Star. Das Foundationschiff. Das ich gerade
habe passieren lassen. Das aus jedem Winkel holografiert worden ist.
War es das Schiff, von dem Sie geträumt haben?«
Nun blickte Godhisavatta auf. Er war ein kleinwüchsiger Mann
mit fast schwarzen Augen, umgeben von winzigen
Weitere Kostenlose Bücher