Fountain Bridge - Verbotene Küsse (Deutsche Ausgabe): E-Novella (German Edition)
Liniennummer.
Eigentlich war mir völlig egal, wohin der Bus fuhr. Hauptsache weit, weit weg vom größten Fehler meines Lebens.
***
In meiner Jugend war es hin und wieder vorgekommen, dass ich mich in den Schlaf geweint hatte. Manchmal war sogar Adam der Grund dafür gewesen. Aber als Teenager war mir, wie den meisten Teenagern, das geringste Problem wie das Ende der Welt erschienen. Zum Glück legt sich dieser Hang zum Theatralischen normalerweise mit dem Erwachsenwerden. Bei mir war es wenigstens so gewesen. Wenn ich also sage, dass ich mich in jener Nacht in den Schlaf weinte, dann tue ich dies ohne falsche Dramatik. Mein Schmerz war echt. Er war bitter. Er wütete in mir.
Gute acht Stunden lang glaubte ich nicht nur, den eindeutigen Beweis dafür erhalten zu haben, dass Adam Sutherland mich nicht so liebte wie ich ihn, ich war auch der festen Überzeugung, unsere Beziehung ruiniert und eins der wichtigsten Dinge in meinem Leben unwiderruflich zerstört zu haben: unsere Freundschaft.
Ich schlief kaum und war früh wach. Ich kochte mir Tee, um dann allein, mit verquollenem Gesicht, zwei verschiedenen Socken an den Füßen und einer kaputten Spange im Haar in meiner großen Wohnung zu sitzen.
Ein lautes Klopfen an der Tür ließ mich hochfahren, so dass heißer Tee über den Rand meines Bechers auf meine Hand schwappte. Ich unterdrückte einen Fluch, stellte den Becher vorsichtig auf dem Tisch ab und huschte in den dunklen Flur.
»Ellie, mach auf!«, rief Adam durchs dicke Holz der Tür. »Ellie!«
Ich wollte mit ihm reden. Ich wollte die Sache irgendwie wieder geradebiegen und die Uhr zurückdrehen, aber ich wusste, wenn ich ihn hereinließ, würde er nur einen Blick auf mein Gesicht werfen und sofort wissen, dass ich, Ellie Carmichael, unsterblich und hoffnungslos in ihn verliebt war und dass die letzte Nacht mich vernichtet hatte.
Also ließ ich ihn nicht herein. Ich lehnte mich gegen die Wand im Flur und ließ mich daran hinabrutschen, bis ich auf dem Parkettboden saß. Ich hörte Adam gegen die Tür trommeln und meinen Namen rufen. Ich hörte das Telefon in meinem Schlafzimmer klingeln. Ich hörte Adam eine Nachricht nach der anderen hinterlassen. Ich hörte ihn weggehen …
Als ich aufwachte, lag ich zusammengerollt auf dem kalten Fußboden. Ich blinzelte und versuchte, mich zu orientieren, und sofort fiel mir alles wieder ein. Aber ich hatte keine Zeit, mich lange damit aufzuhalten, denn mir wurde klar, dass das Klingeln meines Handys mich geweckt hatte. Stöhnend rappelte ich mich auf. Mein Rücken und mein Nacken schmerzten, weil ich so unbequem gelegen hatte. Ich lief ins Schlafzimmer, um abzunehmen. Die Uhr auf meinem Handy zeigte mir an, dass ich etwas über zwei Stunden geschlafen hatte.
Mein Magen machte einen Satz, als ich Adams Bild auf dem Display sah. Ich holte tief Luft und nahm ab.
»Ellie, Gott sei Dank.« Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, und ich stellte mir vor, wie er sich dabei besorgt die Haare raufte. »Ich war vorhin bei dir und habe geklopft.«
»Ich habe geschlafen. Ich habe gestern zu Hause noch Wein getrunken, deswegen war ich völlig weg«, log ich.
»Els, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es tut mir so wahnsinnig leid. Gott, ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut.«
»Adam –«
»Ich darf dich nicht verlieren, Els. Ich kann nicht glauben, dass ich so einen Mist gebaut habe, aber du musst mir verzeihen. Ich darf dich nicht verlieren.«
Wenn er so etwas sagte, fiel es mir schwer, ihn zu hassen. Und noch schwerer fiel es mir, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen. Aber ich wusste, dass ich es ab jetzt wirklich versuchen musste. Ich musste mir nicht nur vornehmen, es zu versuchen, sondern ich musste es versuchen . Ich konnte nicht mein ganzes Leben damit verbringen, ihm nachzutrauern. Also traf ich die Entscheidung, damit ein für alle Mal Schluss zu machen. »Adam, es ist schon in Ordnung«, beteuerte ich leise. »Es war ein Fehler. Wir haben uns hinreißen lassen. Und es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin. Es war mir peinlich, das ist alles.«
Ich hörte sein tiefes Aufseufzen und versuchte das Stechen der Tränen in meiner Nase zu ignorieren. »Els, dir muss überhaupt nichts peinlich sein, okay?«
»Okay.«
»Also …« Er wurde noch leiser. »Dann ist zwischen uns alles gut? Alles wie immer?«
»Alles wie immer«, brachte ich über die Lippen und blinzelte meine Tränen weg.
»Ich will nicht, dass es zwischen uns jetzt
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