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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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widerlichen, schäbigen Typen, ihr Heinrich? Das durfte nicht sein. Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Zumindest im Moment noch nicht.
    Â»Wie hat denn Herr Bartels auf diese … ja, Sache reagiert? Hat er es zugegeben?«
    Â»Es blieb ihm ja nichts anderes übrig. Ulrich hatte ein Foto dabei, auf dem Heinrich mit dieser Frau abgebildet war.«
    Â»Haben Sie dieses Foto auch gesehen?«
    Â»Ja, allerdings nur flüchtig. Aber es stimmte, es zeigte Heinrich wirklich Arm in Arm mit der Frau. Dass es sich dabei um diese Phinyoyos handelte, weiß ich deswegen so genau, weil in Ullis Wohnzimmer ein Foto von ihr steht. Das haben Sie sicher auch gesehen?«
    Paula erhob sich ruckartig. Sie musste jetzt allein sein und nachdenken. In Ruhe. Sie ignorierte den Grauschleier, der sich auf ihre Seele legte. Drängte die hässlichen Bilder zurück, die sich ihr aufzwingen wollten.
    Â»Ja, dann wär es das auch schon. Vorerst. Nur eine Frage noch: Haben Sie Herrn Jakobsohn irgendwann einmal Geld geliehen?«
    Sie registrierte, wie Eigner erstaunt aufsah.
    Â»Warum sollte ich?«
    Â»Herr Jakobsohn hatte finanzielle Probleme. Schon seit Jahren. Da wäre es doch denkbar, dass er Sie als seinen Freund um Geld angeht.«
    Â»Freund«, ihr Gastgeber wägte das Wort auf der Zunge ab, als ob es eine neue Weinsorte sei, die er gerade verköstigte, »Freund ist vielleicht zu viel gesagt. Wir haben uns einmal in der Woche getroffen, für ein paar Stunden, zum Kartenspielen. Das war aber auch schon alles.«
    Jetzt stand auch Eigner auf und wies mit dem Arm zur Haustür.
    Dort angelangt, wiederholte sie ihre Frage. »Ja oder nein? Haben Sie ihm nun Geld gegeben oder nicht?«
    Â»Eher nicht«, lautete die sibyllinische Antwort. Dann zog er die Tür hinter ihr zu.
    Langsam ging sie zu ihrem Wagen und setzte sich hinters Steuer. Als sie in die noch immer hell erleuchtete Küche blickte, sah sie Wolf-Rüdiger Eigner, der zu ihr herüberstarrte. Dann zog er hastig die Scheibengardinen zu, wenige Sekunden später wurde das Licht ausgeschaltet. Im dunklen Schatten der Nacht wirkte der Bungalow nun kalt und abweisend.
    Sie startete den Wagen und fuhr heim. Im Vestnertorgraben angelangt, blieb sie regungslos im Auto sitzen. Der Grauschleier, den sie in der Steuerwald-Landmann-Straße noch so energisch zurückgedrängt hatte, war nun nicht mehr beherrschbar, war übermächtig geworden. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Also dachte sie nichts, stierte lediglich auf die Burgmauer und Kaiserstallung, die sich vor ihr erstreckten.
    Irgendwann zog sie den Zündschlüssel ab und stieg aus. Einer alten Gewohnheit folgend, ging sie zunächst in den Keller und besah sich ihr Weinregal. Hier wenigstens war alles, wie es immer war. Das empfand sie als beruhigend. Ohne zu überlegen, griff sie ins oberste Regalfach, dorthin, wo die Flaschen lagerten, die sie für die ganz besonderen, für freudige Anlässe aufbewahrt hatte.
    Dann stieg sie in den dritten Stock hoch, streifte noch in der Diele die Schuhe ab und stellte die Weinflasche auf den Küchentisch. Erst nachdem sie sie entkorkt hatte, besah sie sich das Etikett. Ein Brauneberger Kabinett, feinherb. Sie holte eines der teuren Sortenweingläser, wovon sie nur wenige hatte, und füllte es.
    Sie war nun entschlossen, den Rest dieses Tages nur einem Thema zu widmen – dem Genuss dieses Zechweins auf allerhöchstem Niveau. Heinrich und seine zweifelhaften Ausflüge nach Fernost würden heute Abend nicht mehr vorkommen, genauso wenig wie Kochen, Denken oder sonstige Widrigkeiten.
    Schon der erste Schluck bestätigte ihre Ahnung. Ja, das war der klassische Kabinettwein, nicht zu süß, nicht zu trocken. Kein großes Gewächs, aber auch kein angeberischer Wein. Dafür lieblich und anmutig. Herrlich, wie er so leichtfüßig die Kehle hinunterlief. Und mit jedem Schluck den Kopf ein wenig freier, dem Grauschleier den Garaus machte. Als die Flasche zur Hälfte geleert war, atmete sie einmal tief und entspannt durch.
    Zwei Minuten später saß sie mit einem gut gefüllten Weinglas in der rechten und einer Chipstüte in der linken Hand auf dem Sofa, prostete sich selbst zu und legte die Beine auf den niedrigen Couchtisch. Dabei streifte ihr Blick zufällig das kleine gerahmte Foto von Paul, das an der Wand neben dem Fernseher hing. Da war es mit ihrer

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