Fountain Bridge - Verbotene Küsse (Deutsche Ausgabe): E-Novella (German Edition)
allererste Mal war, dass Adam mir weh getan hatte.
»Els.«
Ich drehte das Gesicht auf dem Kissen zur Seite und sah ihn an. Die Sorge, die sich in seinem wunderschönen Gesicht spiegelte, beeindruckte mich kein bisschen. »Lass mich einfach in Ruhe, Adam.«
Er fuhr sich durch die Haare. »Hör zu, Els, ich fühle mich wirklich schlecht deswegen. Ich wollte dir nicht den Abend verderben. Und Braden wollte das auch nicht.«
»Nein, natürlich hattest du nicht die geringste Absicht, mir meine Chancen bei Sam zu versauen, als du ihm mit dem Verlust seiner Empfindungsfähigkeit gedroht
hast!«
»Mein Gott«, stieß Adam hervor. »Du bist viel zu klug für dein Alter. Das ist ja, als würde man sich mit einer erwachsenen Frau streiten.«
»Woher weißt du schon, wie es ist, sich mit einer erwachsenen Frau zu streiten? Du bleibst ja nie lange genug mit einer zusammen, um etwas zu tun, was sie verärgern könnte.«
Seine Mundwinkel zuckten, und er schüttelte den Kopf. »Mein Gott«, sagte er noch einmal.
Nach längerem Schweigen schaute Adam mich wieder an. Sein Gesichtsausdruck war nicht länger belustigt. Im Gegenteil, er war todernst. »Wenn dieser Kerl sich nicht mehr mit dir treffen will, weil er nicht damit klarkommt, dass deine Familie sich berechtigte Sorgen um dich macht, dann ist er sowieso nicht die Art von Junge, mit der du näher zu tun haben willst.«
Das Wort »Familie« betätigte einen kleinen Auslöser in meinem Innern, und als ich Adam ansah, war mein Blick so kalt wie niemals zuvor, was ich daran merkte, dass Adam vor Erstaunen ganz starr wurde. »Du bist nicht mein Bruder, Adam«, fuhr ich ihn an. »Also hör auf, dich so zu benehmen.«
Ein Stich wie von einer Messerklinge fuhr mir in die Brust, als ich seine Betroffenheit sah. Schuldgefühle machten sich in mir breit, und am liebsten hätte ich noch heftiger geweint. »Das weiß ich, Ellie.«
Unsere Blicke trafen sich und hielten einander fest. Weil ich seine Gegenwart wie immer überdeutlich spürte, erhitzte sich meine Haut. »Wirklich?«, murmelte ich außer Atem.
Etwas flackerte kurz in seinen Augen auf, bevor er abrupt aufstand. Mit einem Mal wirkte er unbehaglich. »Ich lasse dich eine Weile allein. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich dir niemals absichtlich weh tun würde.«
Als ich nichts erwiderte, seufzte Adam niedergeschlagen, drehte sich um und ging.
Gerade als er die Tür hinter sich schließen wollte, hörte ich Bradens Stimme aus dem Flur. »Geht es ihr gut?«
»Sie ist sauer. Am besten, wir lassen sie erst mal in Frieden.«
»Ich will mit ihr reden.«
»Braden –«
»Ich komme gleich runter«, schnitt Braden seinem Freund das Wort ab und trat in mein Zimmer. Mit besorgter Miene kam er zu mir ans Bett.
»Els, Liebes.« Seine Stimme war belegt, als er sich neben mich setzte. »Bitte verzeih.«
Bei diesen Worten begann ich hemmungslos zu schluchzen. Ich warf mich an seine Brust und ließ mich von seinen starken Armen halten, während er beruhigende Worte murmelte.
Kapitel 3
D u hast Braden verziehen?« Adam hielt mir mit gerunzelter Stirn das Tagebuch hin.
Ich zuckte die Achseln, nahm es entgegen und legte es neben das aus dem Vorjahr. »Du hast mir mehr weh getan als er. Natürlich nicht mit Absicht, aber ich wollte, dass du mich endlich als Frau wahrnimmst, nicht als Mädchen.«
Adam warf mir einen Blick zu, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. »Du warst ein Mädchen. Du warst fünfzehn.«
»Dann hast du also nie mehr in mir gesehen? An dem Abend … in meinem kurzen Kleidchen?«, neckte ich ihn.
»Damals noch nicht«, gestand er zögerlich, als fürchte er, er könnte mit seiner Antwort meine Gefühle verletzen. »Damals warst du für mich nur Bradens kleine Schwester.«
In Wahrheit verletzte mich das kein bisschen. Diese Gefühle hatte ich alle längst hinter mir gelassen, und ehrlich gesagt wäre mir auch nicht ganz wohl bei der Vorstellung gewesen, Adam könnte ein Auge auf mein schlaksiges, flachbrüstiges, fünfzehnjähriges Ich geworfen haben. Neugierig war ich trotzdem. »Und wann hat sich das geändert?«
Die Frage brachte mir gleich den nächsten ›Bist du noch ganz bei Trost?‹-Blick ein. »Das sage ich dir nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil das ein Männerding ist und du es nicht verstehen würdest. Wahrscheinlich würdest du dich bloß darüber aufregen.«
Okay, jetzt wollte ich es unbedingt wissen. »Ich rege mich nicht auf, ich verspreche es. Sag’s mir einfach. Bitte«, fügte
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