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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Julian Lustig? … Kenn ich nicht. Nie gesehen, nie gehört von dem.«
    Im Wohnzimmer bat sie Heinrich, sich auf den Stuhl zu setzen, auf dem ihn die Kollegen vorgefunden hatten. Dann legte sie die Fotos wortlos vor ihm auf den Tisch. Heinrich studierte sie eine Zeit lang, schließlich sah er fragend zu ihr auf.
    Â»Und, kommt dir das irgendwie bekannt vor? Kannst du dich an etwas erinnern?«
    Verneinend schüttelte er den Kopf. »Nein. Leider nicht. Gibt es eigentlich noch andere Verletzungen als die«, dabei deutete er auf das Bild, das Jakobsohn am Boden zeigte, »Einschusswunde in der Stirn?«
    Â»Nein. Nur die. Und jetzt schau dir mal Jakobsohns Gesicht ganz genau an. Was sagt dir das?«
    Nach einer Weile antwortete er: »Ich kann keine Traumatisierung erkennen, nicht die geringste. Für mich heißt das, dem Schuss ist kein Kampf vorausgegangen, der Täter muss ihn überrascht haben.«
    Â»Ja, das sehe ich genauso. Zumal der Schuss aus kurzer Distanz abgefeuert wurde. Das heißt: Er hat den Täter nah an sich herangelassen. Also kannte er seinen Mörder oder seine Mörderin. Denn jeden x-Beliebigen wird er nicht in seine Wohnung hereingelassen haben. Oder?«
    Â»Tja«, seufzte Heinrich, »das kann ich dir nicht sagen. So gut kannte ich ihn nicht. Ich kenn ihn ja nur von diesen …«
    Â»Ich weiß schon«, unterbrach sie ihn ungeduldig, »nur von diesen Schafkopfrunden. Das hat der Eigner auch gesagt. Wie ist eigentlich dieses Samstagsabendtreffen zustande gekommen? Wie habt ihr vier euch kennengelernt?«
    Â»Kannst du dich noch an meinen Krankenhausaufenthalt vor drei Jahren erinnern? Da lag ich doch im Martha-Maria, nach dieser vergeigten Aktion in Gostenhof.«
    Sie nickte. Gewiss konnte sie sich daran erinnern, viel zu gut konnte sie sich daran erinnern, als Heinrich sich standhaft geweigert hatte, das Krankenhaus zu verlassen, obwohl ihm nichts Organisches fehlte. Und auch an ihr schlechtes Gewissen, denn sie war es ja gewesen, die diesen Einsatz vergeigt hatte. Sie und ihre Angst vor Heinrichs Waffe.
    Â»Dort hab ich den Ulli kennengelernt. Wir haben schon damals oft in der Cafeteria gesessen und Schafkopf zusammen gespielt. Und dann hat er mich eines Tages angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, bei ihnen einzusteigen. Denen war nämlich kurz davor der vierte Mann abgesprungen. So ist es dazu gekommen. War ja auch eine nette Runde. Nichts für die große Freundschaft, aber so weit waren alle ganz in Ordnung. Mal mehr, mal weniger.«
    Jetzt endlich wusste sie, warum ihr das Gesicht des Opfers so bekannt vorgekommen ist – Jakobsohn war der leutselige, fröhliche Patient mit der schmeichelnden Stimme, den sie in Heinrichs Krankenzimmer seinerzeit zweimal angetroffen hatte.
    Â»Was heißt hier ›mal weniger‹?«
    Â»Na ja, du weißt doch. Es hat halt jeder so seine Eigenheiten. Ich auch, ich nehm mich da gar nicht aus. Und beim Schafkopfen geht’s mitunter schon heftig zu. Wenn sich einer verschmeißt zum Beispiel. Oder wenn jemand meint, sein Partner hätte anders bedienen müssen. Dann wurde es schon mal laut. Aber am Schluss waren immer alle wieder friedlich.«
    Â»Aber zu Handgreiflichkeiten ist es nicht gekommen?«
    Â»Nein«, lachte Heinrich auf. »Das natürlich nicht.«
    Â»Habt ihr um Geld gespielt?«
    Â»Ja, schon.« Er sah sie verwundert an. »Sonst kannst du es ja gleich bleiben lassen. Sonst ist es ja witzlos. Aber das waren nur Centbeträge, nichts, was aus dem Rahmen fiel.«
    Â»Aha.« Sie kramte in ihrer großen Umhängetasche und zog Heinrichs Dienstwaffe hervor, legte sie ihm vor die Nase. »Ich möchte, dass du die jetzt immer bei dir trägst.«
    Nach einem langen Blick zu ihr sagte er: »Du hältst das für nötig?«
    Â»Sonst würde ich sie dir nicht geben, das kannst du mir glauben. So ganz legal ist das nämlich nicht. Du bist ja nicht im Dienst. Das bist du erst wieder, wenn wir Jakobsohns Mörder gefunden haben. Ich verstoße hiermit also eindeutig gegen die Dienstvorschriften.«
    Â»Das ist dir doch sonst auch wurst«, war alles, was er dazu sagte.
    Er nahm die Heckler & Koch P7 nicht an sich, musterte sie lediglich. Da setzte sie nach: »Ich habe den Eindruck, du nimmst diese Sache nicht so ernst, wie du sie nehmen solltest. Eigentlich solltest du sie noch ernster nehmen als ich,

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