Fountain Bridge - Verbotene Küsse (Deutsche Ausgabe): E-Novella (German Edition)
wieder wie früher. Wenn ich darüber nachdachte, war sie das eigentlich schon länger nicht mehr, seit dem Beinahe-Kuss mit neunzehn in der Bar.
Wie auch immer. Selbstverständlich wusste ich, dass Adam seit dem Vorfall auf der Couch mit anderen Frauen geschlafen hatte, und das schmerzte mich mehr, als ich zugeben wollte. Es fiel mir unglaublich schwer, die Sache abzuhaken, und dementsprechend hatte ich es auch nicht getan. Ich hatte seit geschlagenen zehn Monaten kein einziges Date mehr gehabt.
Aber das würde sich jetzt ändern. Nachdem ich Nicholas gegenüber eine scherzhafte Bemerkung über meine anhaltende Durststrecke gemacht hatte, hatte er mir geantwortet, dass meine Chancen auf ein Date womöglich besser stünden, wenn mein Freund Adam aufhören würde, alle Männer zu bedrohen, die Interesse an mir zeigten. Überrascht und – milde ausgedrückt – verwirrt, hatte ich um eine Erklärung gebeten und erfahren müssen, dass Nicholas sich einige Monate zuvor mit mir hatte verabreden wollen. Da er wusste, wie nah ich Braden und Adam stand, und in der Annahme, Adam sei von beiden der weniger gefährliche Ansprechpartner, hatte er ihn angerufen und um Rat gefragt, wohin er mich ausführen könne. Adams Reaktion darauf: »Lass die Finger von Ellie, oder du bekommst es mit meiner Faust zu tun.«
Was um alles in der Welt dachte er sich dabei?
War das sein Ernst?
Ich konnte nicht einmal ansatzweise in Worte fassen, wie unmöglich ein solches Verhalten war. Er bedrohte nette, harmlose Männer, um sie davon abzuhalten, mit mir auszugehen? Wie sollte ich das verstehen? Er durfte sich durch ganz Edinburgh schlafen, aber ich durfte mich nicht mal mit einem Mann verabreden? Da hätte er wohl gern.
All das wollte ich Joss brühwarm berichten. Obwohl sie in Bezug auf ihre eigene Vergangenheit sehr verschlossen war, hatte ich rasch festgestellt, dass sie ein absolut aufrichtiger Mensch war. Sie sollte mir sagen, ob sie es in Ordnung fand, wenn ich Adam ein wenig quälte. Im Ernst, ich hatte endgültig die Nase voll davon, das liebe, brave Mädchen zu spielen, nur damit er weiter auf mir herumtrampelte, weil er genau wusste, dass ich ihn trotzdem noch lieben würde. Er hatte unter Beweis gestellt, dass er sehr besitzergreifend sein konnte, was bedeutete, dass er mich in irgendeiner Form als sein Eigentum betrachtete. Ich würde ihm zeigen, dass ich nicht sein Eigentum war. Ich würde ihm niemals gehören, es sei denn, er kam zu dem Schluss, dass er mehr von mir wollte als einen One-Night-Stand.
All das hätte ich Joss an diesem sonnigen Samstag, während wir zu den Meadows spazierten, gerne anvertraut, doch Joss war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, es war also kein günstiger Zeitpunkt. Ich brannte darauf zu erfahren, ob Joss’ grüblerisches Schweigen etwas mit Braden zu tun hatte. Sie benahm sich in seiner Gegenwart seit einiger Zeit ziemlich seltsam – so seltsam, dass es mir sogar unmittelbar nach einer meiner Kopfschmerzattacken aufgefallen war. Wir hatten mit Hannah zusammen im Buchladen gestöbert, als es passierte. Die Kopfschmerzen kamen aus heiterem Himmel, so wie es in den letzten Monaten schon häufiger passiert war. Sie waren sehr heftig und wurden von einem Kribbeln und einem Taubheitsgefühl im Arm begleitet. Hinterher fühlte ich mich immer wie durch die Mangel gedreht. Überhaupt hatte ich in der letzten Zeit wenig Energie. Ich nahm mir immer wieder vor, zum Arzt zu gehen, aber jedes Mal grummelte es dabei unheilverkündend in meinem Magen, so dass ich es aufschob und mir schwor, am nächsten Tag aber ganz bestimmt einen Termin auszumachen.
Wie dem auch sei, die Kopfschmerzen kamen ganz plötzlich, Joss machte sich Sorgen – mich konnte sie mit ihrem »Andere Leute sind mir egal«-Quatsch nicht täuschen – und zwang mich, etwas zu essen. Kurz danach liefen wir Braden und Vicky über den Weg. Ich war ziemlich geladen, weil Braden schon wieder mit ihr geschlafen und sie damit zurück in unser Leben (sprich: in Adams Dunstkreis) geholt hatte, dennoch fiel mir die Spannung zwischen Joss und Braden sofort auf.
Ich muss zugeben, als sie sich das erste Mal begegnet waren, hatte ich die leise Hoffnung gehabt, sie miteinander zu verkuppeln. Jüngste Enthüllungen hatten diese Hoffnung zwar zunichtegemacht, trotzdem stellte Braden mir (sehr oft) Fragen über Joss und starrte sie (sehr oft) an, und so langsam hegte ich den Verdacht, dass zwischen den beiden etwas im Busch war, auch wenn sie es
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