Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
anderes spielen?«
»Ich kann etwas erfinden.«
»Meint Ihr – improvisieren?«
Fallom runzelte bei dem Wort die Stirn und sah zu Wonne
hinüber. Wonne nickte, und Fallom sagte: »Ja.«
»Dann tut das bitte«, sagte Hiroko.
Fallom hielt kurz inne, überlegte ein oder zwei Minuten lang
und begann dann langsam mit einer ganz einfachen Folge von
Tönen, recht verträumt. Das Licht der Leuchtröhren
wurde schwächer und wieder heller, in dem Maße, wie sie
mehr oder weniger Energie brauchte. Niemand schien es zu bemerken,
denn das Ganze wirkte so, als wäre es eine Folge der Musik und
nicht ihre Ursache, so als gehorchte ein gespenstischer elektrischer
Geist dem Diktat der Schallwellen.
Dann wiederholte sich die Kombination von Noten etwas lauter,
etwas komplizierter, und dann in Variationen, die, ohne je die
deutlich wahrnehmbare Kombination zu verlieren, immer wilder und
erregender wurden, bis es fast unmöglich war, Atem zu holen. Und
dann wurde das Tempo schneller, schwoll an, riß die
Zuhörer mit in höchste Höhen und holte sie dann in
einem mächtigen Anschwellen der Töne wieder herunter.
Diesmal war der Beifall ekstatisch, und selbst Trevize, der eine
völlig andere Art von Musik gewöhnt war, dachte
bedrückt: Und jetzt werde ich das nie wieder hören.
Als schließlich wieder Stille eingekehrt war, hielt Hiroko
Fallom ihre Flöte hin. »Hier, Fallom, die gehört jetzt
Euch!«
Fallom griff begierig danach, aber Wonne packte den ausgestreckten
Arm des Kindes und sagte: »Wir können das nicht annehmen,
Hiroko. Das ist ein wertvolles Instrument.«
»Ich habe noch eins, Wonne. Nicht ganz so gut, aber das ist
so, wie es sein sollte. Dies Instrument gehört der Person, die
es am besten spielt. Ich habe niemals solche Musik gehört, und
es wäre unrecht, daß ich ein Instrument besitze, das ich
nicht voll ausnutzen kann. Ich wünschte, ich wüßte,
wie man das Instrument dazu bringen kann, Töne von sich zu
geben, ohne daß man es berührt.«
Fallom nahm die Flöte und drückte sie mit dem Ausdruck
tiefster Befriedigung an die Brust.
82
Jeder der beiden Räume in der ihnen zugewiesenen Wohnung
wurde von einer Fluoreszenzröhre beleuchtet, der Anbau von einer
dritten. Die Beleuchtung war schwach und reichte nicht aus, dabei zu
lesen, aber sie befanden sich wenigstens nicht im Dunklen.
Jetzt freilich hielten sie sich im Freien auf. Der Himmel war voll
von Sternen, ein faszinierendes Erlebnis für einen Eingeborenen
von Terminus, dessen Nachthimmel praktisch sternlos war und in dem
man als ausgeprägtes Himmelsphänomen nur die schwache Wolke
der Galaxis sehen konnte.
Hiroko hatte sie zu ihrer Behausung zurückbegleitet, aus
Angst, sie könnten sich in der Finsternis verlaufen oder zu Fall
kommen. Sie hielt während der ganzen Wegstrecke Falloms Hand und
blieb dann, nachdem sie ihnen die Fluoreszenzbeleuchtung
eingeschaltet hatte, mit ihnen draußen, wobei sie die Kleine
immer noch festhielt.
Wonne versuchte es noch einmal, denn ihr war klar, daß
Hiroko sich in einem schwierigen Gefühlskonflikt befand.
»Wirklich, Hiroko, wir können Ihre Flöte nicht
annehmen.«
»Nein, Fallom muß sie haben.« Trotzdem wirkte sie
dabei gereizt.
Trevize betrachtete die ganze Zeit den Himmel. Die Nacht war
wahrhaft dunkel, eine Dunkelheit, die das schwache Licht aus ihrer
Behausung nur wenig beeinträchtigte, ganz zu schweigen von den
winzigen Funken aus anderen Häusern, die etwas entfernt
standen.
»Hiroko, siehst du jenen Stern, der so hell ist?« sagte
er. »Wie nennt man ihn?«
Hiroko blickte auf und sagte ohne besonderes Interesse: »Das
ist der Begleiter.«
»Warum nennt man ihn so?«
»Er umkreist unsere Sonne in achtzig Standardjahren. Um diese
Jahreszeit ist er der Abendstern. Ihr könnt ihn auch bei
Tageslicht sehen, wenn er über dem Horizont steht.«
Gut, dachte Trevize, die Astronomie ist ihr also nicht völlig
fremd. »Weißt du, daß Alpha noch weitere Begleiter
hat?« sagte er, »einen sehr kleinen, schwach leuchtenden,
der viel weiter entfernt ist als jener helle Stern. Man kann ihn ohne
Teleskop sehen.« (Er hatte ihn nicht selbst gesehen, hatte sich
nicht die Mühe gemacht, ihn zu suchen, aber der Schiffscomputer
hielt die Information in seinen Gedächtnisspeichern bereit.)
»Das hat man uns auf der Schule gesagt«, sagte sie
gleichgültig.
»Aber was ist mit dem da? Siehst du diese sechs Sterne in
einer Zickzacklinie?«
»Das ist Cassiopeia«, sagte Hiroko.
»Wirklich?«
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