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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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doch mal seine Oma anrufen. Das ist doch nicht zu viel verlangt. Oder meinen Sie, der Mann in der Zentrale hat mich angelogen, und es ist ärger, als er mir gesagt hat?«
    Darauf fiel ihr aus dem Stegreif keine passende Antwort ein. Also keine, die auf der einen Seite der Wahrheit irgendwie nahekam, aber nicht zu nahe, also harmlos genug klang, damit sie ihre Gastgeberin nicht in Angst und Schrecken versetzte. So begnügte sie sich damit, mit den Achseln zu zucken und zu schweigen.
    Â»Aber Sie haben doch sicher nach ihm gesehen, Sie müssen doch wissen, wie es um ihn steht«, sagte Frau Bartels, nun mit einem grimmigen Blick. »Morgen besuche ich ihn. Ich will mir selbst ein Bild machen und …«
    Auch das noch. Das musste sie verhindern. »Vielleicht ist das gar nicht nötig, Frau Bartels. Mit Sicherheit ist es das nicht. Ich an Ihrer Stelle würde noch ein paar Tage …«
    Â»Und dann soll er mir mal sagen, warum er seine alte Großmutter so ganz und gar vergessen hat«, fuhr Heinrichs Großmutter fort. »Das kann er sich doch denken, dass ich mir Sorgen mache. Was hat er denn zu Ihnen gesagt?«
    Â»Was er zu mir gesagt hat«, wiederholte Paula langsam, als hätte sie den Sinn dieser Frage nicht verstanden.
    Sie spürte, dass die Zeit gekommen war, um der Wahrheit die Ehre zu geben, zumindest ein ganz klein wenig. Schließlich sollte die alte Frau, würde sie ihren verwegenen Besuchsplan tatsächlich in die Tat umsetzen, nicht aus allen Wolken fallen. Sie gab sich einen Ruck.
    Â»Hm, eigentlich nicht viel. Schauen Sie, Frau Bartels, Heinrich ist da in eine blöde Situation hineingeraten, da hat der Kollege schon recht, man kann auch sagen: Man hat ihn arglistig in eine Falle gelockt. Und im Verlauf davon hat er wohl ein paar ordentliche Schläge auf den Kopf bekommen, sodass er das Bewusstsein verloren hat. Jetzt haben die vom Krankenhaus ihn sediert, also ganz bewusst ruhiggestellt, damit er sich so richtig erholen kann. Das klingt jetzt für Sie wahrscheinlich ärger, als es ist. Auf jeden Fall kann er zwar momentan nicht sprechen, aber das dauert sicher nicht mehr lang, dann holen die ihn wieder aus dieser Sedierung raus, und es wird dann so sein, als sei ihm nie etwas passiert.« Sie erinnerte sich an Frieders tröstende Worte. »Sie müssen sich das als eine Art Heilschlaf vorstellen.«
    Paula ließ der alten Frau Zeit, das Gehörte zu verarbeiten. Sie fand, ihre gewagte medizinische Diagnose hatte ehrlich und gleichzeitig beruhigend geklungen. Hoffentlich fand das Frau Bartels auch.
    Â»Also ist es nichts Arges?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Das hätte ich Ihnen doch erzählt. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.«
    Â»Trotzdem fahre ich morgen ins Krankenhaus. Irgendwie lässt mir das keine Ruhe.«
    Sie wartete, bis sie sicher war, dass Heinrichs Großmutter nichts weiter hinzufügen wollte, dann fuhr sie fort: »Eine Frage habe ich noch. Was hatte Heinrich eigentlich am Ostersamstag vor? Wissen Sie etwas darüber?«
    Â»Freilich weiß ich darüber Bescheid. Mit seinen Kumpels wollte er Karten spielen, so wie sie das jeden Samstagabend machen. Einmal in der Woche trifft er sich mit denen zum Schafkopfen. Immer samstags, immer zur selben Zeit, immer bei diesem Ulli.«
    Â»Aha. Das ist doch eine nette Sache. Haben Sie von seinen Bekannten auch schon welche persönlich kennengelernt?«
    Â»Nein, Frau Steiner. Noch nie. Bloß den Ulli …«
    Â»Ulrich Jakobsohn?«, unterbrach Paula sie.
    Â»Ja, ich glaube, so heißt er mit Nachnamen. Also nur mit dem Ulli habe ich ein paarmal telefoniert. Aber die anderen kenne ich nicht. Nur vom Namen her.«
    Â»Und wie heißen die?« Sie gab sich Mühe, diese Frage beiläufig klingen zu lassen.
    Â»Also, einer heißt Karl. Und der Nachname … irgendetwas mit einem Tier. Jetzt hab ich’s: Karl Weberknecht. Und dann der dritte. Ja mei, wie heißt jetzt der? Das fällt mir bestimmt noch ein.«
    Â»Heinrich hat doch sicher ein Adressbuch, wo ich diese Namen finden könnte.«
    Da sah Frau Bartels sie fragend an. »Brauchen Sie denn die Namen so dringend?«
    Â»Na ja, er hat immerhin einen ganz schönen Schlag auf den Kopf bekommen, weshalb er auch im Krankenhaus ist. Da muss ich schon mit möglichen Zeugen reden. Schließlich ist ein Polizeibeamter zu Schaden

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