Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
ich denn, ob du nicht ein Roboter
bist, den man zufälligerweise nicht von einem menschlichen Wesen
unterscheiden kann?«
»Weil ich dir sage, daß es nicht so ist.«
»Ah, aber wenn du ein Roboter wärest, den man nicht von
einem menschlichen Wesen unterscheiden könnte, dann
könntest du ja so konstruiert sein, daß du mir sagen
mußt, du wärest ein natürliches menschliches Wesen,
und du könntest sogar programmiert sein, es selbst zu glauben.
Die operationelle Definition ist alles, was wir haben und alles, was
wir haben können.«
Sie legte die Arme um Pelorats Hals und küßte ihn. Der
Kuß steigerte sich, wurde leidenschaftlicher, bis Pelorat
schließlich etwas gedämpft hervorbrachte: »Aber wir
haben Trevize doch versprochen, daß wir ihn nicht in die
Verlegenheit bringen würden, dieses Schiff in ein
Flitterwochennest zu verwandeln.«
Wonne meinte lockend: »Lassen wir uns doch einfach treiben,
und denken wir nicht an irgendwelche albernen
Versprechungen.«
Doch Pelorat meinte bedrückt: »Aber das kann ich nicht,
Liebes. Ich weiß, daß dich das verstimmt, Wonne, aber ich
denke die ganze Zeit und bin von meinem ganzen Wesen her nicht
imstande, mich von Gefühlen hinreißen zu lassen. Das ist
eine Gewohnheit, die ich mein ganzes Leben lang hatte und die
wahrscheinlich für andere sehr lästig ist. Ich habe noch
nie mit einer Frau zusammengelebt, die nicht über kurz oder lang
etwas dagegen einzuwenden hatte. Meine erste Frau – aber es
wäre wahrscheinlich unpassend, darüber zu
sprechen…«
»Ja, ziemlich unpassend, aber nicht unerträglich. Du
bist schließlich auch nicht mein erster Liebhaber.«
»Oh!« sagte Pelorat etwas verwirrt und dann, als er
Wonnes kleines Lächeln bemerkte, fügte er hinzu: »Ich
meine, selbstverständlich nicht. Ich hätte ja auch nicht
erwartet, daß ich – jedenfalls mochte meine erste Frau es
nicht.«
»Aber ich mag es. Ich finde es attraktiv an dir, daß du
manchmal Gedanken so endlos ausspinnst.«
»Das kann ich nun wiederum nicht glauben, aber mir ist gerade
etwas anderes eingefallen. Ob Roboter oder menschlich, das hat nichts
zu bedeuten, in dem Punkt sind wir uns einig. Aber ich bin ein
Isolat, und du weißt das. Ich bin nicht Teil Gaias, und wenn
wir intim sind, dann teilst du Gefühle außerhalb Gaias,
selbst dann, wenn du mich auf kurze Zeit an Gaia teilhaben
läßt, und das ist vielleicht nicht dieselbe
Intensität an Gefühlen, die du empfinden würdest, wenn
Gaia Gaia liebte.«
Wonne lächelte. »Dich zu lieben, Pel, hat seinen eigenen
Reiz, und weiter sehe ich nicht.«
»Aber es geht doch nicht nur darum, daß du mich liebst.
Du bist nicht nur du. Was ist, wenn Gaia es für eine Perversion
halten würde?«
»Wenn das so wäre, würde ich es wissen, denn ich
bin Gaia. Da ich Freude an dir habe, hat Gaia das auch. Wenn wir uns
lieben, teilt ganz Gaia die Empfindung in gewissem Maße. Wenn
ich sage, daß ich dich liebe, bedeutet das, daß Gaia dich
liebt, wenn auch nur der Teil, der ich bin, dieser Rolle unmittelbar
zugeteilt ist – jetzt wirst du verwirrt.«
»Nachdem ich ein Isolat bin, Wonne, begreife ich das nicht
ganz.«
»Man kann stets eine Analogie mit dem Körper eines
Isolaten bilden. Wenn du eine Melodie pfeifst, dann möchte dein
ganzer Körper, du als Organismus, die Melodie pfeifen, aber die
unmittelbare Aufgabe, das zu tun, ist deinen Lippen, deiner Zunge und
deinen Lungen zugeteilt. Dein rechter großer Zeh tut
nichts.«
»Er könnte den Takt schlagen.«
»Aber das ist für den Akt des Pfeifens nicht notwendig.
Wenn der große Zeh den Takt schlägt, dann ist das nicht
die Aktion selbst, sondern eine Reaktion darauf. Natürlich
könnten alle Teile Gaias auf irgendeine bescheidene Art auf
meine Empfindung reagieren, so wie ich auf die ihre
reagiere.«
»Es hat wohl keinen Sinn, das als peinlich zu
empfinden«, sagte Pelorat.
»Ganz und gar nicht.«
»Aber mir gibt das ein seltsames Gefühl der
Verantwortung. Wenn ich versuche, dich glücklich zu machen,
finde ich, daß ich versuchen muß, jeden, auch den letzten
Organismus auf Gaia glücklich zu machen.«
»Jedes letzte Atom – aber das tust du. Du leistest
deinen Beitrag zu dem Gefühl gemeinschaftlicher Freude, die ich
dich kurz teilen lasse. Ich nehme an, daß dein Beitrag zu klein
ist, um leicht meßbar zu sein, aber es gibt ihn, und das
Wissen, daß es ihn gibt, sollte deine Freude
steigern.«
Pelorats würdevolle Züge verzogen sich zu einem
dünnen Lächeln. »Ich
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