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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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oder andere gängige Apparate der modernen Kommunikationstechnologie wie Laptop oder Computer darin. Und kein einziges Buch. Auch auf dem lasierten krümel- und staubfreien Holzboden fehlte jeder Schmuck wie Zimmerpflanzen oder Teppiche. In der Mitte stand ein großer Tisch aus Kiefernholz, leer und gewachst, der seine Herkunft, so vermutete sie, einem marktführenden schwedischen Möbelhaus zu verdanken hatte.
    Sie ging auf die rechte Regalreihe zu und besah sich mit schief gelegtem Kopf die Plattenreihen. Tatsächlich, sie waren penibel genau nach dem Alphabet geordnet, das Gleiche war bei der CD -Sammlung der Fall. Und sie enthielten solche antiquarischen Schätze wie die Live-Doppel- LP »At The Fillmore East« der Allman Brothers von 1971 , die Doppel- LP »Wow« von Moby Grape aus dem Jahr 1968 , Calvin Russells »The Characters – Act  I «. Und sogar »Happy Trails« von Quicksilver Messenger Service mit John Cipollina. Platten, auf die auch sie damals Jagd gemacht hatte – allerdings erfolglos – und für die man heute ein kleines Vermögen bezahlen musste.
    Die Neugierde der Vinylliebhaberin Steiner war geweckt. Tatsächlich, die Kategorien Jazz, Blues oder gar Klassik fanden sich hier nicht einmal ansatzweise. Nur Rock von  A bis  Z , das aber, so schien es, vollständig. Sogar »Rubber Soul« von den Beatles und die weiße Rolling-Stones- LP »Beggars Banquet« in der Originalfassung hatte dieser Sammler. Letztere sogar zweifach. Sie zog beide mit spitzen Fingern aus der Reihe heraus und fand ihre Vermutung bestätigt. Eine Platte wies auf der Hülle deutliche Gebrauchsspuren auf, während die andere, die in eine dicke Zellophanhülle eingebettet war, nagelneu und ungespielt aussah. Vorsichtig und auch ein wenig ehrfürchtig stellte sie die beiden LP s wieder zurück an ihren Platz.
    Sie richtete sich wieder auf und verordnete ihrem steifen Hals ein paar Lockerungsübungen. Je länger sie sinnierend vor den Regalen stand, desto stärker wuchs ihre Überzeugung: Ulrich Jakobsohn hatte allein hier gelebt, trotz des glänzenden Holzfußbodens und der blütenweißen gebügelten Bettwäsche. Wer sein Leben so ganz und gar in den Dienst eines Mediums stellt und auch bei der Inneneinrichtung so offensichtlich und so konsequent diese Mission verfolgt, verträgt keine Partnerin oder keinen Partner an seiner Seite. In dieser Wohnung lebte keine Frau.
    Und seine Nachbarn? Wie waren sie mit ihm ausgekommen, der seinem Hobby sicher Tag und Nacht frönte? Und dabei auch bestimmt dem Credo jedes passiven Rockmusikers huldigte, das da lautete: Rockmusik macht nur dann einen Sinn, wenn man sie laut hört. Sie würde als Erstes den Atomkraftgegner von nebenan dazu befragen.
    Sie ging ins Bad. Glänzende Kacheln, blinkende Wasserhähne, eine Wanne, die unbenutzt aussah, auf einem Holzbrett nur das Notwendigste. Rasierschaum und Rasierapparat, Zahnpasta und Zahnbürste. Kein Kamm, keine Gesichtscreme, nur eine kleine vorne abgerundete Schere für das Stutzen der Nasenhaare.
    Das gleiche saubere und übersichtliche Bild erwartete sie in der schmalen Küche. Sie zog die Tür des Kühlschranks auf und fühlte sich augenblicklich an ihren eigenen erinnert. Eine Dauerwurst, ein Stück Butter, Milch, ein Päckchen Kaffee, sorgfältig mit einem Gummiband gegen das Ausrauchen verschlossen – das war alles. Aber im Tiefkühlfach lagerten vier, acht, elf Schalen Bihun-Suppe.
    Auch das Schlafzimmer war frei von den subtilen Tricks gängiger Einrichtungsstrategien, die Behaglichkeit oder zumindest die Anmutung von Wohnlichkeit verströmen sollten. Der gleiche glänzende Holzfußboden wie im Wohnzimmer und in der Ecke ein abgebeizter alter, einfacher Holzschrank, wie er in Studentenkreisen früher einmal Mode gewesen war. Sie öffnete die Schranktür. Auf den Bügeln ein paar akkurat gebügelte Hemden, fünf Jeans, zwei Jeansjacken und ein dunkelgrau kariertes Wollsakko. In den Schubladen, die mit Pergamentpapier ausgelegt waren, T-Shirts, Pullover, Unterwäsche und Socken. Keine Kleidung, die einen Hinweis auf eine bestimmte berufliche Tätigkeit gab.
    Als sie bereits mit dem Wohnungsschlüssel in der Hand vor der Tür stand, kehrte sie noch einmal um. Ging ins Wohnzimmer zurück, legte den Schlüssel auf den Tisch und begab sich auf die Suche vor dem

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