Fränkisch Schafkopf
denn es ist dein Leben, das auf dem Spiel steht, nicht meins.«
Nachdem er noch immer nicht nach der Waffe griff, sie stattdessen mit ironisch-amüsiertem Blick ansah, verlor sie die Beherrschung, zum zweiten Mal an diesem Tag, und erzählte ihm die paar Details, die sie noch an der Haustür am Budapester Platz aus Rücksichtnahme ihm gegenüber verschwiegen hatte; sie bauschte diese Details ein wenig auf, zugegeben, aber das war ja nur zu seinem Besten. Wie zum Beispiel, dass alle der Kollegen ihn nach wie vor als Hauptverdächtigen sahen, dann seine verheerende Rolle in Winklers Akte und Fleischmanns ausdrückliche Empfehlung, »Herrn Bartels aus dem Kreis der Verdächtigen nicht auszuschlieÃen«.
Nachdem sie geendet hatte, fragte Heinrich, nun sichtlich erschrocken: »Aber ich habe doch keine Schmauchspuren an den Händen gehabt?«
»Nein, an den Händen nicht, aber an deiner Hose schon. AuÃerdem kannst du dir anschlieÃend die Hände gewaschen oder gleich von Anfang an Handschuhe getragen haben. Das entlastet dich in keiner Weise. Das kannst du dir doch denken.«
Da endlich zog er die Waffe samt Holster zu sich.
»Was glaubst du eigentlich, Paula«, fragte er mit leiser Stimme, »was ich mit dieser Sache zu tun habe? Hältst du es auch für möglich, dass ich â¦Â«
»Nein, natürlich nicht. Das ist ausgeschlossen«, sagte sie. »Ich glaube, man hat dir eine Falle gestellt.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Weil ich dich kenne.«
»Ich bin mir da nicht so sicher. Möglich ist alles.« Er sah sie ernst an.
»Möglich ist vieles, aber nicht alles. Das Saudumme ist nur, dass du dich an so gar nichts erinnern kannst. Insofern hat eine sequenzielle Rekonstruktion derzeit auch wenig Sinn, fürchte ich.«
»Hm«, brummte er zustimmend. »Aber was sollen wir dann machen?«
»Lass halt mal deine berühmt-berüchtigte Phantasie spielen. Also, was wissen wir? Dass Jakobsohn von jemandem getötet wurde, der ihn und dich offensichtlich gut kannte. Und nachdem jeder, der mit ihm zu tun hatte, übereinstimmend aussagte, dass das nicht allzu viele waren, müssen wir jeden unter die Lupe nehmen, wieder und wieder, bis wir ein Motiv finden.«
»Aber warum sollte jemand den Ulli umbringen? Der hat doch nix.«
»Das habe ich schon so oft gehört, dass ich es bald nicht mehr hören mag. Der hat doch nix! So ein Krampf. Der«, betonte sie, »hatte zum Beispiel eine Eigentumswohnung. Plus eventuell eine Erbschaft, da sind wir noch dran. Plus groÃzügige Unterstützung von seinen Freunden. Allein du hast ihm schon mal zehntausend Euro geliehen. Oder gar geschenkt?«
»Im Prinzip war es eine Leihgabe«, sagte Heinrich lächelnd, »aber ich hab von Anfang an damit gerechnet, dass ich das Geld nicht zurückbekomme. Letztendlich dann also doch geschenkt.«
»Das finde ich aller Ehren wert, Heinrich, wirklich. Eine Schenkung von zehntausend Euro an jemanden, den man erst seit Kurzem kennt, und das nicht einmal besonders gut. Du hast es doch auch nicht so üppig.«
»Nein, so üppig hab ichâs nicht, da hast du recht. Aber ich brauche auch wenig, das weiÃt du ja. Und wenn es jemand so dringend braucht wie der Ulli damals â¦Â«
Damit war das Thema Dauerleihgabe für sie erledigt.
»Und du hast überhaupt keine Vorstellung, warum du an diesem Samstag bei Jakobsohn warst? Irgendeine Idee?«
Bedauernd zog Heinrich die Schultern hoch. »Nein, keine. Da ist nur ein schwarzes Loch, schon ab Freitagabend.«
»Aber du bist vorsätzlich dorthin hingefahren, nicht aufs Geratewohl. Das war keine Stippvisite aus einer momentanen Laune heraus. Das hat mir deine Oma gesagt. Dass du in die SpenglerstraÃe gefahren bist, zum Kartenspielen. Also hast du sie angelogen. Aber warum? Machst du das regelmäÃig, schwindelst du sie öfters an?«
»Ãfters, na ja, das gerade nicht. Aber manchmal lässt es sich halt nicht vermeiden. Sie will schon immer ganz genau wissen, wo ich bin, wen ich sehe, wie lange ich dort bleibe, solche Sachen halt.«
Dann fügte er ergänzend hinzu: »Und immer, immer fragt sie, ob ich dort wohl eine Frau treffe. Mensch, geht mir diese Fragerei auf den Senkel, das glaubst du gar nicht. Mindestens jeden zweiten Tag hält sie mir vor: âºIch kann erst in Ruhe sterben, wenn du nicht mehr
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